Kapitel 8: Schutzkreis

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Als das Lied endete, war der ganze Raum still. Moment mal..... als das Lied endete? Ich hatte wirklich das ganze Lied gesungen? Sie hatten mich nicht unterbrochen? Was ging denn hier ab? Ich öffnete meine Augen und sah in begeisterte Gesichter. Meine Lehrer standen auf und applaudierten mir.
"Glückwunsch. Glückwunsch Himari! Du bist unsere Sängerin auf der Abschlussfeier!"meinte meine Musiklehrerin begeistert. Perplex sah ich sie an.
"Ich bin bitte was?"
"Die Sängerin. Du wirst auf der Abschlussfeier für die Abgänger singen. Das hast du wirklich toll gemacht. Ich wusste ja nicht, dass du so begabt bist! Hast du Singunterricht genommen?" Noch immer verwirrt schüttelte ich leicht meinen Kopf.
"Nicht? Dann bist du also ein Naturtalent!"
"Ich glaube sie übertreiben.... so gut bin ich nun auch wieder nicht...."murmelte ich.
"Oh ich bitte dich Himari. Das war fantastisch. Man hat die Gefühle gespürt, die du gesungen hast! Das war wirklich toll! Jetzt müssen wir nurnoch ein passendes Lied finden. Oder auch zwei. Du kannst aber natürlich auch selbst eines schreiben wenn du möchtest. Und wir müssen eine Band aufstellen..... Oh und-" plauderte sie aufgeregt drauf los.
"Frau Pallina bitte"unterbrach mein Klassenlehrer sie.
"Oh.... natürlich. Entschuldigung"meinte sie sogleich.
"Das war wirklich sehr gut Himari. Warum haben sie nie erzählt, dass sie so gut im singen sind?"
"Ich habe mich nie als so gut befunden...."gestand ich.
"Ah ich verstehe. Sehr selbstkritisch also. Nun denn, ich freue mich, dass sie diese Aufgabe übernehmen"
"Aber ich habe doch noch gar nicht - "
"In nächster Zeit werden sie viel mit der zusammengestellten Band proben. Suchen sie sich einige Lieder heraus, die sie als passend empfinden. Ich bin schon sehr gespannt auf ihren Auftritt. Oh und gehen sie die Tage einmal zu Frau Jisiski in den Theaterraum. Sie wird für dich und deine Band ein Outfit nähen. Am besten besprecht ihr euch sobald die Band steht"meinte er, drückte mir die Hand und verschwand. Und nun stand ich da, wie bestellt und nicht abgeholt. Na toll.... Ich hatte doch gar nicht vor, die Sängerin zu werden und jetzt...... war ich es einfach....
"Wow das war echt gut Himari, ich wusste ja gar nicht, dass du singen kannst!"meinte Mila, als sie zu mir kam.
"Ich auch nicht...."murmelte ich.
"Ich hätte auch gerne diesen Platz gehabt..."seufzte Nami niedergeschlagen.
"Glaub mir, ich würde sofort mit dir tauschen"meinte ich.
"Sag mal Himari...... gehörst du jetzt zu Walhalla?"wollte Gina wissen.
"Hm? Wie kommst du denn jetzt da drauf?"fragte ich sie verwirrt.
"Na weil du eine Jacke von ihnen trägst.....genau wie gestern auch schon"
"Ach die..... das ist nicht meine..... hab ich nur vergessen zurück zu geben"erklärte ich.
"Also gehörst du nicht zu ihnen?"
"Das..... ist schwer zu erklären" Die drei sahen sich fragend an.
"Sagen wir es so.... für eine Weile werde ich sie wohl nicht los"
"Also wirst du von ihnen gezwungen?" Ich öffnete meinen Mund, um zu protestieren, schloss ihn jedoch wieder. Im Grunde schon.... aber andererseits......
"Ich.... weiß nicht recht"
"Du weißt nicht? Also bist du gerne bei diesen Schlägern?"
"Haben sie dich verprügelt?"
"Sie haben dir bestimmt gedroht"
"Und jetzt benutzen sie dich als Laufbursche..... Laufmädchen? Wie nennt man die weibliche Form davon?"fragte Mila in die Runde.
"Deswegen muss sie bestimmt auch die Jacke tragen, damit alle wissen, dass sie nur für die alles erledigt"
"Wer weiß, was sie noch alles machen muss, vielleicht-" Nami brach ab und wurde kreidebleich, ebenso die anderen. Skeptisch sah ich sie an. Was hatten die denn jetzt?

Ich zuckte heftig zusammen, als sich ein Arm um meine Schultern legte.
"Meine Fresse, wegen dir musste ich durch die ganze beschissene Schule irren Kitty" Überrascht sah ich zu ihm auf.
"Was machst du denn hier?"
"Er nennt sie Kitty, habt ihr das gehört?"
"Ja das hat er gestern doch auch schon oder?"
"Irgendwie muss ich meine Jacke doch wieder bekommen"
"Ich hätte sie dir auch nachher vorbei gebracht"meinte ich.
"Das ist seine Jacke? Warum trägt sie seine Jacke? Haben die etwa was am laufen?"tuschelten die drei munter weiter hinter vorgehaltener Hand.
"Du bist aber spät dran"
"Bin ich das?"
"Du warst nicht im Kiosk" Meine Augen wurden groß. Verdammt, die Arbeit! Heute lief aber auch wirklich alles schief.
"Woher weißt du, dass ich spät dran bin und eigentlich schon längst in der Arbeit wäre?"fragte ich, während ich seinen Arm von meiner Schulter schubste und mir meine Tasche schnappte. Als ich wieder zu ihm kam, zuckte er die Schultern. Tolle Antwort....
"Er besucht sie sogar auf der - "
"Schnauze jetzt, ihr geht mir echt auf den Keks!"meinte Hanma urplötzlich ein wenig lauter. Die Mädchen zuckten heftig zusammen und klammerten sich augenblicklich aneinander. Meine Mundwinkel zuckten. Hatten sie verdient.
"Komm jetzt endlich Kitty" Damit ging Hanma zu der Tür und ich folgte ihm. An der Tür drehte ich mich nochmal um und hob entschuldigend meine Schultern, ehe ich aus der Aula verschwand. Schweigend liefen wir nebeneinander her in Richtung Kiosk.
"Sag mal Hanma....."fing ich dann doch an. Ich spürte, wie er zu mir runter sah.
"Was genau bin ich eigentlich? Ich meine.... Ich gehöre weder zu Walhalla, noch gehöre ich nicht dazu. Ich bin doch eigentlich nur bei euch, weil ich dir etwas schulde und trotzdem.....hilfst du mir ständig, statt die Schulden einzufordern. Also..... was genau bin ich jetzt?"fragte ich ihn und sah zu ihm hoch. Seufzend pustete er den Rauch seiner Zigarette aus und sah für einen Moment lang in den Himmel hinauf. Dann hielten wir vor dem Kiosk an. Plötzlich legte er mir eine Hand auf den Kopf und beugte sich zu mir hinunter, sodass unsere Nasenspitzen sich fast berührten.
"Hör auf so komische Fragen zu stellen Kitty. Du tust was ich sage und gut ist" Verwundert sah ich ihn an.
"Und jetzt geh endlich arbeiten" Mit diesen Worten ließ er von mir ab. Ich nickte leicht. Aus dem sollte einer mal schlau werden..... Ich drehte mich schon um, um hinein zu gehen, als mir etwas einfiel. Schnell striff ich mir die Jacke von den Schultern und hielt sie ihm hin.
"Hier. Deine Jacke"meinte ich. Schweigend nahm er sie entgegen und zog sie über.
"Jetzt verzieh dich endlich" Und damit verschwand ich im Kiosk und entschuldigte mich für mein Zuspätkommen.

'Cause I felt safe in your arms.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt