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Die Schule war schon immer ein schrecklicher Ort.
Doch heute fühlt es sich noch schlimmer an, als die letzten Jahre. Nicht nur, dass anscheinend jedem aufgefallen ist, dass ich plötzlich verschwunden und nun auch wieder aufgetaucht bin, sondern auch, weil sich dieser Ort kein bisschen verändert hat.

Die gleichen Leute und Cliquen, der Unterricht ist genau so einschläfernd wie immer und die Atmosphäre ist genau so erniedrigend.

Es wäre, als wäre ich von einem engelsgleichen Licht umgeben, das die Aufmerksamkeit der anderen erregt. Der Fakt, dass Elijah mich keine Sekunde lang allein gelassen hat, als ich das Gebäude betreten habe.

Harper hat mich die letzten Tage immer besucht und geholfen mein Zimmer einzuräumen. Sie hat sich auch der Qual gestellt meine Sachen aus dem Anwesen von Benjamin zu holen und die meiner Mutter.

Seit dem nämlich die Scheidung publik wurde, werden nicht nur wir förmlich von Paparazzi belagert, sondern Benjamin scheint seinen Verstand jetzt allemal verloren zu haben. Es war, als hätte ich sein Brüllen bis zu unserem Haus gehört zu haben, aber meine Mutter wird stündlich mit Telefonaten bombardiert.

Selbst unsere neuen Nummern haben nichts gebracht und unsere Anwälte tun ihr bestes Benjamin von unserem Hals fernzuhalten. Selbst die Polizei hat ihre Hilfe angeboten, nach dem sie die Paparazzi weggescheucht haben.

Ich habe mir ehrlich gesagt meinen ersten Schultag anders vorgestellt. Es ist komisch im Mittelpunkt zu sein, wegen einer Scheidung wohlgemerkt und nicht eines Mordes an dem eigenen Vater. Aber es beruhigt mich auf einer anderen Art und Weise, dass es doch nur die Scheidung ist.

Bei einem Mord würde es ganz anders aussehen und ich wünsche mir nicht, dass sich das Maul darüber aufgerissen wird. Mein Vater verdient schließlich seinen Respekt und ich glaube, ich könnte es nicht überleben, würde er der neue Schultratsch werden.

„Ich glaube, ich habe die Mädels noch nie so gesprächig gesehen", murmelt Harper, als sie in ihr Brötchen beißt. Mampfend starrt sie der Gruppe entgegen und als ihr Blick wieder auf mich fällt, weiß ich, dass sie den Blickduell gewonnen hat.

"Es war die Hölle los, als du weg warst", erzählt Nova, die neben Harper sitzt. In den letzten Tage hat auch sie sich bei mir mehrmals gemeldet und mich über die Lage hier in der Schule aufgeklärt. 

Es beruhigt mich irgendwie, dass unsere kleine Gruppe trotzdem so geblieben ist und sich nichts geändert hat. Außer, dass sie beiden Jungs jetzt mit uns sitzen und wir uns nicht mehr ignorieren, wie damals. 

Nova trägt ihren roten Bob und ihr Make-up genauso auffällig, als ich sie das letzte Mal gesehen habe. Sie stochert mit einer Gabel in ihren Salat rum und scrollt nebenbei auf ihrem Handy. Ich bin ich dankbar, dass sie nicht den Grund meines Verwindens ausquetschen wollte, sondern akzeptiert hat, dass ich noch nicht bereit bin, es zu erzählen. 

„Lass sie doch gaffen, wenn wir das einzig aufregende in ihrem Leben sind, dann sagt das schon vieles", sagt James schulterzuckend und ist auch sein Brötchen munter weiter.

Mir ist der Appetit schon lange vergangen.

„Trink wenigstens was", flüstert Elijah neben mir.
Ich zucke leicht zusammen, da er so nah auf einmal ist, dass ich seinen Atem an meinem Ohr spüre. Ich drehe meinen Kopf und treffe sofort auf seine Augen, die mich schon anschauen.
Er ist tatsächlich sehr nah. Sein ganzer Körper ist so nah, dass ich meine Hand nur ausstrecken muss, um seine angespannte Brust zu fühlen.

Wir alle sind ziemlich fertig und müde. Nicht nur, weil die Abschlussprüfung nächstes Jahr anstehen und unsere Lehrer jetzt schon die Hölle heiß machen, sondern weil er jeder mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen hat.

Just hold me tight and don't leave meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt