Kapitel 12 - so ein Gefühl

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Nach dem Essen führte Luca sie über einen Treppenlift, der extra dafür konzipiert war, Rollstühle ins obere Geschoss zu transportieren, in die oberen Zimmer, darunter ein wunderschönes helles, antikes Badezimmer mit rustikalen Holzelementen. Es war eine Mischung aus modernen, frischen, hellen Farben und der Antike, was im ersten Moment sehr gegensätzlich schien, doch perfekt aufeinander abgestimmt war, wie die Teekanne im Buffetschrank.

Dann brachte Luca sie in das Zimmer, in dem Matteo gewohnt hatte. Emma's Herz schlug für einen Moment höher, als sie reinkam und sah sich um, ob sie irgendwas erkennen konnte, in dem sie Matteo wiedererkannte.

Es war nicht nur ein einfaches Zimmer, sondern beinahe ein Loft, dem die Küche fehlte. Dort stand ein altes, antikes Bett, das in dunklem grau-blau überstrichen war, wie das meiste in dem Zimmer, doch trotzdem noch original erhalten. Aber auch eine Sitzgarnitur mit zwei Sesseln und einem Sofa, einem Beistelltisch und Fernseher, außerdem ein Arbeitsplatz, der aus einem alten Sekretär-Tisch gestaltet war, stand darin. Die Bücherschränke waren voll von medizinischen Schinken. Große Bogenfenster führten hinaus in den Garten, der so wunderschön war.

Dann fiel Emma auf, dass es so schien, als wäre Matteo nicht weit weg gegangen, sondern gerade nur zur Toilette, denn auf dem Couchtisch lag eine offene Zeitschrift und ein Kugelschreiber darauf, als wollte er sich etwas markieren. Auch sein Sekretär war geöffnet und ein MacBook stand darauf, neben dem noch eine Tasse stand. Kleidung hing über einen Stuhl und sogar sein Portemonnaie, Smartphone und Schlüssel lag auf einem Regalbrett neben der Tür.

„Ihr habt alles so gelassen, wie es ist, nicht wahr?"

„Ja, meine Mutter weigert sich, dass es gereinigt wird."

„So ordentlich ist Matteo? Hier wurde nichts hinter ihm aufgeräumt?"

„Ja!", lachte Luca auf und sah sich um.

„Er war schon immer sehr aufgeräumt. Die meiste Zeit saß er sowieso am Schreibtisch und hat gelernt."

Emma sah sich um und dann noch einmal zu Luca.

„Du vermisst ihn sicher sehr."

„Er ist mein Bruder. Wir waren noch nie vorher für längere Zeit getrennt. Mir würde es reichen, wenn ich wüsste, dass es ihm gut geht und er denkt, dass es eine gute Entscheidung war."

Emma nickte verständnisvoll.

„Ja, das verstehe ich."

Dann sah sie zu Ben und atmete tief durch.

„Ich würde dieses Angebot so gerne annehmen."

„Aber?", fragte Ben verwundert.

„Ich weiß einfach nicht, wie ich es meinem Vater erklären soll."

„Es war mit meiner Mutter auch nicht leicht. Sie hat immer die Sorge, dass jemand hierherkommt, sich einschleimt, aber am Ende nur hinter dem Geld her ist. Ihr fällt es sogar schwer, Menschen Geschenke zu machen, die sie nicht wirklich sehr gut kennt.", erklärte Luca.

Ben lachte laut los, als er das hörte.

„Du hattest die Hoffnung, dass Matteo deinen Vater überzeugt, da kannst du erstmal Matteos Mutter von dir überzeugen. Es verfolgt dich wohl einfach. Ironie des Schicksals."

Damit hatte er vollkommen Recht und sogar Emma musste darüber lachen.

„Warum soll Matteo deinen Vater überzeugen?", fragte Luca interessiert.

Emma seufzte ermüdet und sah Ben an. „Er soll meinen Vater überzeugen, dass nicht jeder Mensch, der reich ist, auch gleich ein von Geiz und Gier zerfressener Unmensch ist."

Leben, lieben und niemals aufgebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt