26. Eine unangenehme Reise

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Als Remus die Augen aufschlug, lag er auf dem harten Waldboden, über ihm ein stahlgrauer Himmel. Die Äste der Bäume hoben sich schwarz vom hellen Himmel ab, sie sahen aus wie Klauen, die versuchten, sich auf die Wolken zu stürzen. Ein Windzug ließ Remus erzittern. 

Vorsichtig versuchte er sich aufzusetzen. Er hatte Schmerzen, doch es gelang ihm, sich in eine aufrechte Position zu bringen. Die kalte Luft wirkte belebend, auch wenn Remus fürchterlich fror. Er betrachtete seine Hände und Arme und untersuchte dann seinen ganzen Körper nach Wunden. Er hatte einige Kratzspuren, aber nichts war allzu tief. 

Ein weiterer Windzug fuhr durch die kahlen Bäume und Remus schlang die Arme um den Körper. Hoffentlich kam Lyall bald, um ihn zu abzuholen. Und hoffentlich konnte er dann heute nach Hogwarts! Bei dem Gedanken an Hogwarts wurde ihm warm ums Herz. 

Das Laub auf dem Waldboden raschelte, als Lyall sich schnellen Schrittes näherte. Er sah besorgt aus. „Remus, wie geht es dir?", fragte er und kniete sich neben ihn. 

„Gut", sagte Remus, „mir geht es gut." 

„Lass uns erstmal nach Hause apparieren, du bist völlig unterkühlt", sagte Lyall, hielt Remus an den Schultern fest und ehe Remus sich versah, waren sie im Wohnzimmer ihres kleinen Häuschens. 

Lyall untersuchte Remus und wirkte Heilzauber auf seine Wunden. „Du bist fest entschlossen, heute nach Hogwarts zu fahren." Lyall sagte das mehr wie eine Feststellung, als eine Frage und es stimmte auch. 

„Ja", sagte Remus. 

Lyall seufzte. „Dann sollten wir wohl mal deinen Koffer holen." 

Sie apparierten wieder nach London in eine Seitengasse und liefen die letzten paarhundert Meter zum Bahnhof zu Fuß, wobei Remus schon schwindelig wurde. Lyall sah ihn besorgt an, sagte jedoch nichts. Sie liefen durch den Bahnhof, in dem geschäftiges Treiben herrschte bis zum Durchgang zwischen Gleis 9 und 10. 

Remus hielt einen kurzen Moment inne. Ihm kam seine wunderbare Zeit in Hogwarts wie ein Traum vor, ein wunderschöner Traum, doch jetzt stand er wieder hier und würde zurückkehren. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Er lief auf die Wand zu und schloss die Augen, kurz bevor er dagegen geprallt wäre und als er sie wieder öffnete stand er auf dem Bahnsteig neundreiviertel. Schüler und Eltern liefen durcheinander, Eulen schuhuten, alles in den Dampf des roten Hogwartsexpresses gehüllt. Es war immer noch genauso beeindruckend wie beim ersten Mal. 

Lyall folgte kurz hinter Remus. Remus sah sich auf dem vollen Bahnsteig nach James, Sirius und Peter um. Peter war es schließlich, der ihn zuerst entdeckte. „Da bist du ja Remus!", rief er erfreut. Remus strahlte, froh seinen Freund wiederzusehen. 

„Wir haben schon ein Abteil weiter hinten", sagte Peter, „und ich muss dir zeigen, was ich zum Geburtstag bekommen habe!" 

Gemeinsam mit Lyall wuchteten sie Remus' Koffer in das Abteil, in dem Peter, James und Sirius schon ihre Sachen verstaut hatten. Dann stiegen sie noch einmal aus dem Zug, um sich von ihren Eltern zu verabschieden. Sirius' Familie war schon weg, er stand bei den Potters. Peter umarmte seine Eltern zum Abschied. 

„Remus, wir dachten schon du kommst nicht mehr", sagte Sirius zur Begrüßung. 

„Dann sind wir ja jetzt vollständig", sagte James grinsend. 

Dann war es endgültig Zeit für den Abschied. Lyall umarmte Remus. „Pass gut auf dich auf und stell ein bisschen weniger Blödsinn an als bisher." Doch er lächelte bei diesen Worten. 

Wie beim letzten Mal fand Remus den Abschied gar nicht so einfach, doch schließlich stieg er hinter James, Sirius und Peter in den Zug und als dieser sich in Bewegung setzte, winkten sie ihren Familien, bis der Zug den Bahnhof verlassen hatte und der Bahnsteig nicht mehr zu sehen war. 

Die Rumtreiber in Hogwarts - Das erste JahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt