Fanfiction-Wettbewerbseinsendung „Wandler-Mobbing"

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Ich habe an einem FanFiction-Wettbewerb zum Thema „Wandler-Mobbing" teilgenommen. Hier ist meine Einsendung.

Der Boden des Autos vibrierte unter meinen Füßen. Das Geräusch des Motors übertönte alle Geräusche von draußen, welche man noch hätte hören können. Das große, weiße Auto, in dem ich mit meiner Familie saß, sauste über den Highway. Es war der heißeste Sommer seit langem, mir war selbst in meinem weißen, engen Top und der hellblauen Jeans mit Löchern zu warm. Mein kleiner Bruder hatte selbst seine Schuhe schon ausgezogen, doch ich trug meine noch. Die neuen, weiß-pinken Nike-Schuhe strahlten mir aus dem Fußraum entgegen. Das Auto wurde immer langsamer, als meine Mutter auf die Ausfahrt zusteuerte.
„Ausfahrt 17!", rief mein Bruder begeistert.
„Ja, und wir können außer du alle leise lesen!"
„Alina! Was sollte das denn?", rief meine Mutter entrüstet.
„Schon gut, sorry Mum", gab ich immer noch genervt zurück.

Keiner verstand mich. Ich wurde aus meiner Schule genommen, die auf die ich schon so lange gegangen war! Jetzt mussten wir umziehen. Und das nur, weil mein Bruder beim Spielen seine Zweitgestalt entdecken musste. Und dann auch noch so eine dämliche Gestalt! Ein Goldlaufkäfer. Wieso ein verdammter Käfer? Und das allerschlimmste an der ganzen Geschichte war die Tatsache, dass ich diese Gestalt ebenfalls in mir trug.

Die quietschende Bremsung des Autos riss mich wieder aus meinen Gedanken. Meine dünne Goldkette flog gegen meinen Hals und ich fing gerade noch mein Handy, welches fast vom Mittelsitz gerutscht wäre. Mein Bruder lachte über die Bremsung, ich nicht. Vermutlich waren wir angekommen. So wirklich begeistert war ich nicht, ich wäre lieber an meiner alten Schule geblieben. Und dann auch noch ein Internat.
„Alina, los! Wir sind da!", rief meine Mutter und öffnete ihre Tür.
„Jaaa! Alina, freust du dich denn gar nicht? Du wolltest früher immer auf ein Internat!", quiekte ihr Bruder aufgedreht.
„Klappe, da war ich elf!", antwortete ich genervt und schnallte mich ab. Ich hatte genug vom Auto, genug vom ewigen Nachdenken. Schon bevor wir losgefahren waren, hatte ich mir eins vorgenommen.
Ich würde alles genauso machen wie zuvor.

Die Tür knallte hinter mir zur, als ich in mein zukünftiges eigenes Zimmer trat. Meine Mutter und mein Bruder waren nicht mehr bei mir, sie waren mit der Schulleiterin in ein Büro verschwunden. Ich sah mich im Zimmer um. Es war ein recht großes Zimmer, jedenfalls größer als meins daheim. Die Wände waren aus dunkel gebrannten Ziegeln, der Fußboden aus Holz. Durch ein großes, rechteckiges Fenster mit steinernem Fensterrahmen fiel das Licht der hoch am Himmel stehenden Sonne herein. Die Betten waren auch aus Holz, jedoch aus etwas dunklerem als der Fußboden. Das eine Bett war schon bezogen, auf ihm lag eine rote, zerwühlte Bettdecke und ein nicht dazu passendes magentafarbenes Kissen. Die eine Schranktür war sperrangelweit geöffnet, daraus lugten einige Klamotten hervor. Ich schaute mir die Klamotten etwas genauer an. Aha, ein schwarzes Top und eine dunkelgraue Hose. Wer zog denn sowas an? Hatte dieses seltsame, unbekannte Mädchen denn keine normalen Klamotten? Nein, wie es aussah besaß sie nur dunkle Sachen. Ich ging zurück zu meiner eigenen Seite des Zimmers. Der Schrank war leer, natürlich. Ich nahm zuerst meinen Rucksack von den Schultern und legte ihn auf mein Bett. Ich öffnete ihn und schüttete den Inhalt auf das unbezogene Kissen. Mein Handy, der Laptop, meine Schmuckschatulle und mein Makeup-Täschchen purzelten aus dem Rucksack. Kurz darauf war alles wichtige im kleinen Nachtschrank verstaut und ich machte mich an meinen Koffer. Schnell räumte ich alle Klamotten in den Holzschrank. Während ich hastig die letzte Jeans in meinen Schrank räumte, flog die Tür auf.

„Hi, wer bist du denn?", kam es von aus der Tür. Ich ließ vor Schreck die Jeans fallen und schaute das fremde Mädchen an. Sie hatte kurze, schwarze Haare mit einer feuerfarbenen Strähne vorne. Sie trug ein schwarzes, bauchfreies Top und eine ebenfalls schwarze, weit geschnittene Hose mit Löchern an den Knien.
„Alina... deine neue Mitbewohnerin, glaub ich", antwortete ich. Das Mädchen war ein Stück größer als ich und man konnte ihr Selbstbewusstsein praktisch spüren. Sie musterte mich eindringlich mit ihren schwarzen Augen.
„Und was bist du für ein Tier?", fragte sie mich kurz darauf.
„Äh... ich... ein... Eine Katze", log ich schnell, „Und du?"
„Ich bin ein Rabe... was für eine Katze bist du denn?", fragte sie neugierig.
„Ähm, wie nennt man die noch", stammelte ich nervös und überlegte krampfhaft „Eine Bengal-Katze, das wars!"
„Ah, interessant. Laut deiner Haarfarbe hätte ich Fennek oder Sandkatze gesagt", überlegte das fremde Mädchen, „Wie heißt du eigentlich?"
„Äh, ich bin Alina", antwortete ich.
„Okay, mein Name ist Blaze. Naja, eigentlich nicht, in Wirklichkeit heiße ich Isabella Lia Carter. Aber allein beim Namen Lia könnte ich kotzen. Meine Eltern sind Menschen und wissen nichts von alledem. Hier kennt man mich unter dem Woodwalkernamen Blaze Firewing, nenn mich also einfach Blaze", erklärte sie.
„Okay, werd ich machen, Blaze", antwortete ich leicht herausfordernd.
„Räum du dann mal zusammen hier, ich bin beim Essen. Auf den Flur nach rechts, dann die Treppe hoch und durch die Große Tür zur Cafeteria, die siehst du dann auch. Bis dann."
Mit den Worten schlug sie die Tür zum Zimmer wieder zu.

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