«Kᴀɪ»
„Darf ich reinkommen" Finn sah mich besorgt an. Wahrscheinlich lag es daran, dass meine Mimik, seit ich ihn an der Tür erblickt habe, von jetzt auf gleich zerbrechlich und verletzt wurde. Mein Blick war leer und trüb.
Ich nickte nur und trat einen Schritt zur Seite, meine Stimme war immer noch nicht zurückgekehrt.
In der Küche angekommen standen Mason und Timo an die Kücheninsel gelehnt und hielten sich ihren dröhnenden Kopf. Zuerst bemerkten sie gar nicht, dass ich nicht alleine zurückkam. Erst als Timo zu mir aufsah und meinen vielsagenden Blick erkannte piekte er dem Briten in die Rippen welcher daraufhin kurz auf quickte und einen Satz zur Seite machte.
„Bro was ist passiert? Ist wer gestorben? Und wer ist das?" sprudelte es aus Timos Mund unverblümt heraus.
„Das ist Finn" mehr als ein leises undeutliches flüstern bekam ich nicht heraus. Alleine die Anwesenheit des Lockenkopfes hat mich so durcheinandergebracht, und das obwohl ich nicht mal weiß, was er will geschweige denn warum er überhaupt hier ist nach all den Jahren. Wobei mein Unterbewusstsein eigentlich schon längst weiß warum Finn hier ist.
Wahrscheinlich will er mir mitteilen, dass Antonias Leiche gefunden wurde und wir nun endgültig die Hoffnung aufgegeben konnten.
Auch wenn man nichts aus seinem Blick deuten konnte, breitet sich ein unwohles Gefühl in mir aus. Das Gefühl von Angst. Angst davor was gleich kommt.
Zwar hätten wir dann endlich Klarheit und alle Beteiligten konnten mit der Sache endgültig abschließen jedoch wäre dann auch alle Hoffnung, die bis jetzt in mir steckte, nicht mehr brauchbar. Es wäre endgültig das ich Tony nicht mehr in den Arm nehmen konnte und auch wenn der Drang, wissen zu wollen was damals passiert ist, mich innerlich auffraß hatte ich nun das Gefühl es gar nicht mehr wissen zu wollen.Vielleicht wäre es für meine Psyche besser, in dem Glauben zu sein, dass die Blondine irgendwann wieder auftaucht.
„Du bist Antonias Bruder, oder?" die Verwirrung in Timos Stimme schwand und es schien in seinem Schädel Klick zu machen.
„Heute ist- fuck" dämmerte es dem Deutschen, während er sich gegen die Stirn schlug.
„Was ist heute?" Mase, der wie ein bedröppeltes Baby Entchen in unsere Gesichter blickte, hatte wieder mal absolut keine Ahnung was grad Sache ist.„Antonias-" Timo wollte es nicht aussprechen und fuchtelte hektischer mit seinen Händen herum, um zu gestikulieren was er meinte. „Antonias was? Geburtstag? Namenstag? Warte-" Mason verstummte kurz. Im Gesicht von Timmy spiegelte sich kurz Hoffnung wider, dass der Engländer einen plötzlichen Gedankenblitz abbekommen hatte und nun wusste was heute war. Doch damit hatte er sich gewaltig geirrt.
„Dann hat mein Dad ja heute auch Namenstag- wo ist mein Handy ich muss ihm schreiben! Ach du meine Güte, ich ja dann auch, ahhhhh" wie ein aufgescheuchtes Huhn hüpfte Mason durch die Gegend und war ganz aus dem Häuschen über seine angebliche Erkenntnis. Wer erklärt sich jetzt bereit ihm beizubringen, dass er nicht Namenstag hat? Ich ganz bestimmt nicht!
„Heute vor 5 Jahren ist Antonia verschwunden du Holzkopf!" knurrte der Deutsche nun in die Richtung unseres Teamkollegen und gab ihm einen gewaltigen Klapps auf den Hinterkopf. „Oh" war das einzige das Mason nun noch zu melden hatte. Besser für ihn.
„Sie lebt!" ,,Wo wurde ihre Leiche- warte WAS?" ohne Finn richtig zugehört zu haben ging ich davon aus das er mir berichtet das Tony tot aufgefunden wurde, mit welcher Nachricht ihr Bruder allerdings wirklich um die Ecke kam ließ mich stocken
„S-sie...l-lebt?" es hört sich surreal an das auszusprechen, zumindest in diesem Kontext. „Antonia lebt" murmelte ich immer wieder vor mich hin. Wie eine Kassette, die immer wieder aufs Neue abgespielt wird und kein Ende fand.
Ich war in einer Blase gefangen. Mein Unterbewusstsein hatte all die Jahre immer auf diese Nachricht gehofft, sie jetzt aber wirklich zu hören ist was ganz anderes. Ich konnte es mir wahrscheinlich so oft vorsagen, wie ich wollte, realisieren würde ich es trotzdem nicht. Zumindest erst dann, wenn ich sie in den Arm nehmen und ihren Duft einatmen kann.
Allerdings kommt mit dieser eigentlich positiven Nachricht auch das Gefühl auf, sie im Stich gelassen zu haben. Wenn sie die ganzen fünf Jahre lang am Leben war, bedeutet das auch das sie da draußen von irgendeinem Irren festgehalten wurde und leiden musste.
Keine Ahnung wie lange ich in meiner eigenen Welt war. Ich hatte irgendwie das Zeitgefühl verloren. Allerdings konnte ich nicht anders als Finn vor Freude in die Arme zu fallen. Zum einen tat es gut ihn wieder mal zu sehen, denn nach meinem Umzug nach London vor drei Jahren hatten wir kaum bis gar keinen Kontakt mehr, und zum anderen überhäuften mich die Glückshormone einfach.
Die einzige Frage, die ich mir jetzt im Moment jedoch noch stelle, ist die eine entscheidende. „Aber w-wie?"
,,Keine Ahnung Kai, ich weiß es nicht, aber es ist mir um ehrlich zu sein so egal" das erleichterte Lachen des Lockenkopfes ließ mich die neue Erkenntnis realisieren. Es war real. Antonia lebt!
„Und wo ist sie jetzt?" Timo klinkte sich nun auch mit ein. „Wenn ich das wüsste" das Lachen verstummte. „Wie jetzt? Ich dachte sie lebt" neben dem dunkelblonden verstand nun auch ich nur noch Bahnhof.
„Ich hab das heute in unserem Briefkasten gefunden und hab den nächsten Flieger hierher genommen" ohne überhaupt auf unsere Frage einzugehen zog Finn einen Briefumschlag aus seiner Hosentasche und legte ihn auf den Küchentisch vor uns. Es war ein schlichter weißer Umschlag. Nichts Besonderes. Darauf stand die Adresse von Tonis ehemaligen Elternhauses und eine gewöhnliche Briefmarke, kein Absender geschweige denn überhaupt an wen der Brief adressiert war. Nichts. Einfach nur diese Adresse und die Marke.
„Und das war drin" vor meinem Gesicht baumelte plötzlich ein silbernes Tiffany & Co Armband herum. Ich nahm es vorsichtig in meine Hand und betrachtete es genauer. Und da dämmerte es mir. „Das- das ist d-doch Tonis Armband" „ganz genau" ich hatte es der Blondine damals zu ihrem 17. Geburtstag geschenkt. Zwei Buchstaben, welche mit Glitzersteinen besetzt waren und ein Herzanhänger, auf welchem hinten ein Datum hauchdünn eingraviert war, zierten es. Es war das Datum an dem Antonia und ich uns als Kinder die ewige Freundschaft geschworen hatten.
Die zwei Buchstaben waren natürlich, wie sollte es auch anders sein, ein A und ein K. Sie hatte das Geschenk nie abgenommen, sogar auf eine Diskussion mit ihrer damaligen Sportlehrerin hatte sie sich deshalb eingelassen und Spoiler; sogar gewonnen. Auch nachdem die Polizei ihren Schulrucksack samt Handy, Portmonee und jeglichem Schulzeug gefunden hatte, blieb das Armband verschollen, bis zum heutigen Tag zumindest.
Sogar einen Ohrring fand man damals auf ihrem Schulweg, weshalb ich immer davon ausgegangen war, dass das Schmuckstück noch irgendwo liegen würde und nur nie entdeckt wurde. Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen bei dem Gedanken daran, dass Antonia es immer bei sich getragen hatte. Sie hatte somit immer einen kleinen Teil unserer Freundschaft bei sich getragen und somit auch einen kleinen Teil von mir.
,,Und das war auch noch dabei, vielleicht kannst du damit ja was anfangen"
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I know fieser Chliffhänger aber es musste einfach sein XD
Seit langem mal wieder ein Update bei dieser Story, werde versuchen in Zukunft aktiver zu sein (allerdings bezweifle ich das es klappen wird, hihi)
Ansonsten, Meinung zur Story bisher?
Man liest sich <3
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MISSING - Kai Havertz [on hold]
FanfictionVerschwunden, vermisst, entführt. Wörter die im Wortschatz aller Menschen existieren doch bei ernsten Situationen ungern ausgesprochen werden. Alle interessieren sich plötzlich dafür doch niemand unternimmt was ernstes. Wie ist es für die Hinterblie...