»Staubwedel«

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Nachdem Rian mich fest in seinen Armen hielt, mir immer wieder beruhigend über den Rücken streichelte und meine Stirn küsste, fand ich leider schnell den Weg ins Land der Träume.

Zu gerne hätte ich seine Nähe noch länger genossen, doch ich war wirklich erschöpft und konnte meine Augen nicht länger wachhalten, egal wie sehr ich mich gegen meine Müdigkeit wehrte.

Der nächste Morgen kam schneller als gedacht und immer noch müde suchte ich mit meiner Hand nach Rian, bis ich plötzlich etwas total haariges unter meiner Hand spürte und erschrocken darüber die Augen öffnete.

"Ach, du bist es", murmelte ich erleichtert über Nero, der neben mir lag und mich hechelnd beobachtete, während ich mich erst einmal ausgiebig streckte und meinen Oberkörper erhob.

Rian war leider nicht mehr da, aber ich hatte die kleine Hoffnung, ihn unten anzutreffen, was mich dann auch schnell dazu trieb, aufzustehen und zu seinem Schrank zu tapsen.

Ich nahm mir eine seiner grauen Jogginghosen, zog sie mir über und betrachtete mich dann noch eine Weile im Spiegel.

Sah ich genauso zerknautscht aus wie jeden Morgen? Definitiv! Meine Haare standen in alle Richtungen und die wenige Wimperntusche, die ich gestern aufgelegt hatte, befand sich mittlerweile unter meinen Augen und ließ mich aussehen, als hätte ich drei Tage durchgesoffen...

Doch etwas war anders, und zwar dieses funkelnde Strahlen in meinen Augen. Es war naiv, von Liebe zu sprechen, dass war mir bewusst, aber diese Schmetterlinge in meinem Bauch, sie sofort aufkamen, kaum flogen meine Gedanken zu letzter Nacht, zeigten mir nur zu deutlich, wie verknallt ich schon in ihn war.

Mit einem dicken Grinsen auf den Lippen suchte ich nach meiner Anschauung noch schnell mein Badezimmer oben auf, wusch mein Gesicht und putzte mir die Zähne, um anschließend die Treppen vor lauter Glücksgefühl herunterzuschweben.

Doch da war niemand...

Nur drei leere Tassen auf dem Tisch, ließen mich erahnen, dass sie schon wach waren und vermutlich ihrer Arbeit oder sonstigen Dingen nachgingen.

Na super.

Mein Blick fiel ein wenig enttäuscht zur Küche und da kam mir plötzlich in den Sinn, dass ich fast gar nichts, oder eher gesagt wirklich gar nichts gegessen hatte die letzten Tage.

Ich legte meine Hände auf meinen Bauch, der daraufhin auch augenblicklich knurrte und lief dann eilig zum Kühlschrank, der zu meiner Freude reichlich gefüllt war.

Summend und tänzelnd füllte ich Neros Napf, machte mir zwei Brote und einen Kaffe und ließ mich anschließend am Tisch nieder, um zufrieden raus in die Sonne zu schauen.

"Guten Morgen", ertönte plötzlich eine weibliche Stimme hinter mir und als ich mich fragend herumdrehte, blieb mir vor Entsetzen mein Brot fast im Halse stecken.

"Oh mein Gott", keuchte ich und haute mir einige Male gegen die Brust, um von ihrem lächerlichen Auftreten nicht zu ersticken.

"Ist keiner von den Männern da?", fragte sie aufdringlich und stellte sich genau vor mich, um mich dabei abschätzig zu mustern.

Ich war völlig sprachlos und konnte nicht anders, als nochmals ihr Outfit zu betrachten.

Während sie oberum nur einen fast durchsichtigen BH anhatte, bedeckte unterum nur ein extrem kurzer Rock ihre intimen Stellen. Ihre schwarzen Haare fielen ihr lockig bis über die Schultern und sie hatte auch irgendwas wie einen Staubwedel in der Hand.

Das musste ein Scherz sein!

"Ich habe ihnen tausend Mal gesagt, dass ich ihren One night stands nicht hinterher aufräume, also stell den Teller bitte in die Spüle und verschwinde dann!"

Immer noch unter Schock schaute ich ihr hinterher, wie sie in die Küche lief und anfing die Tassen zu spülen, bis ich dann aufstand und ihr meinen Teller an den Hinterkopf werfen wollte, doch in dem Moment kam Senan völlig durchnässt die Terrassentür herein und verhinderte unbewusst meinen ersten Mord.

"Guten Morgen, Süßer", begrüßte ihn das Miststück und warf dabei einen flüchtigen Blick auf mich. "Deine?"

Das hat sie jetzt nicht wirklich gesagt?!

"Nein", grinste Senan und stellte sich dabei so nah vor mich, dass ich seinen Atem in meinem Gesicht spüren konnte und automatisch einen Schritt zurückwich. "Leider nicht", fügte er noch leise hinzu und mir entglitt in diesem Moment alle Farbe aus meinem sowieso schon blassen Gesicht.

"Das ist Rians Frau, Keeva."

Er wandte seinen Blick wieder zu ihr und kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, fiel diesem Miststück die Tasse aus der Hand direkt ins Waschbecken zurück.

"Wie bitte?", kam es total aufgebracht von ihr und da stellte sich mir die Frage, hatte Rian etwas mit dieser billigen ....?

Auch die Frage, wieso sie hier halbnackt herumlief und was für eine Funktion sie überhaupt hatte, kam in meinen Verstand und widerwillig dachte ich darüber nach, dass sie sicherlich eine fickbare Putzfrau war, an dessen Anblick sich die Brüder erfreuten.

Ich könnte kotzen!

"Ich bin am Strand", gab ich genervt über alles von mir und schnappte mir Nero am Halsband, um ihn hinter mir her rauszuziehen, wo ich endlich wieder tief durchatmen konnte.

"Ekelhaft, oder?", wandte ich mich an Nero, der aber keine Reaktion von sich gab und mir voraus die Treppen heruntereilte.

Trotz des guten Wetters und der guten Laune, die ich heute morgen noch empfand, wurde meine Stimmung  wegen diesem Staubwedel immer weiter heruntergedrückt.

Ich wollte nicht eifersüchtig sein, erst Recht nicht auf so etwas billiges, aber es kam mir einfach nur absolut abstoßend vor, dass sie überhaupt so etwas zu beschäftigen schienen.

"Hey, Keeva!", hörte ich plötzlich jemanden nach mir rufen, der mich damit aus meinen Gedanken riss und als ich meine Hand schützend vor der Sonne über meine Augen legte, erkannte ich weiter weg Brandon, der mir lächelnd zuwinkte.

"Hey!", rief ich zurück und lief dann langsam auf ihn zu, während ich Nero einen warnenden Blick zuwarf. "Benimm dich bitte."

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👍😂

Rian - Bis dass der Hass uns scheidet Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt