Kapitel 11

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Was um alles in der Welt ist das denn? Er hat sich nicht einmal verabschiedet. Pff. Glaubt er, so umgeht er dieser ganzen Sache? Entschuldige dich bei ihm!,  geht es mir durch den Kopf. Na schön, ich werde ihn erneut anrufen. Aber Moment, wieso eigentlich? Er wird mir deswegen nicht mehr erzählen. Und bevor ich nicht weiß, dass er mir und ich ihm vertrauen kann, will ich nichts anderes. Vielleicht sollte ich morgen einfach nochmal am Studio auftauchen… Sturheit bringt dich hier auch nicht weiter ans Ziel, Violetta. Ich wähle erneut Leons Nummer und warte. Mist! Sein Handy ist aus. Habe ich ihn vergrault? Nein, vielleicht will er einfach nicht mit mir über Ludmila reden. Er versucht eindeutig um das Thema herum zu kommen. Aber nicht mir. Wenn er es so will, ich brauche einen Plan. Und lange darüber nachdenken muss ich nicht. Ich werde morgenfrüh nochmal ins Studio gehen und wenn er mich ignoriert, dann muss ich eben andere Geschütze auffahren um ihn aus seinem Schneckenhaus zu locken. Ich verstehe einfach nicht warum er mir nicht einfach alles erzählen kann. Leon will mich unbedingt vom Studio fernhalten, dann soll er mir verdammt nochmal den Grund dafür nennen. Selbst ich weiß nicht warum mich das ganze eigentlich so auf die Palme bringt. Ich habe vielleicht 2 Stunden am Studio verbracht und das hat in meinem Leben schon mehr bewegt, wie meine restlichen 17 Lebensjahre. Aber wie auch immer, ich sollte mir überlegen wie ich mich morgen aus dem Haus schleichen kann, wenn mich mein Papa nicht gehen lassen würde. Ich lege mich in mein Bett und falle kurz danach in einen unruhigen Schlaf. Die ganze Nacht wälze ich mich umher und bekomme kein Auge zu. Ich muss diese Sache klären, so schnell wie nur irgend möglich. Es klopft an meine Tür. Mitten in der Nacht? Als ich meine Augen aufmache steht Angie vor mir. Ich drehe mich mürrisch um und ich blicke blinzelnd in das Sonnenlicht, das grell durch mein Fenster scheint. Keine 5 Sekunden später schrecke ich hoch. Ich bin wohl doch noch eingeschlafen. „Guten Morgen Vilu, ist alles in Ordnung?“ Angie schaut mich besorgt an und streicht mir sanft über meinen Kopf. „Ja, ja Angie, ich hab nur nicht viel geschlafen.“ Ich lächele sie verschlafen an. „Mach dir keine Sorgen wegen gestern. Ich habe mit deinem Papa gesprochen und er sieht ausnahmsweise drüber hinweg.“  Sie kann ihre Freude selbst nicht zurückhalten, als sie mich lachen sieht. Man bin ich erleichtert. „Das heißt wir gehen heute ins Studio?“ Erwartungsvoll sehe ich zu ihr auf. „Nein, zumindest nicht offiziell. Dein Papa weiß von einer Führung durch die Akademie. Und da wirst du heute daran teilnehmen. Nur ich werde heute wieder im Studio gebraucht.“ Sie zwinkert mir verstohlen zu. „Das heißt wir sind heute auf geheimer Mission?“ Ich ziehe meine Augenbrauen hoch und schaue Angie mit einem frechen Blick an. „Mehr oder weniger Vilu. Ich mehr, du wohl eher weniger.“ Sie lacht über ihr eigenes Wortspiel und geht in Richtung Tür. Weicht sie mir etwa aus? Ich fange auch an zu lachen und bin jetzt auch wieder hell wach. Denn was Angie nicht weiß, ich werde sehr wohl in geheimer Mission unterwegs sein, ob sie will oder nicht. „Also Vilu, mach dich fertig. Dein Papa erwartet uns zum Frühstück.“ Sie schenkt mir ein freundliches Lächeln und verschwindet durch die Tür. Zum ersten Mal stehe ich ratlos vor meinem Kleiderschrank. Er ist gefüllt bis in das letzte Eck und trotzdem habe ich das Gefühl nichts zum Anziehen zu finden. Früher hätte ich mir wahllos einen Rock oder ein Kleid gegriffen und heute bin ich am verzweifeln. Ich probiere sämtliche Kleider an die ich habe und entscheide mich letztendlich für ein kurzes, rosa, Chiffonkleid ohne Träger und schmaler Taille. Dazu locke ich meine kastanienbraunen Haare, ziehe mir hohe, beige Sandaletten an, ziehe mir mit Eyeliner einen schwarzen Lidstrich und trage etwas pinken Lippenstift auf. Als ich mich im Spiegel betrachte erkenne ich mich selbst kaum wieder und muss das Kichern anfangen. Violetta, du weißt selber, warum du dich so schick machst…das ist nicht einfach nur so… Ja, da hat meine innere Stimme mal wieder vollkommen Recht. Aber ich sollte jetzt mal besser frühstücken. Ich setze ein Lächeln auf und laufe die Treppe herunter, als wäre heute nichts anders als sonst. Als ich meinen Vater anschaue, verschluckt der sich an seinem Kaffee. Typisch, Papa… Ich setze mich an den Tisch und fange an zu essen. Ich spüre genau die Blicke von Angie und vor Allem meinem Papa. „Ach mein Kind, du siehst heute aber bezaubernd aus. Wen willst du denn damit beeindrucken?“ Dieses Mal bin ich diejenige, die sich verschluckt.  So ist Olga eben, sagt was sie denkt, und sie hat mich durchschaut. „Was reden sie denn da?  Violetta will niemand beeindrucken. Gehen sie wieder in die Küche.“ Ich bin meinem Papa zwar dankbar, dass er diese Sache so schnell zur Seite schiebt, aber weiß ebenso genau, dass ihn Olga auf ein Thema gebracht hat, bei dem er äußerst empfindlich ist. Stumm esse ich weiter und versuche die durchdringenden Blicke meines Vaters und Angie zu ignorieren. Ich kann es kaum erwarten hier raus zu sein. Ich werfe einen auffälligen Blick auf die Uhr und dann zu Angie. Die versteht offensichtlich was ich ihr sagen will. „Also Vilu, wir müssen los. Sonst kommst du noch zu spät zur Akademie.“ Meinte ich das nur oder hat sie Akademie extra betont ausgesprochen? Ich umarme meinen Papa und verlasse mit Angie lächelnd das Haus. Kaum hat sie die Tür hinter sich geschlossen, mustert sie mich auffällig und grinst mich schelmisch an. „Waaas?“ Ich weiß ganz genau was jetzt kommen wird und verdrehe die Augen. „ Ich sehe dir an, dass heute etwas anders ist.“ Ihr breites, übertriebenes Grinsen dabei, ist fast schon gruselig. Möglicherweise ist das ein guter Moment um einfach still zu sein und sie zu ignorieren. Nachdem wir eine Weile schweigend nebeneinanderher gehen, überwiegt meine Neugier. „Angie, was weißt du über diesen Leon?“

Passion and Pain (Another Leonetta Fanfic)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt