Kapitel 11

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Biggi schlief dann irgendwann doch vor Müdigkeit einfach ein. Es war allerdings kein erholsamer und ruhiger Schlaf, denn sie wachte in regelmäßigen Abständen immer wieder auf.

Thomas hingegen saß noch immer auf dem Sofa und sah fern. Jedoch sah er nicht wirklich zu, um diese Uhrzeit kam auch hier in Italien nur Schrott im Fernsehen und außerdem gab es wichtigere Dinge, um die er sich kümmern musste. Er plante die ganze restliche Nacht über sein Vorgehen und kurz bevor die Sonne auf ging, begab sich Thomas schließlich ins Badezimmer.

Seine Klamotten waren inzwischen trocken, was er nur dem Trockner zu verdanken hatte und er zog sich gleich an. Er machte sich anderweitig fertig und ging dann in die Küche, um Kaffee zu kochen. Er kochte gleich mehr, damit Biggi auch noch etwas davon hatte, wenn sie aufstand. Er beschloss dann, gleich den Tisch für sie zu decken, damit sie frühstücken konnte. Er selbst hatte keinen Hunger.

Thomas drapierte alles auf dem Küchentisch und und trank dann selbst seinen Kaffee aus, ehe er das Wohnzimmer aufräumte, wo er nur das Sofa wieder ordentlich herrichten musste.

Nicht einmal eine Stunde später trat Manfred dann hinaus. Das Unwetter war vorüber und Spuren davon gab es kaum. Das Meer lag ruhig da, als ob es heute Nacht nie getobt hätte. Thomas ging die Treppe hinunter zum Strand und stapfte durch den feuchten Sand. Es gab einiges zu erledigen und er durfte keine Zeit verlieren.

Deshalb setzte er sich gleich auf sein Motorrad und ließ den Motor an, während er sich den Helm aufsetzte. Durch das Motorengeheul wurde Biggi wach und sie begriff sofort, was los war, weshalb sie zum Fenster eilte.

Sie sah Thomas auf seinem Motorrad sitzen und nachdem er sich seinen Helm aufgesetzt hatte, fuhr er davon. Biggi blickte ihm nach, bis er nicht mehr zu sehen war. "Na geht doch.", murmelte sie, allerdings fühlte sie sich nicht besser. Stattdessen fühlte es sich so an, als hätte Thomas! Abgang eine große Leere in ihr hinterlassen und das Gefühl kannte sie verdammt gut, den es war das gleiche wie damals. Biggi konnte sich das nicht erklären und wollte diese Gefühle auch nicht zu lassen, weshalb sie den Blick vom Fenster ab wandte.

Zunächst ging sie dann erstmal duschen und als sie fertig war, ging sie hinunter in die Küche. Nach dieser unruhigen Nacht brauchte sie unbedingt erstmal einen Kaffee und zu ihrer Überraschung stand eine fertige Kanne bereits auf dem Küchentisch. Und das war noch nicht alles. Der Tisch war für ein Frühstück fertig gedeckt und Sabine brauchte sich nur hinsetzen und damit beginnen.

Verblüfft ließ sie den Blick über den gedeckten Tisch schweifen und war erstaunt, dass Thomas sich wohl noch genau an ihre Gewohnheiten erinnern könnte. Diese hatten sich in all den Jahren nicht geändert und das schien er gewusst oder jedenfalls gehofft zu haben.

Biggi hatte alles nötige für ein erstes Frühstück in Italien von zu Hause mitgebracht, denn erst heute würde sie einkaufen gehen und das hatte er nun für sie vorbereitet. Sogar an das Glas Orangensaft und dem Glas Wasser, das sie jeden Morgen neben einem Kaffee mit Milch und Zucker zu sich nahm, hatte er gedacht und sie genauso hin gestellt, wie sie selbst es getan hätte, nämlich nach der Reihenfolge. Zuerst kam Kaffee, dann Wasser und anschließend Saft.

Zum Essen bevorzugte sie am Morgen Brötchen und da hatte sie sich von zu Hause extra ein paar zum Aufbacken mitgebracht, bis sie in Erfahrung gebracht hatte, wo sie hier an frische Brötchen vom Bäcker kam.

Thomas hatte zwei davon aufgebacken und in ein Brotkörbchen gelegt, welches ebenfalls auf dem Tisch stand. Auch an ihre Tabletten, die sie nach wie vor einnahm, hatte er gedacht. Biggi erinnerte sich, dass sie die Tablettenbox gestern auf den Küchentresen gestellt hatte und nun stand diese ebenfalls auf dem Tisch. Bei den Tabletten handelte es sich hauptsächlich um Vitaminpräperate.

Auch hatte Thomas Honig und Marmelade, sowie Butter bereit gestellt.

Biggi zögerte, ehe sie sich an den Tisch setzte. "Schleimer.", nuschelte sie und griff zur Kaffeekanne. Er hatte doch tatsächlich für sie Frühstück gerichtet, bevor er den Heimweg angetreten hatte. Biggi überkam ein Gefühl von Trauer, als sie begriff, dass Thomas nun wieder unerreichbar für sie war und sie selbst schuld daran war.

Und dann erst fiel ihr der Notizzettel ins Auge, der an das Honigglas gelehnt stand.

Biggi nahm den Zettel an sich und las die Worte, die unverkennbar in Thomas' Schrift dort geschrieben standen.

'Guten Morgen. Wenn du glaubst, ich gebe so schnell auf, hast du dich geirrt. Genieß dein Frühstück und sieh zu, dass du bis zur Mittagszeit ausgehfertig bist. Ich komme wieder, sobald ich ein paar Dinge erledigt habe und wir beide gehen dann Mittagessen. Eine Zurückweisung wird nicht akzeptiert - Thomas.'

Die Schauspielerin konnte nicht anders, als spöttisch zu lachen.

"Das glaubt der doch wohl selbst nicht!", murmelte sie und knüllte das Zettelchen in ihrer Hand zusammen, nur um das daraus entstandene kleine Papierbällchen vor sich auf die Tischplatte zu werfen, so das es einmal auf kam und schließlich über die Kante auf den Boden rollte.

"Was bildet der sich eigentlich ein?!", spottete Biggi und füllte ihre Tasse nun mit Kaffee auf, ehe sie Milch und Zucker hinzu gab. Sie frühstückte dann in Ruhe und versuchte ihren Plänen für den Tag nach zu gehen.

Allerdings ließen sie die geschriebenen Worte von Thomas nicht los und tatsächlich erwischte sie sich dabei, an ihn zu denken, als sie sich im Bad für den Tag zurecht machte. Obwohl sie im Urlaub war und eigentlich einen ruhigen Tag für sich und Sunny geplant hatte, in dem wohl das Einkaufen die anstrengendste Komponente darstellen würde.

Und dafür musste sie sich gewiss nicht schminken, was sie nun jedoch gerade tat. Biggi ließ den Kajalstift sinken und betrachtete sich nachdenklich im Spiegel. Insgeheim, das musste sie sich nun eingestehen, war sie froh das Thomas offenbar doch noch nicht aufgegeben hatte. Sie hatte sich die ganze Zeit etwas vor gemacht und es war Wunschdenken gewesen, dass er ihr vollkommen egal war. Das war er nämlich nicht und wenn sie komplett ehrlich zu sich selbst war, dann wollte sie unbedingt erfahren warum er nun hier war.

Und das konnte sie nur, wenn sie sich auf ihn ein ließ, jedenfalls bis zu einem gewissen Punkt. Sofern er tatsächlich am Mittag wieder auftauchen sollte, was Biggi erst glauben würde, wenn er tatsächlich vor ihr stand.

Fürs echte Leben gibt's nun mal kein Drehbuch - 15 Jahre später Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt