Kapitel 12

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Micah

Ich dachte an jenen Abend zurück, an den ich mit Lin auf Tinder ein Match hatte. Normalerweise war ich nicht auf Tinder unterwegs da es deutlich unter meinem Niveau lag und nach dem Techtelmechtel mit Lincoln an jenem Abend hatte ich es auch gleich wieder gelöscht und war auf die altmodische Art und Weise umgestiegen. Nun. Zumindest wollte ich das, aber Lincoln war tatsächlich bemerkenswert gewesen, auch wenn man ihr ihre Unerfahrenheit deutlich angemerkt hatte. Aber ebene diese zerbrechliche Reinheit, die ich ihr an jenem Abend und seither versuchte auszutreiben, war es die mich wohl gepackt und meinen Jagdinstinkt geweckt hatte, der sie einfach nicht gehen lassen, nicht an einen anderen Mann verlieren wollte. Aber wieso um Himmels Willen dachte ich gerade daran? Kopfschüttelnd trat ich aus meinem Büro und knöpfte das Gelee, welches ich heute trug, zu und rollte die Ärmel meines dunkelblauen Hemdes bis zu den Ellenbogen sorgfältig auf, während mich meine Beine ins Foyer trugen. Ich wollte mich erkundigen, ob mein heutiger Termin schon eingetroffen war, oder ob er sich wie so oft auch wieder einmal verspätete. Wenn wir weiterhin solche inkompetenten viel zu sehr von sich selbst überzeugten Vollidioten wie Jack Townson an Land zogen, würde das CPs Ruf schneller ruinieren als mir lieb war und ich wollte dieses Unternehmen mit dem bestmöglichen Image übernehmen. Dafür tat ich schon jetzt alles in meiner Macht Stehende, damit mein Vater es nicht doch noch in den Ruin trieb. Denn etwas besseres konnte dieser alte Greiß nicht und es war hauptsächlich meiner Mutter zu verdanken, dass wir heute dastanden, wo wir waren. Der Druck gute und unverbrauchte talentierte Autoren an Land zu ziehen, wurde jetzt vor allem durch die Pandemie noch größer. Raus mit dem Alten, her mit dem Neuen.

„Leslie!", begrüßt ich keck lächelnd die Dame am Empfang. Sie hatte, wie so viele andere weiblichen Wesen, die in diesem Gebäude arbeiteten, einen stand auf mich. Und dies nutzte ich zu meinem Vorteil aus, so kam ich an Informationen die eigentlich nur meinem Vater vorbehalten waren, solange er noch das Gesicht von Crimson Publishing verkörperte, wobei ich mir bei allem was heilig ist nicht erklären konnte, wieso man ihn noch als Gesicht haben wollte.

„Sir", sagte sie und lächelte. Klimperte verführerisch mit ihren langen aufgeklebten Wimpern, die ihre Augen umschmeichelten. Heute trug sie einen purpurroten Lippenstift, der sich mit starkem Kontrast von ihrem blassen Teint abhob. Doch er passte zu ihr. Wenngleich ich mir ungewollt Lincolns Lippen in dieser Farbe vorstellte, wie sie meinen harten Schwanz umschlossen und ihre rehbraunen Augen mich verführerisch anstarrten, während ihre zarten femininen Hände über meine Hüfte und Oberschenkel glitten. Gierig danach, mich zu spüren.

„Schon etwas von Townson gehört?", fragte ich sie, lehnte mich seitlich an den Empfangstresen, wodurch ich einen guten Blick auf den Eingangsbereich hatte, aus welchem gerade zwei mir sehr gut bekannte Gestalten traten. Dabei hatte dieser alte Wüstling auch noch tatsächlich die Nerven, sie sachte an ihrem Rücken zu berühren! Ich verkrampfte mich unterbewusst.

„Noch nicht Sir", sagte sie, während sie etwas in ihren Computer eintippte. Klack. Klack. Klack. Stumm vor mich hinstarrend hörte ich dem Geräusch ihrer zu langen Gelnägel zu, wie sie flink wie ein Wiesel über die mechanische Tastatur huschten.

„Das ist Lincoln Maddox Sir. Ihr Vater hat sie heute zum Mittagessen im Eden Plaza eingeladen. Anscheinend interessiert er sich für eines ihrer Manuskripte", setzte mich Leslie ins Bild. Ich blickte ihr in die Augen und nickte „Danke. Rufe Townson unverzüglich an und sage ihm ich werde ihn dort treffen. Wie ich ihn kenne, ist er noch nicht einmal auf dem Weg und zieht sich noch eine Nase rein", knurrte ich missbilligend und verließ das Gebäude. Hoffte das ich noch schnell genug sein würde, um Lin und Lestat einzuholen doch gerade als ich die Außenwelt erreichte, fuhr die Limousine davon.

Dieser miese alte Scheißkerl.

Das Eden Plaza. Jenes Hotel, wo ich Lincoln das erste Mal getroffen und im dunklen ihren Körper erkundet hatte. War jener Ort, an dem ich bereits beschlossen hatte, sie als meine Sub wissen zu wollen. Wenn dieser miese alte Dreckskerl ... Nein. Daran durfte ich gar nicht denken. Was wenn er sogar das gleiche Zimmer bucht? Die Präsidentensuite? Das Penthouse? Es gab keinen Ort in dieser Suite wo ich sie nicht hatte ihren Höhepunkt erleben lassen. Angewidert und rasend vor Zorn, ging ich raschen Schrittes in die Tiefgarage, wo ich mich in mein Auto setzte (heut war es der Porsche, den mir meine Mutter zum 18. Geburtstag geschenkt hatte, nachdem sie sich dauernd beschwerte er würde nur in der Garage verrotten, weil ich viel lieber mit den Billigsdorfer Wägen herumfuhr, um nicht allzu viel Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen) und losfuhr. Viel zu schnell und alle Schleichwege benutzend, damit ich den Verkehr und den all mittäglichen Stau umging, um noch vor meinem Vater in dem Hotel anzukommen.

Eden - Craving LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt