Schalke - eine Leidenschaft, die Leiden schafft

Wie erlebte ich die Saison 2010/2011?

Eine merkwürdige Saison... Die ersten vier Bundesligaspieltage schien unser Team zu verschlafen, erst nach dem mit 3:1 verlorenen Derby am vierten Spieltag konnten wir gegen Freiburg den ersten Dreier einfahren.
So durchwachsen ging es dann auch leider weiter. Nur fünf Spiele konnten wir in der Hinrunde für uns entscheiden, vier weitere endeten unentschieden. Da musste eindeutig etwas passieren!
Deutlich besser lief es dafür in der Champions League. Vier der sechs Gruppenspiele gegen Olympique Lyon, Hapoel Tel Aviv und Benfica Lissabon gewannen wir und zogen somit ins Achtelfinale ein. Durch einen 3:1 Sieg im Rückspiel flog der FC Valencia aus dem Wettbewerb und wir mussten als nächstes nach Mailand, wo Inter auf uns wartete. Die hatten zuvor schon den FC Bayern aus dem Rennen um den Pokal geworfen, was unsere Hoffnungen auf ein Weiterkommen natürlich nicht gerade steigerte. Aber mit einem unglaublichen Siegeswillen gelang dem Team in Mailand das unglaubliche: nach zweimaligem Rückstand rappelten sich die Schalker wieder auf und siegten mit 5:2! Ich erinnere mich an diesen Abend noch, als wäre es gestern gewesen! Wir haben noch lange gefeiert, als schließlich auch das Rückspiel 3:1 für uns ausging und wir im Halbfinale standen! Das verloren wir dann gegen Manchester United, die dann später auch den Titel holten. Diese Champions League Saison war einfach unglaublich und ich denke, ich bin nicht die einzige, die sich noch gern daran zurück erinnert.
In der Bundesliga lief es leider alles andere als zufriedenstellend. Mit lächerlichen vier Siegen in der Rückrunde standen wir am Ende der Saison auf Platz 14 und konnten den Abstieg nur knapp verhindern. Meine Güte, damals konnte es keiner verstehen... Wir spielten uns in der Champions League bis ins Halbfinale und in der Liga spielten wir gegen den Abstieg! Unfassbar!
Aber es gab ja glücklicherweise noch den DFB-Pokal. Aalen, Frankfurt und Augsburg konnten wir mit je einem Tor unterschied schlagen, im Viertelfinale stand dann die Partie mit unseren Freunden aus Nürnberg an. Was für ein Spiel! Nach 90 Minuten stand es 2:2 und auch in der Verlängerung schaffte es niemand, den Ball im Tor zappeln zu lassen. Bis Felix Magath in der 113. Spielminute Julian Draxler aus dem Hut zauberte. Ich persönlich kannte ihn damals nicht und hatte auch noch nichts großartiges von ihm gehört, das sollte sich allerdings schnell ändern! Der Junge holte sich am Mittelkreis den Ball, umdribbelte ein paar Gegner und zog einfach ab. Wir störten alle auf, weil uns diese miesen Torschüsse aus der zweiten Reihe schon langsam auf die nerven gingen, bis wir merkten, dass der Ball im selben Moment im Netz einschlug. Wir konnten es kaum glauben! Der Typ, der gerade 17 Jahre alt geworden war, schoss Schalke mit seinem erstes Ballkontakt des Spiels ins Halbfinale! Man, war das geil! Und schon stürmten alle Spieler auf Draxler und schmissen sich auf ihn.
Es wurde für alle Schalker wohl noch eine lange Nacht, wir feierten jedenfalls noch ordentlich. Als dann allerdings die Paarungen für das Halbfinale ausgelost wurden, waren wir schon nicht mehr so euphorisch. Ausgerechnet nach München?! Aber uns blieb nichts anderes übrig und wir fanden uns also zum Halbfinalspiel mit unserem Fanclub zusammen, um gemeinsam das Spiel zu schauen. In der 15. Minute erzielte Raul nach einer Ecke das 0:1 für uns und wir freuten uns natürlich riesig! Aber dann wurde es ernst. München kam besser ins Spiel und hatte gute Chancen. Mit Ach und Krach schaffte es Schalke, die durch das Champions League Aus angestachelten Münchner zu kontrollieren und siegte schließlich mit 1:0. Jetzt gab es für uns kein Halten mehr. Sofort wurden Karten für das Pokalendspiel bestellt. Wir hatten natürlich wenig Hoffnung, diese zu bekommen, aber einen Versuch war es immerhin wert. Drei Wochen vor dem Finale kam dann der erlösende Anruf unseres Fanclubvorstandes, wir hätten genügend Karten bekommen und würden mit sechs Leuten nach Berlin fahren. Ich war super aufgeregt! Als es dann endlich soweit war, stiegen wir schon früh morgens in den Bus, den wir uns mit zwei anderen Fanclubs teilten. Wir kamen gegen Nachmittag in Berlin an und gingen noch ein bisschen durch die Stadt, trafen dort noch andere Schalker und auch einige Duisburg-Fans, die natürlich nicht besonders viel Hoffnung auf einen Sieg hatten. Wir hatten trotzdem einen schönen Nachmittag und machten uns dann gegen Abend auf den Weg ins Olympiastadion. Das war ganz schön groß! Dort bekam ich dann auch endlich mein Schalke-Trikot, das ich mir schon so lange gewünscht hatte. Das Spiel war großartig, Draxler schoss schon früh das 1:0 für Schalke und darauf folgten noch 4 weitere Treffer, sodass wir schließlich mit 5:0 siegten und Manuel Neuer kurze Zeit später den Pott in den Berliner Nachthimmel reckte. Nachdem wir noch lange im Stadion feierten, ging es nochmal in die Stadt und schließlich fuhren wir mit dem Bus zurück nach Hause. Gegen fünf Uhr lag ich dann endlich in meinem Bett und konnte schlafen.
Champions League und Pokal liefen also perfekt, nur in der Bundesliga war absolut nichts zu holen. Durch den Sieg über Duisburg sicherten wir uns immerhin die Europaleague-Qualifikation für die nächste Saison, sodass wir international weiterhin vertreten waren.