43. Ich weiß genug

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Ein paar Tage später klingelte es Sturm bei Kai Havertz.

"Ja, ich komme ja schon." rief Kai laut, ließ den Störenden aber hören, wie genervt er davon war.

Vor ein paar Minuten kam er von einem Auswärtsspiel nach Hause. Nicht nur, dass er eh schon gestresst war, hatten sie den Kick auch noch verloren, gegen den Tabellenletzten. Es wollte die Schlagzeilen morgen gar nicht lesen. Von einem Champions League Sieger erwartete man eben einfach etwas anderes.

Geradeeben hatte er seine Tasche einmal auf links gedreht und wollte eine Waschmaschine anschmeißen, denn die Fußballwäsche stank bestialisch. Jetzt lag der ganze Kram eben erst einmal im Flur.

"Was gibt es?" fragte Kai ohne die Person anzuschauen, die vor seiner Wohnungstür stand.

„Kai" schniefte es vor der Tür.

Sofort ließ der junge Fußballer alles stehen und liegen und schaute die junge Frau schockiert an.

„Sophia, was ist passiert?" fragte Kai mitfühlend und nahm sie direkt in den Arm.

Vorsichtig zog er sie in die Wohnung und schloss nebenbei noch die Tür mit einem Kick. Sanft strich er ihr über den Kopf, während er sie fest an sich drückte.

Er wiegte sie ein wenig in seinen Armen, seine Exfreundin sollte sich etwas beruhigen, vorher brauchte er erst gar nicht nochmal fragen, was los war.

In seinem Kopf malte er sich die schlimmsten Szenarien aus, von Familientragödie über Thomas zu Balou. Moment, wo ist der eigentlich, dachte sich Kai. Suchend blickte er um sich, aber den wuscheligen Vierbeiner konnte er nirgends erkennen. Normalerweise sprang er Kai auch jedes Mal an, wenn sie sich sahen.

Für den Hund blieb ihm viel zu wenig Zeit, weshalb er auch bei Sophia lebte und er ihn immer dann abholte, wenn er es zeitlich einrichten konnte.

"Entschuldige, dass ich einfach vor der Tür stehe, ich wollte dir schreiben, aber dann bin ich einfach los." schluchzte die junge Frau.

"Was ist passiert?" fragte Kai erneut und schaute ihr direkt in ihre traurige Augen.

Langsam aber sicher bekam er es mit der Angst zu tun, was war ihr nur widerfahren.

"Die gleiche Scheiße wie mit dir." Traurig, aber vor allem wütend klopfte sie mit ihren Fäusten auf Kais Brust.

"Was?"

Was hatte er denn jetzt damit zu tun, durch ihre Antwort war er noch überforderter als zuvor und blaue Flecken auf seiner Brust kamen noch dazu. Kai griff nach ihren Handgelenken und schaute sie fragend an, ein weiteres Wort von ihm hätte wohl das Fass zu überlaufen gebracht.

"Ich habe ihn mit so einer billigen Tante erwischt, im Bett, inflagranti." erzählte sie langsam.

Jetzt wurde ihm so einiges klar. Seit Sophia wieder vergeben war und wirklich glücklich schien, hatte sich auch sein schlechtes Gewissen weitestgehend verabschiedet, doch jetzt kam es wieder hervor.

Traurig schaute sie ihn an, Kai hätte ihr gerne eine Träne, die ihre Wange hinunter lief, weggewischt, doch im Moment wusste er nicht, welche Reaktion sie von ihm erwartete. Sophia erleichterte ihm dies, in dem sie sich an ihn drückte.

Dass sein T-Shirt ihre Tränen trocknete, war ihm egal. Die Schminke, die jetzt an seinem weißes Shirt klebte, sollte seine Waschmaschine schon wieder rausbekommen.

"Kai, sag mir mal, warum ich immer auf die gleichen Typen reinfalle. Ich meine, du stehst plötzlich auf Männer ..."

"Jule" unterbrach Kai sie schnell, aber sie ließ sich davon nicht beeindrucken.

What is Love? - BravertzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt