Kapitel 3

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Ich rannte und rannte und rannte. Das konnte ich gut. Einfach wegrennen. Aber was hätte ich auch anderes tun sollen. Ich konnte Theo nicht in die Augen schauen. Ich konnte nicht mit ihm reden. Ich musste erst einaml selbst begreifen, was das alles bedeutet. Er hatte defintiv etwas mit meiner Vergangenheit zu tun. Diesen Teil habe ich immer gekonnt verdrängt, weil meine Mutter keine große Rolle in meinem Leben gespielt hat , zumindest bis sie eines Tages einfach abgehauen ist, ohne mir bescheid zu sagen. Einfach weg war sie. Von einem Tag auf den anderen habe ich sie nie wieder gesehen. Mein Vater war schon verstorben und sie hatte mich mit meiner Trauer einfach alleine gelassen. Wenn man erst 12 Jahre alt ist, kann man das nur schwer begreifen, wenn man es überhaupt jemals verstehen würde. Ich glaube nicht. Denn welche Mutter tut das ihrem Kind an? Das fragte ich mich inzwischen schon 18 Jahre. Ich werde herausfinden warum sie das getan hat und ich werde auch herausfinden was das alles mit Theo zu tun hatte.

Gerade noch rechtzeitig erreichte ich den Bus, der mich nachhause zu meiner Wohnung bringen sollte. Ich kramte meine Dauerfahrkarte heraus, zeigte sie vor und setzte mich dann auf einen der Sitzplätze. Ich griff mit einer Hand in meine Jackentasche und fühlte absolt nichts darin. Mein Handy hätte sich doch darin befinden sollen. Auch die andere Jackentasche war leer. Panik stieg in mir hoch. Das konnte nur eines bedeuten, ich hatte mein Handy bei Theo liegen lassen. Ausgerechnet das noch. Nun musste ich sobald wie mögich zu ihm, um es mir zu holen. Aber jetzt konnte ich doch nicht wieder dort auftauchen. Was würde er von mir denken? Ich bin einfach abgehauen und nun tauche ich wieder auf. Nein, erstmal musste ich ohne das Ding auskommen. Früher sind die Menschen doch auch ohne Handy super klar gekommen, warum also sollte ich das nicht auch schaffen?

Ich fuhr deswegen also nicht direkt zu meiner Wohnung, sondern zu meiner Freundin. Ich weiß, eigentlich macht man sowas nicht, wenn die Freundin gerade ihren ersten Morgen mit ihrem Ehemann verbringen will. Naja so gesehen war es ja eigentlich kein  Morgen mehr, sondern Mittag.

Die Uhr schlug 12.30 Uhr als ich an der Haustür von meiner Freundin klingelte.

"Hallo, wer ist das?", rief sie durch die Gegensprechanlage. "Hey, Tina ich bin es Lilly. Sorry, dass ich dich störe, aber ich muss unbedingt mit dir reden!", sagte ich total aufgewühlt. "Lilly, du bist ja völlig durch den Wind. Komm rein", sagte sie daraufhin.



Die Tür ging auf und ich stieg die Treppen hinauf. Der Weg nach oben kam mir unendlich lange vor. Jeder Schritt fühlte sich so an, als hätte ich Blei unter den Füßen gehabt und könnte deswegen deutlich langsamer vorankommen. Noch eine Stufe, dann hatte ich es geschaft. Ich lächelte als ich Tina dort stehen sah. Sie sah so glücklich aus und nun kam ich und würde ihr das schöne Lächeln wieder wegnehmen. Sie zog mich sofort in eine Umarmung. Das hatte ich jetzt gebraucht. Sofort schossen mir Tränen in die Augen. Ich schluchste, während sie mich weiter hielt.

"Lilly, was ist denn passiert?", fragte sie als ich mich langsam wieder aus ihrer Umarmung zog und sie micht mit fragenden Augen ansah. "Ach Tina, es ist alles ein einziges durcheinader. Ich weiß einfach nicht mehr was ich glauben soll!"

"Komm Lilly, wir setzen uns erstmal und erzählst du mir alles was auf dem Herzen liegt, ok?", sagte sie mit ihrer beruhigenden Stimme. Sie machte ein Handbewegung in die Richtung ihres Mannes und gab ihm damit zu verstehen, dass wir einen Augenblick für uns brauchten. Er verstand, machte uns noch einen Kaffee, stellte die beiden dampfenden Tassen auf den Tisch vor uns ab und verschwand dann in seinem Arbeitszimmer.

Ich nahm einen Schluck von der heißen Flüssigkeit und erzählte ihr dann alles, was ich bis jetzt wusste, von Theo wie ich bei ihm übernachtet habe und heute morgen diesen Herzedelstein gefunden habe und dass ich meine Mutter auf ihrer Feier wieder gesehen hatte. Sie hörte mir ganz aufmerksam zu und sagte kein Wort.

Erst als ich fertig erzählt hatte, sagte sie: "Meine Süße, das tut mir alles so unfassbar leid. Natürlich hat dich das ziemlich augewühlt. Mich würde das auch alles total verwirren. Ich und Georg werden alles tun um mehr über diese Sache herauszufinden und dir zu helfen", sagte sie. Ich hatte meine Freundin und ihren Mann bei mir. Sie wusste gar nicht wie viel mir das bedeuetet. Sie war immer für mich da und wird es auch jetzt sein.

"Lilly, jetzt isst du erst einmal was und morgen werden wir als erstes bei dem Restaurant an der Alster anfangen um etwas über deine Mutter herauszufinden einverstanden?", entgegente sie mir. Ich nickte.

Ja, das war wahrscheinlich wirklich das beste, dort anzufangen. "Bevor ich es vergesse, mein Handy liegt noch bei Theo. Ich bin so schnell aus der Wohnung raus, dass ich es liegen lassen habe", fügte ich hinzu. "Das kann Georg auch nachher für dich dort abholen. Er muss sowieso nochmal zu Theo, weil er ihm noch ein paar Unterlagen bringen muss."

Ich warf ihr einen dankenden Blick zu. Dann musste ich wenigstens erst einmal keinen Fuß in seine Wohnung setzen. Zumindest das blieb mir erspart. So wie er mich angestarrt hatte, hatte er absolut keinen blassen Schimmer gehabt, was eigentlich los war. Ich werde nicht drum herum kommen, ihn wieder zusehen, aber drüber werde ich mir jetzt erst einmal keine Gedanken machen.

"Komm morgen Nachmittag zu mir und wir besuchen das Restaurant von unserer Hochzeitlocation und versuchen näheres über deine Mutter herauszu finden", sagte Tina. "Ja, so machen wir das", sagte ich.

Ich war so froh, eine so unglaublich tolle Freundin wie Tina zu haben, die mich unterstützt und einfach da ist, wenn man sie am meisten braucht. Auf Tina konnte ich mich schon immer verlassen. Sie wusste immer was mir gut tat. Sie hatte immer die richten Worte parat, mit denen sie mich aufmuntern konnte. Sie war einfach die coolste, wunderbarste, großartigste und ehrlichste Freundin, die ich in einem Leben haben konnte.

Jetzt als ich wieder in meiner Wohnung angekommen war, fühlte ich mich schon deutlich besser. Zwar waren da diese vielen Fragen, aber ich wusste, ich muss da nicht alleine durch, ich hatte eine Verbündete mit Anhängsel, die gemeinsam mit mir die Wahrheit herausfinden würden, ganz egal wie hart und unerträglich sie auch werden würde.



Wie schön, dass ihr auch dieses Kapitel gelesen habt. Ich freue mich darauf weiter zu schreiben und eins mit den Charakteren zu werden. Es ist eine Herausforderung für mich, aber macht unglaublich Spaß!


Hier ein paar Fragen:

Wie meint ihr wie das Zusammentreffen mit Lillys Mutter verlaufen wird?

Was steckt wohl dahinter?

Was wird Lilly wohl alles herausfinden?

Wie wird wohl das Verhältniss zu Theo werden?

Dein Herz ist mein HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt