Stony OneShot

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Er blickte aus dem großen Panoramafenster seines Wohnzimmers und beobachtete die Straßen New Yorks.
Warum machte er das überhaupt noch mit? Warum kämpfte er sich jeden Tag aufs neue aus dem Bett, um den ganzen Tag seinen Gedanken hinterher zu hängen und keine Ruhe zu finden? Warum lebte er überhaupt noch? Es gab für ihn keinen Grund mehr dazu. Alles hatte er verloren. Aber tief in ihm, hatte er die Hoffnung, dass Steve eines Tages vor seiner Tür stand und ihn um Verzeihung bat. Sie sich dann in die Arme fallen und ein glückliches Leben führten. Ohne Bucky. Ohne die Avengers. Nur sie beide.

Aber er hatte sich gegen dieses Leben entschieden. Steve war nach ihrem Streit abgehauen um sich mit seinem besten Freund Bucky ein schönes Leben in Wakanda zu machen und ließ Tony allein zurück.

Er hatte niemanden mehr. Die Avengers hatten sich getrennt. Endgültig. Nat verbrachte ihre Zeit mit Clint und seiner Familie, Thor war zurück in Asgard um ein Auge auf Loki zu haben. Bruce war mit seiner Wissenschaft beschäftigt und lebte deswegen am anderen Ende der Welt. Pepper hatte sich seit ihrem Entschluss eine Pause zu machen, nicht wieder bei Tony gemeldet und Happy so wie auch Rhodey hatten sich ebenfalls dazu entschieden, Tony mit seinen Problemen alleine zu lassen.

Müdigkeit übermannte ihn, aber er wollte nicht schlafen.
Er würde so lange hier sitzen und New York von oben betrachten, bis ihm die Augen zufielen und er in einen unruhigen Schlaf fiel. Geprägt von Albträumen, die ihn seit dem Sokovia-Abkommen verfolgten. Er dachte wieder an den Kampf zwischen ihm und Cap. So kurz war er davor Tony zu töten. Er sah es in seinen Augen. Es spiegelte sich pure Lust zu töten und Tony endgültig aus seinem Leben zu schaffen.

Er kniff seine Augen zusammen und bemerkte viel zu spät, wie schnell seine Atmung ging. Na toll. Panikattacke. Er rappelte sich vom Sofa auf und schwankte mit zitternden Knien zur Bar neben seinem Wohnzimmer. Sein Lieblingsort der letzten Monate.
Mit Schweißperlen auf der Stirn und zittrigen Händen griff er nach etwas Hochprozentigem, setzte die Flasche an seine, vom Alkohol offenen Lippen an und leerte die Flasche in einigen Zügen. Seine Atmung beruhigte sich etwas und auch das Zittern ließ langsam nach. Alkohol half ihn in solchen Situationen sehr gut. Und mittlerweile war es Alltag, mit mindestens einer geleerten Wiskey Flasche den Tag zu beenden.

Damals, nach dem Angriff auf New York hatte er dasselbe Problem. Die Panikattacken begannen und Alkohol half ihm, aber im Gegensatz zu jetzt hatte er damals noch Freunde die Tony aus diesem Loch raushalfen. Die hatte er aber nicht mehr. Keinen mehr der ihm sagte was er zu tun und lassen hatte. Irgendwie ein schönes Gefühl, doch alleine zu sein, wissend dass dies das Leben war was er noch Jahrzehnte weiter führen musste, brachte Tony zum würgen.
Er wollte das nicht. Er wollte doch nur ein guter Freund sein und zum Schutz der Erde dienen, doch er war nicht dazu fähig. Er konnte es nicht mal verhindern, dass sich die Avengers, seine Familie, trennten. Die Schuld sah Tony einzig und allein bei ihm. Er dachte er hätte versagt und konnte das nie wieder gut machen.

Die leere Flasche, die er in der Hand hielt donnterte gegen die Wand und zersprang in winzige Splitter. Der Boden glänzte davon und Tony konnte nicht wiederstehen. Er beugte sich über die Glassplitter, suchte sich einen besonders spitzen davon aus, nahm ihn in die Hand und zog mit aller Kraft die er noch hatte an seinem Unterarm entlang. Bald würde sich die nächste Narbe zu den anderen gesellen. Mit diesem körperlichen Schmerz konnte er seinen Psychischen übertrumpfen und für wenige Sekunden konnte er seine Qualen vergessen. Konnte er vor allem Steve vergessen. Und das tat unfassbar gut.

Mit dem Rücken an die Bar gelehnt schloss er die Augen und dachte daran, wie schön es wäre nicht mehr zu leben. Keine Traurigkeit und Wut mehr zu verspüren, sondern einfach im Nichts zu sein. Er rappelte sich auf, schwankte in sein Badezimmer und schaute ein letztes Mal in den Spiegel. Er erkannte sich kaum wieder. Seine Haare standen wirr von seinem Kopf ab, sein Gesicht und generell sein ganzer Körper war eingefallen und mager und seine Augenringe leuchteten schon fast schwarz.
Was war nur aus ihm geworden? Er war ein Held. Hatte mal das schönste Leben, dass man sich vorstellen konnte und alles hatte er innerhalb kürzester Zeit verloren.

Er wurde wütend auf sich selbst. Darauf, dass er nichts aus seinem Leben gemacht hatte. Darauf, dass er versagt hatte. Mit voller Wucht schlug er auf den Spiegel vor sich ein, um seinen eigenen Anblick nicht mehr länger ertragen zu müssen. Seine Hand begann zu bluten, als sich die Splitter tief in seine Fingerknöchel bohrten.
Er schrie auf, drehte sich zur Wand hinter sich und schlug darauf ein. Immer mehr Blut rann die einst weiße Wand hinunter und Tony hörte nicht auf. Er schlug zu. Immer wieder. Schrie dabei und heiße Tränen lösten sich aus seinen Augenwinkeln und flossen nun ununterbrochen seine Wangen hinab. Sein ganzer Körper zitterte und bebte, bis ihn die Kraft verließ und er auf den Boden sackte.
Es war alles zu spät. Er nahm zum zweiten Mal an diesem Tag einen scharften Splitter, vom zerstörten Spiegel, und setzte an. Aber diesmal tiefer. So tief, dass sein Blut kaum noch zu stoppen war. Es gefiehl ihm. Und als er langsam merkte, dass ihm schwarz vor den Augen wurde, zog er nochmals einen tiefen und langen Schlitz durch seinen Unterarm. Ihm wurde schwindelig und sein Körper fühlte sich sehr schwer an, als alles in ihm nachgab und er mit dem Kopf an der Badewannenkante aufprallte und letztendlich auf dem Boden zum liegen kam.

Steve:

Es war das Leben, dass er sich immer gewünscht hatte, doch es fehlte etwas. Und er wusste genau was es war. Es war Tony. Er hatte extreme Schuldgefühle, ein so perfektes Leben mit seinem besten Freund zu leben und gleichzeitig zu wissen, dass er Tony allein gelassen hatte. Steve wusste von seinen Problemen nach dem Angriff auf New York im Jahr 2012 und wollte sich nicht vorstellen, was dieser Streit zwischen den beiden mit Tony anrichtete.
Jeden Tag dachte er an ihn und hoffte, dass es ihm gut ging. Auch wenn er im Inneren wusste, dass es nicht so war. Mehrere Monate hatte er durchgehalten sich von Tony fernzuhalten und ihn zu vergessen, aber er konnte es nicht länger. Noch heute würde er nach New York fliegen und nach ihm schauen. Denn er wurde das Gefühl nicht los, dass Tony seine Hilfe brauchte.

Mit der Ausrede er würde Nat und Clint besuchen, machte er sich auf den Weg und kam mitten in der Nacht am ehemaligen Avengers Tower an. Es war dunkel, kein einziges Licht brannte, als er von dem Flugplatz in das Gebäude trat. Die Tür war aufgeschlossen und als er Friday fragte wo Tony sei, gab diese keine Antwort.
Tony hatte diese schon lange abgeschaltet, da er nicht jeden Tag hören wollte, dass er schlafen, essen oder raus gehen sollte. Er wollte nicht nach Tony rufen, denn wenn dieser schlief, wollte er ihn nicht wecken. Aber diese Annahme verneinte sich, als er in Tonys Schlafzimmer trat und das Bett leer war.
Doch dann erkannte er einen Lichkegel, ausgehend vom Badezimmer, dass einige Räume weiter lag. Langsam trat er auf dieses zu und wiederholte dabei immer wieder Tonys Namen. Als er an der Tür war und diese langsam öffnete erschrak er.
Tony lag da. Inmitten einer riesigen Pfütze aus Blut, das langsam aus seinen Unterarmen und seinem Hinterkopf floss. Steve wurde sofort schlecht bei dem Anblick, wissend dass er wahrscheinlich die Schuld an dieser Situation trug.
Er löste sich aus seiner Schockstarre und eilte zu Tony, der bereits Bewusstlos schien. Steve kniete sich vor ihn und rüttelte sanft seine Schulter, um zu schauen ob er noch reagierte, aber er tat es nicht. Langsam drehte er Tonys Kopf etwas hoch um sein Gesicht zu sehen. Seine Augen waren geschlossen und er zeigte keine Spannung in seinem Körper. Sofort rief er den Krankenwagen, denn er bezweifelte, dass die Krankenstation im Tower noch belegt war. Heiße Tränen kullerten seine Wangen hinab, als er auflegte und wieder auf Tonys schlaffen Körper schaute. Erst jetzt bemerkte er wie fertig Tony aussah. Er hatte sehr abgenommen, es schien als hätte er seinen Bart vor Wochen das letzte mal gestutzt, seine Wangen waren eingefallen und die tiefen, dunklen Augenringe waren kaum zu übersehen. Der erste Schluchtzer verließ seine Kehle, als ihm bewusst wurde, was er Tony angetan hatte.

Es war alles seine Schuld. Niemals hätte er ihn alleine lassen sollen, vor allem weil es wusste, dass weder die anderen Avengers noch Pepper bei ihm waren. Steve hätte früher kommen sollen...nein, er hätte ihn gar nicht erst verlassen sollen. Er wusste von Tonys psychischem Zustand und trotzdem war er so ein Idiot gewesen und ist einfach abgehauen. Das würde er ihm selbst niemals verzeihen können. Er nahm Tonys schlaffen Körper, hob ihn auf seine Oberschenkel, bedacht darauf ihn nicht zu verletzen, und hielt ihn so fest er konnte. Er wollte ihn nie wieder los lassen und hätte es auch nie dürfen. Immer wieder flüsterte er Tony beruhigende Worte zu, auch wenn er wusste, dass dieser es nicht hören konnte.

Durch all die Tränen die er vergoss, war sein Blick verschwommen, als er endlich das Blaulicht des Rettungswagens durch das Fenster schimmern sah. Die Einsatzkräfte waren sofort bei ihnen, als Steve um Hilfe schrie, aber es war alles zu spät. Die Rettungskräfte eilten auf sie zu, einige davon hielten auch Steve etwas von Tony fern, damit sie besser arbeiten konnten. Recht schnell erkannten sie, dass nichts an einer Reanimation vorbeiführen würde und begannen damit. Ohne Erfolg. Tony war tot. Endgültig. Und Steve war Schuld.

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