Thomas hingegen blieb weiterhin vor der Tür sitzen und lauschte. Es war still geworden und anstatt Biggis Schluchzen, hörte er nun nur noch das Meer.
'Ob sie ins Bett gegangen ist?', fragte er sich und machte sich anschließend Gedanken, wie er sich nun verhalten sollte. Er wusste es allerdings nach wie vor nicht genau. Deshalb blieb Thomas auch noch eine Weile sitzen, zumindest bis es plötzlich anfing zu gewittern und zu regnen. Da wo er saß würde er in wenigen Augenblicken durchnässt sein und deshalb setzte sich Thomas in die Hollywood-Schaukel, die unter dem überdachten Teil der kleinen Terrasse stand. Ganz schützte ihn das auch nicht vor dem Regen und schon gar nicht vor der plötzlich auftauchenden Kälte, aber es war besser als wenn er vor der Tür auf dem Boden sitzen geblieben wäre.
Es vergingen gut eineinhalb Stunden, bis Biggi schließlich von dem immer schlimmer wütenden Gewitter geweckt wurde. Der Donner war kaum zu überhören und außerdem hatte sie gemerkt, dass Sunny unruhig geworden war. Biggi blinzelte verschlafen und realisierte erst nach einigen Momenten, wo sie sich befand. Sie war auf dem Fußboden im Flur vor der Haustür eingeschlafen und auch wenn sie nicht sonderlich lange dort verweilt hatte, taten ihr jetzt schon einige ihrer Körperteile weh.
Deshalb war sie froh, geweckt worden zu sein, ansonsten hätte sie vermutlich die ganze Nacht hier unten verbracht. Müde setzte sich die Schauspielerin auf und fuhr sich durch die Haare. Es wurde Zeit, dass sie ins Bett kam. Also stand sie auf und lief zunächst ins Wohnzimmer, um dort das noch offene Fenster zu schließen. Dies machte Biggi in jedem Zimmer, bis sie sich schließlich die Treppe hinauf schleppte. Das einzige offene Fenster befand sich im Schlafzimmer und auch dieses schloss sie.
Allerdings fiel ihr dann Thomas' Motorrad ins Auge, welches noch immer draußen im Sand stand. Es waren nur Umrisse zu erkennen, aber es war da. Und Biggi wurde bewusst, dass sie wohl nicht geträumt hatte, obwohl das so viel einfacher zu verkraften gewesen wäre als die Wirklichkeit. Zudem war Thomas offenbar noch immer da, obwohl Biggi ihn regelrecht angefleht hatte, zu gehen.
Seufzend zog die Schauspielerin dann die Vorhänge zu. Nein, sie würde jetzt nicht nochmal hinunter gehen, um zu diskutieren. Sie war dafür einfach zu müde und zu verwirrt. Außerdem war ihr klar, dass sie Thomas ansonsten womöglich noch herein holen würde, denn bei diesem Wetter draußen zu sein grenzte an Lebensmüdigkeit.
Biggi hoffte, dass Thomas das auch einsehen und letztendlich doch verschwinden würde. Obwohl eine Fahrt mit dem Motorrad bei Regen und Gewitter ebenfalls ziemlich leichtsinnig war. Kurz überlegte Biggi, ob sie ihn nicht doch herein lassen sollte, wenigstens bis das Unwetter nachgelassen hatte. Allerdings zwang sie sich dazu, diesen Gedanken gleich zu verwerfen, denn das würde ja heißen, dass er ihr etwas bedeutete und das tat er nicht.
'Nicht mehr jedenfalls.', fügte Biggi stumm hinzu und ging zum Bett, um sich dort unter die Decke zu verkriechen und ein zu kuscheln. Sunny kam ebenfalls ins Bett und kuschelte sich neben ihrem Frauchen zusammen. Erschöpft vergrub Biggi ihr Gesicht in Sunnys weichem Fell und zwang sich regelrecht, an etwas anderes als an Thomas zu denken. Es wollte ihr einfach nicht gelingen.
Unruhig wälzte sie sich von einer Seite auf die andere, wodurch auch Sunny ständig ihre Position wechseln musste. Der Donner schien gefühlt immer lauter zu werden und irgendwann schnappte sich Biggi das zweite Kopfkissen, um es sich aufs Gesicht zu drücken, damit die Geräusche gedämpft wurden. Allerdings drangen sie weiterhin zu ihr durch und die Vorstellung, dass Thomas dort draußen saß, hinderte sie zusätzlich am Einschlafen. Wahrscheinlich fror er entsetzlich oder im schlimmsten Fall würde ihn womöglich noch ein Blitz treffen.
Biggi fand, dass er das eigentlich durchaus verdient hätte, jedoch kam dann wieder der Gutmensch in ihr durch und ihr Helfersyndrom gewann die Oberhand. "Ach, verdammt!", fluchte die Schauspielerin und schlug die Bettdecke beiseite, um aufstehen zu können. Sie konnte Thomas nicht einfach da draußen sitzen lassen, das konnte sie mit ihrem Gewissen einfach nicht vereinbaren, weshalb sie ihn nun doch rein holen würde.
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Fürs echte Leben gibt's nun mal kein Drehbuch - 15 Jahre später
Fiksi PenggemarHinweis: Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine Fortsetzung der Geschichte "Fürs echte Leben gibt's nun mal kein Drehbuch". Ich empfehle also, zunächst diese Story zu lesen, um den Geschehnissen leichter folgen zu können :) Beschreibung: Wie...