„Hey Emma, was ist denn los mit dir?", fragte Ben, der sah, wie Emma gedankenverloren hinaus auf die Wiese starrte. Sie erschreckte sich sogar ein wenig, als er sie ansprach, denn er riss sie aus ihren tiefen Gedanken.
Sie sah ihn wohl so hoffnungslos an, dass er sich sofort zu ihr setzte und darauf wartete, dass sie ihm sagte, was los war. Sie atmete einmal tief durch und war nun irgendwie froh, dass er da war, denn vielleicht konnte er ihr sagen, was sie tun sollte.
„Matteo hat eine Zusage für ein Krankenhaus in Los Angeles bekommen und wird dorthin gehen."
Eigentlich hatte Emma erwartet, dass er sie erschrocken, betrübt, mitleidig oder irgendwie verstört ansah, doch in dem Moment, wo sie es ihm gesagt hatte, breitete sich ein gewaltiges Strahlen in seinem Gesicht aus. Sein überglückliches Grinsen reichte von einem Ohr zum anderen, während seine Augen anfingen vor Freude zu glänzen.
„Das ist ja großartig!", sagte er staunend, als wäre es die beste Nachricht, die man ihm in diesem Moment hätte überbringen können.
„Was?", fragte sie ihn verwirrt und verstand nicht, wie er sich darüber so freuen konnte.
„Wir werden in L. A. Leben!", freute er sich und Emma wurde klar, woher diese Euphorie kam, denn er schien davon auszugehen, dass Emma mit ihm gehen würde. Und anscheinend auch er selbst.
„Wir?", fragte sie ihn dann nochmal, um sicher zu gehen, dass sie das richtig verstanden hatte.
„Matteo. Du. Ich. Tim."
„Tim?"
„Na, klar! Das wird gigantisch. Wir haben doch nach einer neuen Story gesucht. Außerdem war ich schon immer bei dir. Seit wir sechs Jahre alt sind, bin ich dir nie von der Seite gewichen. In der Schule, um Studium, in der WG, im Berry's, im Krankenhaus, in der Villa von de Marinos und auch hier in Irland war ich immer bei dir. Denkst du, ich komm nicht mit nach L.A.? Die Hochburg und Geburtsstätte allen Videodrehs? Wenn jemand etwas von Filmen versteht, dann Hollywood. Stell dir vor, was es da für Möglichkeiten gibt."
„Aber, Ben.", versuchte sie ihn von seiner Wolke runter zu holen, auch wenn sie gut verstehen konnte, wie sehr es ihn reizen würde, nach Hollywood zu gehen.
„Ich weiß nicht, ob ich das kann. Ich meine, ich würde mit einem reichen Mann an die Westküste Amerikas gehen. Mein Dad wird niemals damit einverstanden sein.", versuchte sie ihm ihre Bedenken zu erklären.
Doch er ließ nur die Schultern hängen und sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Findest du nicht, dass du zu alt bist, als dass du seine Erlaubnis brauchst?"
„Ben!", zischte sie, denn sie meinte es wirklich ernst. Anscheinend war ihm das nicht so klar.
„Emma! Du musst das endlich hinter dir lassen. Es verfolgt dich schon viel zu lange. Außerdem ist das hier etwas ganz anderes. Matteo lockt dich nicht unter einem falschen Vorwand mit sich, sondern will mit dir zusammen dort neu anfangen. Er liebt dich so sehr und du glaubst gar nicht, wie schwer es ihm gefallen ist, dir das zu sagen."
„Du wusstest davon?", fragte sie überrascht.
„Er wusste nicht, wie er es dir sagen sollte. Er weiß, was das in dir auslöst. Aber das hier ist nicht wie bei deiner Mutter. Sie hat Menschen verlassen, enttäuscht und verletzt, als sie einfach weg gegangen ist. Du bist nicht verheiratet und hast kein Kind, das dich braucht. Es ist einfach nur ein Ort auf dieser Welt und dorthin zu gehen, macht dich nicht zu deiner Mutter und es bedeutet nicht, dass dir das gleiche passiert, wie ihr. Dort leben vier Millionen Menschen, also vier Millionen Lebensgeschichten, die dahinterstecken, die die Menschen dort gelandet sind, wie sie leben und was in ihrem Leben passiert. Deine ist nur eine einzige davon. Und die deiner Mutter eine andere. Du darfst diesen Ort nicht meiden, nur weil sie damals dorthin gegangen ist. Und wenn man ehrlich sein sollte, wissen wir gar nicht, ob sie überhaupt in L.A. war, oder ob sie da überhaupt noch ist. Die Westküste Amerika ist riesig. Außerdem denke ich, dass auch dein Dad irgendwann erkennen wird, dass du nicht deine Mutter bist. Außerdem hat L.A. angeblich einen großartigen Hafen, wo dein Vater sein Schiff anlegen könnte."
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Leben, lieben und niemals aufgeben
RomansaEmma war eine schlagfertige, lebensfrohe, junge Frau, die schon seit Jahren mit ihrem Hund Toni mitten in einer Kleinstadt wohnte. Sie arbeitete in einem Pub, dem Berry's, das gerade um die Ecke war. In ihrem Stadtteil war sie bekannt dafür, dass s...