Das Trimagische Turnier

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Alleine die Tatsache, dass Dumbledore mitten in den Sommerferien eine Konferenz angesetzt hatte, hatte die Hauslehrer in Alarmbereitschaft versetzt. Und als sie dann auch noch erkannten, dass diesmal alle Lehrer eingeladen waren, wussten sie, dass Dumbledore wieder etwas ganz Besonderes fürs nächste Schuljahr geplant hatte.
Konferenz war im Grunde das falsche Wort. Dumbledore stellte seinen Entschluss vor und ließ sich in nur in den seltensten Fällen noch einen Verbesserungsvorschlag dazu machen.
Als Dumbledore an diesem schönen Sommermorgen ins Lehrerzimmer spaziert kam, war die Gerüchteküche im Raum schon am Kochen.
Als Dumbledore eintrat, verstummten alle und musterten ihn. Keine Pauke mitsamt Schlägel zu sehen, genauso wenig wie seine fast schon obligatorische Packung Zitronenbrausebonbons. Diesmal schien es um etwas wirklich Wichtiges zu gehen.
Diese Vermutung wurde fast augenblicklich dadurch bestätigt, dass Dumbledore sich einen thronartigen Stuhl- schließlich war er der Schulleiter und setzte sich auf keinen 0815-Stuhl im Zimmer- aus dem Nichts herzauberte. Dumbledore brauchte nie so lange, um seine brillanten, neuen Ideen vorzustellen, dass es sich lohnen würde, sich hinzusetzen.
„Guten Morgen allerseits", sagte Dumbledore, machte sich aber nicht die Mühe zu warten, bis die anderen seine Begrüßung erwiderten. „ Ich habe für das nächste Schuljahr etwas ganz besonderes geplant."
Dumbledore klatschte in die Hände vor Vorfreude, wie ein kleines Kind.
Sprout und McGonagall wechselten einen Blick. Das letzte Mal, als Dumbledore von etwas Besonderem erzählt hatte, das nach Hogwarts kommen sollte, hatte er den Stein der Weisen angeschleppt.
„Und das wäre?", fragte Sprout schließlich vorsichtig.
„Das Trimagische Turnier!"
Augenblicklich herrschte Totenstille im Lehrerzimmer. Jeder sah zu Dumbledore.
„Aber das hat doch schon seit Jahrzehnten nicht mehr stattgefunden", warf Flitwick schließlich ein.
„Du kannst das Turnier nicht wieder zum Leben erwecken. Zumindest nicht alleine. Dafür bräuchtest du die Einwilligung der Schulleiter von Durmstrang und Beauxbatons und die der Abteilung für internationale magische Zusammenarbeit sowie der Abteilung für magische Spiele und Sportarten." McGonagall funkelte Dumbledore herausfordernd an. „ Oder hast du die etwa?"
„Wie schön, dass du fragst." Dumbledore zog ein zusammengeknülltes Blatt Pergament aus seinem Umhang und hielt es den versammelten Lehrern hin.
„Das ist eine Rechnung aus dem Honigtopf", meinte Snape nach einem flüchtigen Blick darauf.
„Oh, verdammt! Da habe ich wohl danebengegriffen." Dumbledore steckte die Rechnung wieder ein und beförderte ein weiteres Blatt Pergament zum Vorschein.
Auf dem Blatt befanden sich tatsächlich die Unterschriften der drei Schulleiter, sowie der beiden Abteilungsleiter.
„Aber warum muss das Turnier ausgerechnet in Hogwarts stattfinden?", fragte McGonagall.
„Ich habe mich freiwillig gemeldet. Ich dachte das könnte doch ganz lustig werden."
„Wir leiden hier ja auch seit Jahren an chronischer Langeweile" Snape verdrehte die Augen.
„Seit drei Jahren bin ich schon froh, wenn wir es durch das Schuljahr schaffen, ohne, dass die Schule geschlossen wird oder ein Schüler stirbt", brummte McGonagall.
„Vor drei Jahren hast du den Stein der Weisen angeschleppt", sagte Flitwick.
„Vor zwei Jahren hatten wir Gilderoy Lockhart am Hals und obendrauf dann auch noch die Kammer des Schreckens" warf Sprout ein.
„Und letztes Jahr hatten wir dann das Problem mit den Dementoren auf dem Schulgelände und einen flüchtigen Mörder herumschleichen", meinte Madam Pompfrey.
Dumbledore hob abwehrend die Hände. „Ich habe es ja schon verstanden. Übernächstes Schuljahr wird dann ruhiger. Versprochen. Aber diesmal will ich noch mal so richtig auf den Putz hauen. Leider werden diesmal die Aufgaben weniger gefährlich sein und es dürfen auch nur volljährige Schüler mitmachen"
Dumbledore konnte seiner Miene nachzuschließen, nicht ganz verstehen, wieso die Lehrer nicht enttäuscht, sondern fast schon erleichtert wirkten.
„Was sind denn die drei Aufgaben?", fragte McGonagall und fügte hoffnungsvoll hinzu: „Werden die nicht von allen fünf Richtern zusammen erstellt?"
„Ich habe mich freiwillig gemeldete, die drei Aufgaben ganz alleine zu entwerfen." Dumbledore grinste „Die haben sich alle gefreut, das glaubt ihr gar nicht."
„Und was schwebt dir da so vor?" fragte Sprout nach einem kritischen Blickwechsel mit McGonagall. Die beiden Hexen stützen ihre Hoffnung nun darauf, dass die Aufgaben auch noch von den anderen vier Richtern abgesegnet werden mussten. Allzu ausgefallen durften die Aufgaben also nicht sein.
„Für die erste Aufgabe dachte ich an Drachen" weiter kam Dumbledore nicht, denn...
„Drachen!" Hagrid war mit leuchtenden Augen und einem strahlenden Lächeln aufgesprungen und hatte dabei ein halbes Dutzend Stühle umgeworfen und Flitwick von seinem Stuhl befördert.
„Ich wusste, dass ihr meine Idee lieben werdet." Dumbledore schien die skeptischen Blicke der anderen im Raum nicht zu bemerken oder zumindest gekonnt übersehen.
„Wie jetzt Drachen?" ,fragte Madam Pomfrey.
„Na Drachen. Du weißt schon, Poppy. Diese großen geflügelten Echsen, die Feuer spucken können. Frag doch mal unseren Rubeus hier, der kann dir da sicher mehr darüber erzählen." Dumbledore deutete auf Hagrid, der bei diesen Worten immer noch grinsend mit dem Kopf nickte wie ein Wackeldackel.
„Darf man fragen, was genau du mit den Drachen vorhast?", fragte Snape.
„Du darfst, Severus, du darfst. Ich dachte mir, wir nehmen für jeden Champion einen Drachen und der Champion muss dann"
„Doch nicht etwa den Drachen töten?" unterbrach ihn McGonagall hysterisch.
„Bei Merlins Bart- natürlich nicht. Allein einen Drachen zu schocken ist alleine quasi unmöglich. Minerva, wo denkst du hin?" Dumbledore schüttelte den Kopf und warf McGonagall einen tadelnden Blick zu. „ Die Champions sollen ein Goldenes Ei holen, das der Drache bewacht."
„Ich vermute jetzt einfach mal, die Drachen sind alle Weibchen und neben dem Goldenen Ei sind auch noch ihre eigenen Eier im Nest", sagte Sprout.
Dumbledore nickte grinsend. „Ganz genau. Woher weißt du das, Pomona?"
„Nur so ein Gefühl", murmelte Sprout. Sie wechselte einen Blick mit Flitwick und Sprout. Die Aufgabe klang zwar gefährlich, aber immerhin nicht unmöglich und auch nicht nach einem Himmelfahrtskommando.
„Und die zweite Aufgabe?" fragte McGonagall in einem Ton, als wollte sie es am liebsten gar nicht erst wissen.
„Der schwarze See", antwortete Dumbledore.
„Was...?", setzte Flitwick an.
„Du weißt schon, die große Wasserfläche da draußen." Dumbledore deutet aus dem Fenster auf den See.
„Ich weiß, was der schwarze See ist und wo er sich befindet", protestierte Flitwick „ Meine Frage war, was du damit vorhast."
„Ach so, wieso sagst du das nicht gleich? Ich dachte mir, wie entführen den besten Freund oder die beste Freundin oder den Freund oder die Freundin eines jeden Champions. Je nachdem, welche Person ihnen am wichtigsten ist. Und diese Geiseln fesseln wir dann im Dorf der Meermenschen und die Champions müssen ihre Geisel dann wieder befreien. Zeit haben sie dafür eine Stunde."
Im Zimmer herrschte abermals Totenstille. Das klang fast zu vernünftig für Dumbledore. Natürlich, ganz ungefährlich war die Sache immer noch nicht. Aber im Vergleich zu anderen Dingen, die Dumbledore in den letzten Jahren so vorgeschlagen hatte, machbar und sogar recht harmlos.
„Wieso sagt ihr denn nichts?", fragte Dumbledore ungeduldig. „Gefällt euch die Idee etwa nicht?"
McGonagall fand als Erste ihre Sprache wieder: „Doch, sie gefällt uns sogar sehr gut. Sie ist nur so vernünftig."
„Hast du etwa etwas anderes von mir erwartet?"
„Nein, natürlich nicht", sagte McGonagall und wechselte dann so schnell wie möglich das Thema. „Und wie sieht die dritte Aufgabe aus."
„Ein Labyrinth", antwortete Dumbledore schlicht.
Mit Blick auf die fragenden Gesichter der Lehrer fügte er hinzu: „ In der Mitte des Labyrinths befindet sich der Pokal, wer ihn als Erster berührt, hat gewonnen. Und im Labyrinth verstecken sich magische Kreaturen und ein paar Umgebungszauber."
„Was für Kreaturen?" fragte Sprout skeptisch. Das klang jetzt allmählich etwas zu vernünftig für Dumbledore.
„Irrwichte, Sphinxen solche Dinge. Nichts zu Gefährliches", das Letzte sagte er mit einer solchen Selbstverständlichkeit, als würde niemand jemals auf die gegenteilige Idee kommen.
„Keine Einwände." Dumbledore sah sich prüfend im Raum um. „Sehr schön. Dann wäre ich für heute fertig. Danke für eure Aufmerksamkeit. Hagrid, du kommst bitte mit mir mit, ich muss mir dir über ein paar der Kreaturen reden."
Dumbledore verließ mit Hagrid im Schlepptau das Lehrerzimmer und lies die übrigen Lehrer sprachlos zurück.
„Geht es nur mir so, oder hat noch jemand anderes ein übles Gefühl, wenn wie es Hagrid überlassen, was alles ins Labyrinth kommt?" fragte McGonagall nach einigen Sekunden.

Was- bei Merlins Bart- hat Dumbledore sich dabei eigentlich gedacht?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt