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„Kinder, wollt ihr mit zum Wochenmarkt?", erkundigte sich Ella am nächsten Morgen gut gelaunt und trat ins Wohnzimmer wo wir alle saßen und fernsahen. Sofort stieg in mir wieder die Neugier und bettelnd sah ich zu Sean welcher davon nicht sonderlich angetan zu sein schien.

Als ich merkte, dass er wirklich überhaupt keine Lust darauf hatte sah ich zu Chiara und Dean welche nach kurzen zögern zustimmten. Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen hüpfte ich die Treppe hinauf ins Zimmer wo ich und Kürbiskopf schliefen. Sein Jugendzimmer.

Kurz kämpfte ich mit der Neugier eine seiner Kisten zu öffnen, ließ es aber sein und zog mich stattdessen um. Mit meinen schwarzen Shorts, einem lockeren Top und Cardigan wollte ich das Zimmer wieder verlassen, wurde aber von großen Händen aufgehalten die mich an die nächstbeste Wand drängten.

„S-Sean?", fragte ich hart schluckend und sah in seine dunklen Augen die für mich wohl immer unergründet bleiben würden. Zu gerne wusste ich, was in seinem Kopf vorging, woran er dachte und wie er fühlte. Mir gegenüber und anderen.

„Wolltest du heute Abend etwas Bestimmtes machen?", ging er gar nicht erst auf meine stumme Frage ein, was das hier werden sollte. Sein Kiefer war angespannt, nur verstand ich nicht wieso. Hatte ich ihn verärgert, wütend gemacht oder was war sein Problem?

Stumm schüttelte ich den Kopf und beäugte ihn kritisch, irgendetwas ging in seinem Kopf vor. Etwas was mich wahrscheinlich beunruhigen würde wenn ich es wüsste.

Ein Schmunzeln schlich sich auf seine ernsten Gesichtszüge, ließ ihn sanfter wirken. Seine Lippen nährten sich mir, kurz fragte ich mich ob er mich küssen würde, verwarf den Gedanken aber wieder als er sich zu meinem Ohr vorbeugte: „Wir gehen heute aus."

Ohne mir weitere Auskunft zu geben, zu sagen wie er dies meinte, verschwand er wieder. Für den Hauch einer Sekunde blieb ich noch stehen, machte mich dann aber auf den Weg zu den anderen die schon bei Deans Auto warteten.

„Du hast es ihm wirklich angetan, Liebes.", riss mich Ella aus meinen Gedanken und ließ mich zu ihr blicken. Wir waren auf dem Mark angekommen, überall standen Stände mit Lebensmitteln, von Gemüse hin bis zu Obst, und in mitten all diesem tummelten sich die Menschen.

„Bitte?", fragte ich dümmlich und schaute sie wahrscheinlich etwas verstört an, denn sie schüttelte lachend den Kopf und legte mir eine Hand auf die Schulter. Ella war eine unglaublich freundliche und nette Frau, doch einen Mann hatte ich bis jetzt nicht an ihrer Seite gesehen.

„Sean. Er ist vollkommen vernarrt in dich!", ihre Worte sorgten dafür, dass meine Wangen erröteten und ich verlegen weg sah. Sie war seine Mutter und müsste es besser wissen, dennoch glaubte ich ihr nicht voll und ganz.

Ein Seufzen entfuhr ihr als sie mich an der Hand packte und mit sich zog. Wir landeten in einer Art Blumenladen, nur viel größer. Bewundert sah ich mich um und wurde erst bei meinem Staunen unterbrochen als Ella wieder das Thema zuvor aufgriff: „Mein Sohn kam seit fünf Jahren mit keinen Mädchen mehr nach Hause, und dann kommst du um die Ecke. Haust nicht nur ihm vom Hocker sondern auch noch Chiara, Dean und mich."

„Wie meinst du das?", ich war stehen geblieben und starrte sie an. Ihre Worte waren lieb gemeint, nur verwirrten sie mich ungemein. Wieso hatte Sean seit fünf Jahren keine Freundin mehr, und wieso hat er dann ausgerechnet mich mit hier her genommen?

„Nun im ersten Moment dachte ich, du seist dir zu fein für dieses Leben. Das Einfache, dennoch zufrieden stellende. Als du dann aber, ohne auf meinen Sohn zu achten, auf das Wasser zugelaufen bist und dich umgesehen hast als seist du in einer vollkommen anderen Welt, hast du mich überzeugt. Sean kann von Glück sprechen so ein wundervolles Mädchen wie dich gefunden zu haben.", sie sagte diese Dinge mit solch einer Intensität, dass ich Gänsehaut bekam und unwillkürlich lächeln musste.

Wir schwiegen einige Zeit, suchten Blumen zusammen und ließen diese dann zu einem Strauß binden ehe wir uns wieder auf den Weg zu den anderen zweien machten und nach Hause fuhren. Ohne es bemerkt zu haben, waren mehrere Stunden vergangen und die Dämmerung setzte ein.

Als wir das große, gelbe Haus erreichten saß der Kürbis gerade auf der Terrasse und hielt etwas in der Hand, steckte es aber sofort weg sobald er uns bemerkte. Es verwirrte mich, sein Verhalten und die Angst ich könne etwas herausfinden.

Er begrüßte uns, sagte mir ich solle mich fertig machen und anschließend wieder runterkommen, was ich auch zögerlich tat. Je mehr Minuten verstrichen, desto mehr wuchs die Aufregung in mir. Was war das, ein Date oder eine einfache, freundschaftliche Verabredung weil ich die Schwester seines besten Freundes war?

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