Eine Hochzeit ist nicht gerade der Ort, an dem man die Aufmerksamkeit auf sich ziehen möchte, weil das Brautpaar doch die eigentlichen Stars sind und dieser Tag nur ihnen gehört. Das sollte man meinen. Wäre da nicht ich gewesen, wäre der Tag sicher nicht so spektakulär und aufregend abgelaufen.Ich kam natürlich zu spät wie fast immer.
Ja, ich weiß, das ist nicht gerade höflich, vor allem dann wenn sich das Brautpaar das Ja-Wort gibt und du in aller letzter Sekunde auftauchst und der Pastor fragt, ob es jemanden gäbe, der etwas gegen diese Eheschließung einzuwenden hätte.Natürlich dachten sie alle, dass ich sagen würde, dass die beiden auf keinen Fall heiraten sollten. Sie starrten mich alle an und warteten nur darauf, dass ich etwas sagen würde oder für immer schweigen würde. Also so wie ich war, sagte ich viel zu viel wie immer. Ich sagte, dass ich die beste Freundin der Braut bin und dass diese beiden einfach wie geschaffen für einander sind, wie ich sie damals auf dem Boot zusammengeführt hatte und beinah ertrunken wäre und dass ich sie beide unglaublich gern habe. Ich setzte mich und die beiden gaben sich ihr Eheversprechen. Ich heulte die ganze Zeit, weil es so schön war, was die beiden sich sagten und ich mir auch so etwas Wunderschönes eines Tages wünschen würde.
Dann fiel beim Catering ein Kellner aus, was ich hätte wissen müssen und noch einen Ersatz hätte finden müssen. Also sprang ich schnell ein, damit niemand merkte, was für eine miese Planerin und Trauzeugin ich eigentlich war.
Ich bin eben spontan. Ok, für den Nichtchaoten und den Spießer bin ich wahrscheinlich eine Spur zu spontan. Mag sein, dass die meisten Menschen damit nicht klar kommen. Für mich ist Chaos nichts, was mich stresst oder wobei ich vollkommen verzweifle. Nein ich brauche das, um richtig atmen zu können, um mich wohl zu fühlen und richtig aufzublühen. Ich bin ich selbst, wenn es so chaotisch ist, dass niemand außer mir noch den Durchblick hat. Chaos reizt mich und hat sowas Verrücktes.
Ja, die meisten halten mich tatsächlich für völlig verrückt. Aber das ist mir schon lange egal.
Sollen sie doch. Wer mich mag, mag mich und wer mich nicht mag, mag mich eben nicht. So einfach ist das. Ich nahm die Gläser mit dem Sekt und dem Orangensaft in die Hand und steuerte auf diese Schnösel von jungen Männern zu.Zugegeben der eine Typ, der da so an dem Stehtisch anlehnte, diesen dunkelblauen Anzug und dieses weißes Hemd trug und dazu diese italienischen Lederschuhe, sah schon ziemlich gut aus.
Er hatte diese tiefbraunen Schokoladen Augen und diesen Dreitagebart, der seine Männlichkeit nochmals unterstreichte. Einfach ein Hingucker dieser Typ. So jemanden würde ich wirklich gerne kennenlernen. Aber für irgendwelche Männergeschichten hatte ich absolut keine Zeit.Ich hatte genug mit mir und meinem neuen Job als Zeitungsredakteurin zu tun und außerdem musste ich die Getränke weiter verteilen. Ich gab sie der Gruppe und dann ging ich an die nächsten Tische. Doch bevor ich den letzten Tisch erreichte, erstarrte ich, weil ich sie da vorne vor mir stehen sah.
Sie die Frau, die mein Leben ruiniert hatte und es nie für nötig gehalten hatte sich mal zu entschuldigen oder sonst irgendwas in der Art. Meine Mutter. Ja, richtig. Meine Mutter, die mich damals einfach zurück gelassen hatte. Ich war so unglaublich wütend und enttäuscht. Ich hatte tausend Fragen.
Warum war sie hier und warum war sie überhaupt zurückgekommen? Sicher nicht, weil sie mich so vermisst hatte. Ich merkte nur noch wie alles um mich herum verschwamm, bevor ich mit samt des Tabletts zu Boden sank. Alles schwarz.
Ausgerechnet an einem so schönen Tag wie diesem musste ich so schwach sein und vor versammelter Mannschaft zusammen klappen.
Wow, was für unfassbar schöne tiefbraune Schokoladen Augen mich anschauten. Es war nicht nur irgendein Notarzt. Nein, es war der Typ, den ich vorhin so angestarrt hatte. Dieser unglaublich attraktive Typ, der da am Tisch anlehnte. Deswegen hatte er auch keine typische Notarztuniform an. Diese Augen und dieser Typ haben es mir sowas von angetan. Aber das sollte ich am besten erstmal für mich behalten. Am Ende hat der Typ noch eine Freundin und ich mache mich noch total zum Affen. Eigentlich wollte ich doch auch keinen Mann. Zumindest in nächster Zeit erstmal nicht. Aber diese Augen und dieser Körper. Das konnte mich nur magisch anziehen.
Wie lange ich dort auf dem harten Boden lag, kann ich nicht sagen. Es muss schon etwas länger gewesen sein. Ich glaube sie dachten ich hätte einen Herzinfarkt oder sowas ähnliches. Der Notarzt sagte nur, dass ich bewusstlos war und half mir nachdem ich wieder zu mir kam, hoch. Ich war leicht wackelig auf den Beinen, weswegen er mich stützte.
Seine Hände berührten meinen Rücken und sofort brannte diese Berührung an dieser Stelle. Ich kannte ihn gar nicht, aber er löste schon jetzt etwas in mir, was sich unglaublich gut anfühlte. Er ließ mich den Rest des Tages nicht mehr aus den Augen. Er war total fürsorglich, brachte mir was zu trinken und war einfach da. Nun hatte ich mich zum Mittelpunkt der Hochzeit gemacht.
Einige Frauen warfen mir fiese Blicke zu. Klar, ich meine dieser Typ sah auch verdammt heiß aus.
Das musste man ihm lassen. Wer hätte nicht gerne diese Oberarme gesehen, diese Hände auf seiner Haut gespürt und diesen Duft eingeatmet.Ich hatte mich gerade einigermaßen gefangen, da steuerte auch schon meine Mutter auf uns zu.
Ich wollte sie nicht sehen. Ich wollte sie nicht hier haben und schon gar nicht wolle ich, dass sie sich um mich kümmert.Meine Oma war diejenige, die immer für mich da war, wenn es mir schlecht ging, als ich meinen ersten Liebeskummer hatte, als ich beinahe ertrunken wäre auf dem Boot, wo ich meine beste Freundin und ihren Ehemann zusammengeführt hatte und überhaupt sie hat mich immer unterstützt. Ohne sie wäre ich damals ins Waisenhaus gekommen.
Ich hatte keine Verwandten hier in der Nähe. Meine Tante lebte schon seit einer Ewigkeit auf Sizilien, mein Vater war früh verstorben und mein Onkel war nicht gerade der Mensch, bei dem man gerne leben würde. Ein Raucher, ein Trinker und ein totales Wrack. Auf so jemanden konnte man verzichten. Also wuchs ich bei meiner Oma auf.
Ich liebte meine Oma über alles. Sie war mein Ein und Alles. Sie war mein Zuhause. Warum musste meine Mutter hier sein? Ich wollte meine Augen schließen in der Hoffnung, dass das hier alles bloß ein Traum war, aus dem ich jede Sekunde wieder aufwachen würde.
Ich bedanke mich bei allen! Freut mich sehr, dass ihr bis hier hin gelesen habt :)
Wie fandet ihr das Kapitel bisher?
Wenn ihr noch Verbesserungsvorschläge habt, bin ich sehr dankbar. Ich übe mich noch aber es macht mir schon jetzt großen Spaß!
Jetzt noch ein paar Fragen zur Geschichte:
Wie heißt er wohl?
Was hat es mit ihrer Vergangenheit auf sich und führt diese vielleicht auch zu ihm?
Warum ist ihre Mutter plötzlich aufgetaucht?
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Dein Herz ist mein Herz
RomansaIch bin eine bunte verrückte Nudel, fast schon zu verrückt, aber genau dafür liebt man mich. Die Hochzeit meiner besten Freundin ist eigentlich ein schönes Ereignis, wäre da nicht die Frau gewesen, die mein Leben zerstört hat und es nun wieder orde...