Kapitel 16 - Der Anruf

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Die nächsten Tage saß Emma nur noch auf der Terrasse und starrte auf das Meer hinaus, um zu begreifen, was geschehen war. Immer wieder fragte sie sich, ob das die richtige Entscheidung gewesen war. Doch leider fand sie keine Antwort.

Sie beneidete ihn darum, dass er nun um die Welt reisen konnte, um Orte zu sehen, an die sie sonst niemals kommen würde. Das Angebot, das er ihr gemacht hatte, ließ sie nicht in Ruhe. Er würde mit ihr an jeden Ort gehen, den sie sich wünschte und gemeinsam würden sie die Welt entdecken. Ferne Palmenstrände mit glasklarem Wasser, der heiße Dschungel mit unentdeckten Ecken, eine riesige Sandwüste auf Kamelen und deren Oasen und hohe Berge, auf denen man über die Welt blicken kann.

War sie vielleicht zu naiv gewesen? Sie hielt an dem romantischen Wunschtraum fest, Matteo wiederzufinden und dort weiter zu machen, wo sie aufgehört hatten. Doch es war nicht klar, ob sie sich überhaupt wiedersehen würden. Und wenn doch, war es nicht klar, wie es weiter ging. Sicher nicht dort, wo sie aufgehört hatten, denn allein bei ihr hatte sich in diesen Jahren so viel verändert.

In all den Jahren.

Was waren Jahre zu den Tagen, die sie sich gesehen hatten?

Wenn sie genauer nachdachte, war es verrückt. Möglicherweise hatte er sie vergessen oder es war ihm nicht wichtig genug. Selbst seine Telefonnachrichten sagten nichts darüber aus, wie viel Hoffnungen sie sich machen durfte. Es war bereits ewig her und sie waren beide älter geworden.

Emma kannte Luca nicht nur besser. Sie konnte auch davon ausgehen, dass er sie aufrichtig liebte. Wenn sie ehrlich war, vermisste sie ihn sogar sehr. Sich von ihm zu trennen, fiel ihr nun deutlich schwerer, als sie es erwartet hatte.

Toni. Sie vermisste auch ihren treuen Wegbegleiter. Wie konnte sie es ihm antun, ihn einfach mit Luca mitgehen zu lassen, obwohl ihr Hund sie so sehr liebte.

Je mehr sie darüber nachdachte, desto dümmer erschien ihr ihre Entscheidung, die Zwei, die sie liebte, einfach weggehen zu lassen.

Selbst Tim und Ben wären mit ihr gekommen. Sie hätten eine wundervolle Reise erlebt, die mehr versprach, als Matteo zu finden.

Doch wenn sie an ihn dachte, wurde ihr Herz ganz weich. Er hatte irgendwas in ihr ausgelöst, das sie nicht erklären konnte. Doch reichte es dafür aus, das alles einfach fallen zu lassen, was ihr angeboten worden war?

Sie hatte gerade ihr Handy in der Hand und überlegt, Luca anzurufen, um ihn zu fragen, ob sie zu ihm stoßen konnte, denn er war bereits aufgebrochen, kamen Tim und Ben aufgeregt zu ihr gelaufen.

„Emma, du wirst es nicht glauben!", rief Tim aufgeregt und kam zu ihr gelaufen.

„Was ist mit dir?", fragte sie lachend, doch ohne zu zögern reichte er ihr das Tablet, wo gerade ein Videoanruf gestartet wurde, den er sogar aufnahm. Dann wurde dieser von einer jungen Frau angenommen, die Emma noch nie zuvor gesehen hatte.

„Hallo!", grüßte sie freundlich, während Tim sich so zu Ben und Emma stellte, dass man ihn ebenfalls sehen konnte.

„Hallo.", begrüßte er sie und meinte sofort: „Das ist gerade eine Überraschung für Emma, sie weiß also noch nichts."

Die Frau lachte hell auf und fing dann an zu erklären: „Hallo, ich bin July. Ich habe vor kurzem das Profil von dir, Emma, entdeckt und mir die Videos ein wenig angesehen. Es hat mich wirklich total bewegt, was du da alles erzählst und durchmachst. Das ist wirklich großartig und ich freue mich sehr darüber, dass jemand solche Videos macht, weil ich viele kenne, die genau diese Hoffnung brauchen.", erklärte sie voller Freude und Emma war klar, dass sie ein Fan von ihr war und nun irgendwie das Privileg von Tim erhalten hatte, mit ihr sprechen zu können.

Leben, lieben und niemals aufgebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt