Kapitel 12: Verlierer

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Am nächsten Morgen trafen wir uns mit Tamiko an der Spielhalle. Ich trug das selbe Outfit, wie auch gestern.
"Guten Morgen!" rief Tami, als sie auf uns zu kam.
"Morgen" begrüßte ich sie ebenfalls.
"Bereit?" fragte sie uns, wobei sie ausschließlich mich ansah. Ich nickte leicht.
"Ja.... Bringen wir es hinter uns" murmelte ich.
"Ach ja hier" meinte Tami dann und hielt mir ein paar Chucks hin. Dankbar lächelte ich ein klein wenig, ehe ich sie anzog.
"Na dann wollen wir mal" meinte sie und gemeinsam gingen wir drei los, zur Bahnstation.
"Die Frisur steht dir wirklich gut. Du solltest öfters einen Zopf tragen" sprach die grünhaarige plötzlich. Überrascht sah ich sie an.
"Wirklich? Danke.... Hanma hat ihn mir gemacht..." meinte ich. Nun war es an Tamiko, mich überrascht anzusehen.
"Das hat er gestern auch schon oder?" Ich nickte leicht und sah zu dem Gesprächsthema auf. Doch dieser sah gelangweilt nach vorne und wirkte dabei ein wenig abwesend.

Die Fahrt und der rechtliche Fußweg verlief ruhig, doch mit jedem Schritt, dem wir uns der Wohnung näherten, wurde das unwohle Gefühl in meinem Magen stärker und ich nervöser. Das ging so weit, dass ich auf den letzten Metern sogar nach dem Zipfel von Hanmas Jacke griff und mich daran festhielt, während ich auf meiner Lippe herumbiss. Er bemerkte es, sagte jedoch nichts, wofür ich ihm wirklich dankbar war. Wir klingelten bei meiner Nachbarin und ich behauptete, ich hätte meinen Schlüssel vergessen, woraufhin sie uns rein ließ. Wir stiegen langsam die Treppenstufen hinauf, wobei ich immer langsamer wurde. Einerseits, weil mir alles weh tat und andererseits, weil ich Angst hatte. Als wir vor der Tür standen, fing ich an zu zittern und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich konnte das nicht. Er würde mich diesmal umbringen.... er würde.....
"I-ich kann das nicht. Ich-"ich drehte mich um, wollte schon wieder gehen, als ich etwas auf meinen Schultern spürte. Ich stockte und beruhigte mich automatisch wieder etwas. Tami drückte leicht meine Hand.
"Wir sind hier"flüsterte sie leise und ich nickte ängstlich. Ich atmete tief durch und klingelte dann vorsichtig an der Tür. Hanma hatte sich neben die Tür gestellt, sodass man ihn nicht sofort sehen konnte, während Tami hinter mir stand. Es ertönten Schritte. Jeder einzelne ließ die Panik in meinem inneren wieder anwachsen. Bevor ich jedoch noch etwas tun konnte, wurde die Tür geöffnet.
"Ach sieh an, wer doch noch zurück gekommen ist. Ich hab doch gesagt, dass du ohne mich nicht klar kommst aber du wolltest ja unbedingt die rebellische spielen"meinte Lou spöttisch.
"Sie ist aber nicht zurück gekommen. Sie ist nämlich nicht alleine. Wir holen nur ein paar Sachen von ihr ab" meinte Tami und stellte sich neben mich. Lou musterte sie skeptisch und schnaubte.
"Ach.....ist das so? Dann willst du mich also verlassen ja?"fragte Lou kalt. Ich nickte vorsichtig.
"Ja....." Er öffnete die Tür ein Stück weiter.
"Dann lasse ich euch beiden Mädchen wohl besser mal rein"meinte er verachtend. Doch kaum machte ich einen Schritt nach vorne, von Tai weg, packte Lou mich schon am Arm und zog mich gewaltsam in die Wohnung. Kaum war ich drin, schlug er die Tür zu. Erschrocken schrie ich auf und auch Tami hörte ich entsetzt meinen Namen rufen. Als Lou die Tür abschließen wollte, bemerkte er, dass diese nicht ganz zu war und versuchte sie zu zu drücken. Erfolglos. Eine Hand schob sich durch den faustbreiten Spalt und drückte die Tür Stück für Stück weiter auf. Hanma hatte seinen Fuß im letzten Moment in die Tür gestellt. Lou war so überrascht davon, dass er zu spät reagierte. Als der Spalt groß genug war, schob sich Hanmas Kopf hindurch und er fixierte Lou.
"Zu langsam du Wixxer"
"Du schon wieder! Verpiss dich! Du hast damit nichts zu tun!"fauchte Lou und drückte gegen die Tür, um ihn wieder heraus zu drücken. Hanma stützte seine zweite Hand im Türrahmen ab und schaffte es so, die Tür langsam immer mehr auf zu drücken, sodass Lou irgendwann von dieser ablassen musste und zurück taumelte. Die Tür schwang auf und der Anführer trat herein, ehe er sich in voller Größe vor Lou aufbaute.
"Du stehst im Weg"
"Und das werde ich auch weiterhin. Das hier ist meine Wohnung, also kann ich dich auch rauswerfen!"
"Das stimmt nicht, das hier ist Himaris Wohnung!"
"Aber sie wird mich nicht rauswerfen"grinste Lou siegessicher.
"Sie nicht aber ich"meinte Hanma, packte ihn am Kragen und hatte ihn innerhalb weniger Sekunden vor die Tür gesetzt und diese ins Schloss fallen lassen. Ein wenig perplex sah ich die geschlossene Tür an. Das ging.....einfacher, als gedacht..... Gut, Lou hämmerte jetzt tobend vor Wut an der Tür, doch ohne Schlüssel würde er nicht herein kommen.
"Okay beeilen wir uns"meinte Tami und ich nickte. Schnell gingen wir ins Schlafzimmer, wo ich eine Sporttasche aufs Bett warf und meinen Schrank aufriss. Gemeinsam mit Tami zog ich diverse Kleidungsstücke aus den Fächern und stopfte diese in die Tasche. Dann eilte ich noch ins Badezimmer und schmiss alles notwendige in eine Kulturtasche, die wir ebenfalls in der Tasche verstauten. Meine Schulsachen packte ich alle in meine Schultasche, welche daraufhin nur mit viel Mühe zuging und meine Schuhe quetschten wir noch mit in die Sporttasche.
"Hast du alles?"fragte Tami mich, als sie die Sporttasche um ihre Schultern hängte. Ich sah zu meinem Nachttisch, auf welchem ein Foto von Lou und mir stand. Das war kurz nachdem wir zusammen gekommen waren. Ich dachte daran, wie glücklich ich war und wie es jetzt war. Wie aus dem nichts fiel mir ein passender Liedtext zu der Situation ein. Es waren die Schnipsel von dem Text ein, der mir gestern schon die ganze Zeit im Kopf gespukt hatte. Nun hatte mein Kopf die Schnipsel zu einem ganzen Lied zusammengefügt. Reflexartig fing ich an zu singen.

'Cause I felt safe in your arms.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt