Penner oder Model?

83 5 0
                                    

Gut gebaut wäre wahrscheinlich untertrieben gewesen. Ein glattes Sixpack zierte seinen Oberkörper kombiniert mit starken Armen. Noch nasse Locken fielen leicht in sein Gesicht und seine grünen Augen blitzen mich an.

Wahrscheinlich stand ich gerade mit offenem Mund da und war kurz davor sabbern anzufangen.

Würde ich nicht wissen, dass ich es hier mit einem Obdachlosen zu tun hatte, würde ich glatt sagen ein Model steht hier vor mir. Warum fällt mir erst jetzt auf wie unglaublich gutaussehend er war?

Ein tiefes Räuspern weckte mich aus meiner Starre und sofort schaute ich beschämt zu Boden.

„Tut mir leid, ich wollte nicht - “

Meinen Blick von ihm abgewendet wollte ich so schnell es ging wieder in meinem Zimmer verschwinden, um ihm die nötige Privatsphäre zu lassen.

Doch ein fragendes „Ehm“ ließ mich mein Vorhaben stoppen.

Unsicher hob ich meinen Kopf und sah ihn erwartungsvoll an. Wollte er grad wirklich was von mir?

„Ich wollte fragen…“, fing er vorsichtig an zu sprechen.

„…ob ich meine Klamotten waschen dürfte?“

Präzise und knapp formulierte er seine Bitte.

Ich brauchte einen kurzen Moment, bis ich realisierte, dass er mein Angebot, sich zu melden, wenn er etwas brauchte, tatsächlich annahm. Zu überzeugt war ich davon, dass er das auf keinen Fall tun würde. Dementsprechend überrascht sah ich ihn auch an und wartete bis irgendetwas passierte. Jedoch wartete er wohl bis ich mein OK dazu gab, aber ich war irgendwie nicht fähig dazu.

Da ich mich nicht rührte griff er langsam zu einer Tüte und machte eine deutende Geste, um mir zu verstehen zu geben, dass dies wohl die Klamotten wären, die zu waschen sind.

Schließlich schaffte ich es mich selbst aus meiner Starre zu boxen, um endlich zu reagieren. Selbstverständlich würde ich seine Wäsche waschen! Kann mir vorstellen, dass dies auch dringend notwendig war…

„Natürlich!“, schoss es nun aus mir heraus und machte schnelle Schritte ins Bad mit den Worten „Hier ist die Waschmaschine.“

Ich öffnete ihm die Waschmaschinentür und ließ ihn selbst sein Zeug da reinstopfen. Denn so demütig wie ich mich mit dieser Aktion eh schon fühlte, musste ich jetzt aber nicht unbedingt auch noch seine vergammelte Unterwäsche in die Hand nehmen.

Nachdem ich sie angestellt hatte, erreichte tatsächlich ein leises „Danke“ meine Ohren.

„Und auch für die Dusche“,
fügte er hinzu und ließ seine Finger durch die nassen Locken gleiten.

Machte er das eigentlich absichtlich???
Warum musste dieser, nur mit einem Handtuch bekleidete, gutaussehende, nur knapp vor mir stehende Mann und auch noch so verdammt attraktive Gesten machen?
Die Nervosität, die er dadurch in mir auslöste, stieg mir langsam vom Bauch bis in den Hals hinauf. Schützend biss ich die Zähne zusammen, um nicht komplett die Kontrolle zu verlieren.

Ich wusste nicht was er grade dachte, oder was gerade in ihm vor sich ging, denn er sah mich einfach nur an und machte keinen Anstand das Bad wieder zu verlassen. In mir schrie es aber nur so danach endlich aus diesem Raum zu flüchten, um wieder frei atmen zu können. Doch das Bad war relativ schmal und er stand mir direkt im Weg, weshalb ich nicht einfach gehen konnte.

Da ich aber seinen Blick und seine Erscheinung nicht länger ertragen konnte, nahm ich all meinen Mut zusammen, um dieser Situation zu entrinnen. Auch wenn das bedeutete sich bei ihm vorbei zu quetschen.

Can I help? - Ein Angebot mit Konsequenzen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt