Nachdem Rian mir seinen und dazu auch meinen Standpunkt in unserer Ehe klargemacht hatte, stand ich noch eine ganze Weile alleine an meinem Tisch, während er sich mit einigen Anzugtragenden hohen Tieren am anderen Ende des geschmückten Gartens unterhielt.
Was wollte er überhaupt in der Politik? Da brauchte man Ruhe, Ausgelassenheit und sollte nicht allzu impulsiv handeln, was bei ihm alles überhaupt nicht zu seinem Charakter passte.
"Keeva", riss mich mein Vater aus den Gedanken und schon umarmte er mich herzlich, woraufhin ich seine Geste mit einem Lächeln erwiderte und über seine Schulter hinweg meiner Mutter entgegensah, sie sich hinter ihm kraftlos am Tisch abstüzte.
"Ihr solltet wirklich nach Hause. Mama braucht Ruhe", sprach ich besorgt und nur zögerlich löste er sich von mir, um mein Gesicht behutsam in seine Hände zu nehmen.
"Wir sind sehr stolz, aber auch sehr besorgt", flüsterte er und gekonnt spielte ich ihm vor, dass mir das alles gar nicht so viel ausmachte. Fehlte ja gerade noch, dass meine Eltern von Sorgen geplagt wurden.
"Es ist wirklich vollkommen okay, Papa. Mach dir keine Gedanken und kümmere dich um Mama", gab ich ihm lächelnd zurück und wandte mich aus seinen Händen heraus, um meiner Mutter einen liebevollen Kuss auf die Stirn zu geben. Sie sagte nichts und wirkte, als wäre sie gar nicht richtig anwesend und ich war mir auch nicht sicher, ob sie überhaupt noch etwas von dem Allem hier mitbekam.
Über ihren Zustand mehr als nur besorgt, half mir wenigstens der Gedanke, dass sie sich bald die besten Ärzte Dublins leisten könnte und es ihr dadurch besser gehen würde.
"Wir sehen uns nachher. Ich hole meine Sachen dann noch", erklärte ich mich meinem Vater, der aber sofort verneinend den Kopf schüttelte.
"Padraig ist schon los gefahren, um alles zu packen und herzubringen."
Irritiert nickte ich und dachte darüber nach, dass ich gar keine Möglichkeit mehr haben würde, mich von den Leuten zu verabschieden, die heute keine Zeit hatten uns herzubegleiten. Wer wusste schon, ob ich bei seinen Anforderungen überhaupt noch raus durfte. Vorstellen konnte ich es mir nicht.
"Wir sind immer für dich da und egal was ist, du kannst jederzeit nach Hause kommen, ohne das du dir je Vorwürfe machen müsstest."
Eine letzte Umarmung, ein letztes Lebe wohl und schon verschwanden all die Menschen gemeinsam aus meinem Blickfeld, die ich kannte und liebte, um mich mit den ganzen reichen Anzugträgern hier alleine zu lassen.
Na super.
Ohne weiter darüber nachzudenken, schnappte ich mir die Flasche Sekt und schaute neugierig durch den Garten, um genau auf Rians Augen zu treffen, der genüsslich an seinem Whiyksglas nippte und flüchtig auf die Flasche in meiner Hand sah.
Ich hob sie grinsend hoch, als würde ich ihm zuprosten wollen und formte ganz langsam ein Wort mit meinen Lippen.
"Aaaaarschlooooch."
Er verstand mich sicherlich nicht, wandte sich auch schnell wieder den Männern sich gegenüber zu und als ich dann triumphierend eine ruhige Ecke suchen wollte, lief ich genau in die Brust des Riesen, der mich vorhin schon so grob am Arm gepackt hatte.
"Pass doch auf!", zickte ich ihn an und ohne mir etwas zu erwidern, nahm er mir die Sektflasche ab und stellte sie etwas fester auf den Tisch neben uns.
"Du solltest auf meinen Bruder hören. Sieht du das", zeigte er auf einige Narben in seinem Gesicht. "Das kann passieren, wenn man ihn reizt."
Er grinste dreckig, als ob ich jetzt Angst bekommen müsste, doch ich zuckte nur mit den Schultern und wirkte eher gelangweilt von ihm. "Wenn man sich nicht wehren kann, selbst Schuld, Großer", sprach ich ihm mein Mitgefühl aus und klopfte ihm dann aufmunternd auf seine Schulter, um erneut meine Flasche zu nehmen und mich an ihm vorbeizudrängen.
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Rian - Bis dass der Hass uns scheidet
Dragoste- Abgeschlossen - Darkromance | Drama ______ Rian & Keeva Zwei Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, denn während sie die Frau ist, die sich immer an alle Regeln hält, ist er der Mann, der diese täglich bricht. Ihr Leben dreht sich da...