Kapitel 4 - Die Vorurteile und der Hund

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Am nächsten Morgen wurde Emma um acht Uhr morgens wach, was für ihre Verhältnisse viel zu früh war. Sie streckte sich und drehte sich nochmal zu Toni, der bei ihr im Bett lag.

„Na, du Hund. Heute hast du besonders gut geschlafen, nicht wahr?", fragte sie ihn, denn im Normalfall durfte er nicht zu ihr ins Bett, doch sie war am Abend davor so durcheinander gewesen, dass sie seine Nähe gebraucht hatte. Dann schloss sie die Augen und döste noch eine Weile vor sich hin. Aufstehen war nicht gerade ihre Stärke, im Gegensatz zu Toni, der ihr Gesicht abschleckte.

„Toni. Es ist acht Uhr. Hör auf damit. Ich schlafe noch. Siehst du das nicht? Meine Augen sind zu."

Er hörte auf und fing an zu wimmern.

„Du bist grauenhaft.", brummte sie und wie jeden Morgen kauerte sie sich aus dem Bett, öffnete die Tür und legte sich wieder hin.

Als sie dann um zehn Uhr nochmal aufwachte und nach ihrem Hund rief, der eigentlich Brötchen mitbrachte, kam er nicht, was sie sehr verwunderte. Auch der Schuh stand immer noch in der Tür.

„Seltsam.", murmelte sie.

Musste sie sich Sorgen machen? Doch das brauchte sie nicht. Nach kurzer Zeit, Emma hatte sich gerade erst umgezogen, kam er zur Tür rein.

„Meine Güte, wo warst du denn? Ich hab mir Sorgen gemacht.", seufzte sie erleichtert und streichelte ihm das Fell.

Schade, dass er nicht sprechen konnte, denn sie hätte zu gerne gewusst, was er so lange gemacht hatte. Aber vielleicht dachte er sich nur, dass wenn Emma sowieso so lange schlief, dass er etwas herumstreunen konnte.

Die darauffolgenden Tage war extrem viel los und Emma war beinahe rund um die Uhr im Berry's, doch Matteo ließ sich dort nicht blicken, worüber sie frustriert und gleichzeitig überrascht war, dass es ihr so viel ausmachte. Tag für Tag wartete sie darauf, dass er wiederkam. Sie überlegte, Ben zu fragen, wo er wohnte, um ihm vielleicht einmal „zufällig" über den Weg laufen zu können, doch sie wollte nicht mit Ben über ihn sprechen.

Dann würde er nur denken, dass sie für Matteo schwärmte, was er nicht denken sollte, auch wenn es in Wirklichkeit irgendwie so war.

Also wartete sie in jedem Moment darauf, dass er auftauchen würde. Wenn sie aus der Küche kam, sah sie immer nach, ob er an der Bar saß.

Jedes Mal, wenn ein Gast zur Tür hereinkam, schaute sie nach, ob es nicht vielleicht Matteo war. Wenn sie mit Toni spazieren ging, hoffte sie, dass er noch einmal nach ihr rufen würde. Wenn sie abends die Tische abwischte, hoffte sie, dass er gerade noch rechtzeitig hereinkam.

Oder wenn sie gerade den Schlüssel zur Tür des Berry's umdrehte, um abzuschließen - und sie drehte ihn sehr langsam um – hoffte sie, er würde hereinstürzen.

Wenn sie nach Hause ging, hoffte sie, dass er vor der Tür stand und auf sie wartete. Wenn sie zu Hause war, hoffte sie, dass er herausfinden würde, wo sie wohnte und bei ihr klingelte. Mitten in der Nacht. Mit einem Strauß Rosen. Der Phantasie waren da keine Grenzen gesetzt und mit jedem Tag wurden diese immer verrückter. Doch wenn sie sich schlafen legte, war sie jedes Mal frustriert, dass er wieder nicht aufgetaucht war, während sie wieder anfing zu hoffen, wenn der neue Tag startete. Irgendwann musste er ja wiederkommen. Hoffentlich.

Unendlich viele Fragen kamen auf, während sie darüber philosophierte, warum er nicht zu ihr kam.

Schaffte er es vielleicht zeitlich nicht mehr ins Pub zu kommen, weil er mit dem Studium so beschäftigt war, oder weil er vielleicht nicht einmal in der Nähe studierte, denn die Hochschulen und Universitäten waren erst in der nächsten großen Stadt? Waren sie mit dem Umzug so sehr beschäftigt oder war der Stress, den sie zu Hause hatten, tatsächlich so schlimm, dass er nicht wegkonnte?

Leben, lieben und niemals aufgebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt