37. Die schlechteste Idee, die James Potter je hatte

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Sirius schlug sich die Hand vor die Stirn: „Heute ist Vollmond. Das ist doch der endgültige Beweis." 

Verdammt, daran hatte James bei dem ganzen Prüfungsstress ja gar nicht mehr gedacht. Er hatte im Kopf gehabt, dass es bald soweit war, aber völlig verdrängt, dass heute der Tag war. Remus hatte auch wieder kränklich ausgesehen, obwohl die Prüfungen vielen Schülern auf den Magen geschlagen hatten, allen voran Peter. 

Seitdem sie darauf gekommen waren, dass Remus ein Werwolf sein könnte, hatten sie noch einige Male darüber gesprochen, wie sie jetzt damit umgehen sollten. Denn alles sprach dafür, dass es so war. Einen großen Teil der Zeit, den sie in den letzten Wochen in der Bibliothek verbracht hatten, hatten sie nicht zum Lernen genutzt, sondern um mehr über Werwölfe herauszufinden. 

Alles was sie gelesen hatten, ließ Werwölfe in einem noch viel schlechteren Licht dastehen, als James es sowieso schon kannte. Deswegen erschien es ihm umso unglaublicher, dass der gutmütige Remus wirklich einer sein sollte. 

Dass es Remus rund um den Vollmond schlecht ging, dass er lieber Lügengeschichten erfand, als die Wahrheit zu sagen, dass unter der Peitschenden Weide ein Geheimgang war, der zur Heulenden Hütte führte, damit Remus sich dort sicher verwandeln konnte, passte alles zusammen. Nur einen Beweis hatten sie nicht. 

Und obwohl sie einige Zeit in Recherche gesteckt hatten, hatten sie mit all dem Prüfungsstress nicht wirklich einen Kopf dafür gehabt, zu entscheiden, was sie nun tun wollten. Sollten sie mit Remus sprechen? Oder vor ihm geheim halten, was sie wussten? Beziehungsweise was sie vermuteten, denn James störte sich mehr als Sirius daran, dass sie keine Bestätigung für ihre Theorie hatten. 

Heute war erst das zweite Mal, dass sie sicher sagen konnten, dass Remus an Vollmond verschwunden war. Zumal er behauptet hatte, zu Professor Larsen zu gehen, vielleicht kam er also dieses Mal wieder. 

„Nein ist es eben nicht", sagte James zu Sirius. 

„Was willst du denn noch als Beweis, fragen willst du ihn ja auch nicht", sagte Sirius. 

„Nein...", sagte James, doch da kam ihm plötzlich ein Gedanke, was wenn... „Wir könnten ihm folgen. Ich meine in den Tunnel und sehen, wo er uns hinführt, ob es wirklich die Heulende Hütte ist." 

Sirius sah ihn entgeistert an: „Das ist die bescheuertste Idee, die ich je gehört habe." 

Wenn James sich später an diesen Abend zurückerinnerte, wusste er beim besten Willen nicht mehr, was dazu geführt hatte, dass sie den Tarnumhang aus dem Schlafsaal geholt und sich auf den Weg zur Peitschenden Weide gemacht hatten. Und wie in aller Welt sie Peter dazu bekommen hatten, mitzukommen, obwohl der ja schon beim Gedanken an Werwölfe vor Angst erzitterte, war James ein noch größeres Rätsel. 

Doch ehe sie sich versahen, fanden die drei Jungen sich unter dem Tarnumhang wieder, sie schlichen durch die verlassenen Gänge, denn die Nachtruhe hatte gerade begonnen. Mondlicht schien durch die hohen Fenster und verlieh allem einen silbrigen Glanz. Es war schon fast gruselig, wie ausgestorben die Gänge waren und ganz still. 

Schon bald waren sie in der Eingangshalle und James öffnete so leise wie möglich das Schlossportal. Sie schlüpften hinaus in die laue Juninacht. Der Vollmond am Himmel tauchte alles in silbriges Licht, die Bäume des Verbotenen Waldes warfen lange Schatten und die Stille wurde nur durchbrochen von den Rufen eines Waldkauzes. 

Sie glitten über das Schlossgelände und schon bald kam die Peitschende Weide in Sicht, sie hob sich dunkel gegen den Himmel ab. Als sie davor standen, gerade noch weit genug weg, dass der Baum sie mit seinen Ästen nicht erreichen konnte, nahm James den Tarnumhang von ab und verstaute ihn in seiner Umhangtasche. 

Die Rumtreiber in Hogwarts - Das erste JahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt