Kapitel 22 - neuer Plan

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Sofort sprang sie auf und lief zur Tür. Matteo stand im dunklen Eingangsbereich, zog sich den langen Mantel aus und hängte ihn auf. Er sah betrübt aus und war ganz alleine. Bisher hatte er nicht bemerkt, dass Emma da war.

Es brach ihr das Herz, ihn so zu sehen. Das Treffen mit seinem Bruder, nachdem sie sich so viele Jahre nicht gesehen hatten, nachdem so viel geschehen war, schien nicht zu einer Wiedervereinigung geführt zu haben.

Sie wagte kaum etwas zu sagen, oder sich zu bewegen.

Als er aufsah, erschreckte er sich einen Moment, als er sie sah. Sein erstarrter Blick war auf sie gerichtet und aus irgendeinem Grund fühlte sie sich schuldig.

„Was ist passiert?", fragte sie nach einer Weile und kam ein paar Schritte näher.

Er seufzte, stemmte die Hände in die Hüfte und sah sie eine Weile nachdenklich an. Es schien, als wäre eine Distanz zwischen Ihnen entstanden, die sie nicht erklären konnte.

Was hatte Luca ihm erzählt? Worüber hatten sie gesprochen?

Auch nachdem sie näher zu ihm ging, kam es ihr vor, als würde er es gar nicht wollen.

„Er ist wieder geflogen.", sagte er dann nur und Emma starrte ihn sprachlos an, denn sie verstand überhaupt nicht, was er ihr damit sagen wollte.

„Was?" fragte sie ihn, um sicher zu gehen, dass sie es falsch verstanden hatte.

„Er hat sich auf den Weg zum Flughafen gemacht. Schon vor einer Stunde. Wahrscheinlich sitzt er schon im Flieger nach Indonesien."

Emma konnte nicht fassen, was sie da hörte.

„Aber er ist doch gerade erste hier angekommen!", flüsterte sie.

Es konnte nicht sein, dass es wahr war. Sie waren Freunde. Auch wenn sie ihn nicht so sehr liebte, wie er sie, konnte er sie doch nicht einfach wortlos zurücklassen. Sie hatte noch nicht mal Zeit, mit Toni zu spielen.

Wollte er sie nun nicht mehr wieder sehen? Jetzt, wo er wusste, dass Emma und Matteo ein Paar waren?

Das, von dem er hoffte, dass es niemals eintreten würde?

Emma erschauderte bei dem Gedanken daran und sah Matteo hilflos an, der ebenfalls völlig erschöpft und niedergeschlagen war.

Keine Umarmung, kein Kuss, kein Lächeln. Sofort fiel ihr ein, was Tim gesagt hatte.

Vielleicht hatte Matteo sich nicht von ihr distanziert, nachdem sie es von ihr erfahren hatte, doch konnte es sein, dass jetzt, wo er mit Luca gesprochen hatte, alles nochmal überdachte.

Somit würde sie nicht nur Luca verlieren, sondern auch Matteo. Und Toni. Alles auf einmal. Die Welt schien in sich zusammen zu brechen.

Da atmete Matteo einmal tief durch und überkreuzte gedankenversunken die Arme.

„Dass er laufen kann, konnte ich nicht wirklich begreifen. Es ist so ungewohnt, doch auch sein ganzes Wesen und seine Art. Er hat sich verändert, Emma. Du hast ihn verändert."

„Ich?", stutzte sie.

„Ja, das ist alles passiert, weil du die ganze Zeit bei ihm warst. Es ist schwer zu erklären, weil irgendwie hat er sich auch nicht wirklich verändert. Er ist jetzt wieder so, wie er damals war, bevor dieser Unfall war. Bevor er Sarah überhaupt kennengelernt hatte. Und doch hat er sich weiterentwickelt. Einerseits erkenne ich ihn gar nicht wieder und andererseits ist alles, wie es damals war. Total verrückt."

„Ja, er hat wirklich viel durchgemacht. In der Zeit, wo ich mit ihm in der Villa gewohnt habe, hat er sich Stück für Stück geöffnet. Er hat diese Zeit einfach gebraucht."

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