Tränen fanden langsam ihren Weg an die Oberfläche. Ich weinte nicht oft, doch wenn ich es tat, dann wegen einer Person, die mir wichtig war und Jennie ist eine dieser Personen. Sie war, ist und wird immer einer dieser Personen sein. Egal ob wir verstritten waren oder Jahre lang kein einziges Wort ausgetauscht hatten. "Bitte Jennie. Ich bitte dich" flüsterte ich kaum hörbar.
Langsam drehte sie sich um. Ihr Blick klebte förmlich an meinem Gesicht, in welchem sie versuchte die Wahrheit zu finden. Sie versuchte hinter die Fassade zu blicken und herauszufinden, ob das alles gelogen war oder ob ich doch einfach nur verrückt wurde.
Wer würde das nicht tun, wenn er eine solch verrückte Geschichte hören würde.
Doch mit jeder Sekunde in der sie mich weiter anstarrte, wurde ich nur noch nervöser. Sekunden zogen sich und fühlten sich an wie Stunden. Stunden welche vergingen, in denen man hoffnungslos auf eine Antwort wartete.
Doch statt einer Antwort löste sie sich nur wieder aus ihrer Starre und stürmte förmlich auf mich zu.
In meinem Kopf spielten sich bereits verschiedenste Situationen ab.
Wie sie mich anschrie.
Wie sie mich auslachte.
Doch die schlimmste war, die in der sie mich ignorierte und einfach an mir vorbeiging.
Was würde ich nur tun wenn sie mir nicht glaubte? Sie würde mich, wie alle anderen, als verrückt abstempeln.
Bei den anderen konnte ich es verkraften, doch nicht bei ihr. Sie war mir zu wichtig. Denn auch wenn wir in den letzten Jahren miteinander kaum ein Wort ausgetauscht hatten, schweißte uns die Vergangenheit trotzdem zusammen. Das Vergangene konnte man nicht ändern und ich war froh, dass sie ein Teil von dieser war.Jedoch trat keine der Situationen ein, denn als Jennie auf mich zustürmte, blieb sie kurzerhand vor mir stehen und zog mich in eine innige Umarmung und flüsterte mir beruhigend: "Ich glaube dir doch. Ich werde dir immer glauben" zu.
Doch ihre Antwort brachte mich nur noch mehr zum Weinen.
Sie glaubte mir.
Ich konnte meine Fehler nicht mehr löschen, denn dafür war es zu spät. Durch mein Verschulden machte mein Leben eine Bruchlandung und kullerte ziellos den Berg herunter. Doch nun hatte ich die Möglichkeit alles wieder geradezubiegen, meinen Fall abzubremsen und den Anstieg auf den Berg erneut zu wagen. Jennie fing meinen Absturz auf und zog mich in die richtige Richtung, da war ich mir sicher.
Es wird alles andere als leicht, doch der Versuch es wert, denn wenn man erst sein Ziel erreicht hatte und den Ausblick von der Spitze des Berges betrachtete, wusste man, man hatte sein Ziel erreicht. In meinem Fall war die Spitze des Berges eine zweite Chance, alles wieder gut zu machen.
Ich musste es versuchen auch wenn es nur einen Funken Hoffnung gab das alles zu erreichen, denn jeder Funke konnte ein Feuer entfachen, das alles veränderte.
Ich hatte eine Chance auf Wiedergutmachung. Bei ihr und auch bei Bangtan.
Eines habe ich in all den Jahren gelernt. Jennie konnte gut auf sich alleine aufpassen. Sie konnte das mehr als alle anderen. Ich musste sie nicht vor den anderen beschützen, auch wenn mir das schwer fallen würde. Ich hätte sie damals ihre eigene Entscheidung treffen lassen sollen. Vielleicht hätte sich dann doch alles wieder von alleine zum Guten gewendet, wenn ich sie nicht von mir weggestoßen hätte. Doch im Nachhinein war man nun mal schlauer."Ich helfe dir, aber dafür hast du mir noch einiges zu erklären" sprach sie beruhigend auf mich ein oder sie versuchte es zu mindestens, denn beruhigen konnte ich mich momentan überhaupt nicht.
Sie hatte Recht. Wir hatten so einiges zu klären. Angefangen mit einer Erklärung warum ich das damals das tat, was geschah, auch wenn ich mir sicher war, dass sie den Grund bereits wusste.
Ich will nicht zugeben, dass wir beide die letzten Stunden schwänzten, doch das taten wir.
Wir beide waren noch nie eine dieser Aushängeschüler gewesen, die niemals zu spät kamen oder nie eine Stunde verpassten, also warum sollten wir jetzt damit anfangen?
Denn seien wir Mal ehrlich, das hier war wichtiger als eine Doppelstunde Sport, in welcher ich sowieso nichts anderes gelernt hätte, als immer wieder zu merken, dass ich noch unsportlicher war als ich dachte.
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Worlds Apart: Welcome to the World of Bangtan
FanfictionChaeyoung ist auf der Suche nach ihrem Vater, den sie nur noch dunkel aus Kindheitserinnerungen kennt, da er eines Tages plötzlich verschwand. Niemand wusste was damals wirklich geschah. Als sie Jahre später einem Signal aus dem alten Büro ihres Vat...