Kapitel 5

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Verschlafen öffnete ich meine Augen. Ich blinzelte in die Sonne. Ihre strahlen kitzelten mich an der Nase. Unwillkürlich musste ich niesen. Ich setzte mich auf und sah mich um. Paul lag einige Meter neben mir. Ich unterdrückte einen Schrei. Ich atmete schwer. Paul drehte sich um. ,,Guten Morgen", ich war noch ganz verwirrt. Warum lag er neben mir?

,,Guten Morgen", erwiderte ich während ich meinen Blick senkte und so tat, als würde ich eine Spinne tot schlagen.

Paul beobachtete dieses Schauspiel. Ich fühlte mich merkwürdig gemustert. ,,Gut geschlafen?", ich war so vertieft gewesen, dass ich erschrak. ,,Ja, habe ich.", es stimmt, obwohl ich normalerweise dafür immer lügen musste. ,,Wir müssen weiter oder?"
,,Wenn du heute noch zu den Menschen willst, ja", Paul lächelte amüsiert.

Ich fand es weniger lustig, stand auf und wischte mir das Moos von den Kleidern. Ich hätte einiges von Zuhause mitnehmen sollen.
,,Stimmt, für deine Haare", sagte Paul, der mal wieder meine Gedanken las.
,, Es ist unfair, wenn du meine Gedanken die ganze Zeit lesen kannst", ich funkelte ihn wütend an.

An meinen Gedanken wusste er, dass es nicht böse gemeint war. Er schien jedoch einzusehen, dass es sich einfach nicht gehörte.

Erneut liefen wir schweigend nebeneinander her. Keiner von uns beiden wollte die Ruhe brechen. Wir folgten der Straße, die Richtung Norden führte. ,,Erzähl mir von den Menschen", bat ich ihn.

Erschrocken sah er auf. ,,Was soll es da zu erzählen geben?", irgendetwas an seiner Art hatte sich verändert. Er wirkte auf einmal so nervös.
,,Erzähl mir einfach alles", bat ich.
,,Nein", dieses Wort hörte ich zum ersten Mal aus seinem Mund. Ich erschrak. Er wirkte nun unsicherer, drehte sich häufiger nach hinten um, als hätte er Angst uns könnte irgendetwas verfolgen. Seine ständigen Blicke machten mich paranoid. Links von mir knackte ein Ast. Ich sprang nach rechts und guckte auf den Ast unter seinen Füßen. ,,Entschuldigung", murmelte er. Ich sah ihn an wie ein aufgeschrecktes Reh. Mein Atem beruhigte sich wieder. ,,Ich wollte dich nicht erschrecken, aber wir befinden uns in einer sehr gefährlichen....." ,,Graaaaaaaahhhhhhhhh"

Er wurde von diesem Geräusch unterbrochen. ,,Sei leise", knurrte er und zog mich mit sich flach auf den Boden. Ich blieb still, aber mein Herz klopfte bis zum Hals. Ich bekam es immer mehr mit der Angst zu tun. Ich wusste nicht, dass Vampire Angst haben.....

Kaum hatte ich zuende gedacht, sah ich einen Menschen. Er überquerte die Straße. Für mich gab es keine Halten mehr. Ich sprang auf und rief laut: ,,Hallo!!!!!"
Mein Begleiter erstarrte. ,,Scheiße", er fluchte leise. ,,Komm wir müssen jetzt ganz schnell weg laufen."
,,Warum?"
,,Das ist kein Mensch", ich begriff nichts mehr. ,,Später", zischte er mir ins Ohr.

Neben uns hielt ein Auto. ,,Steigt ein", befahl der Fahrer. Paul zog mich mit, bevor ich protestieren konnte.
Schweigend saßen wir in dem Auto. Ich beäugte den Mann von oben bis unten. Er hatte fast schwarze Haare. Sie waren kurz. Pauls Haare hatten eine braune Färbung. Er wirkte neben dem dünnen, aber stark wirkenden Mann armselig und wie ein Wurm. Bei diesem Gedanken sah Paul mich finster an. Schon wieder las er meine Gedanken. Ich würde es wahrscheinlich auch tun, wenn ich könnte.

,,Danke", sprach Paul nach einer Weile.
,,Ihr seid neu hier oder?", der Mann hatte eine vertraute Stimme. Ich begann mich wohler zu fühlen.
,,Sie ja. Ich komme aus der Nähe. Sie hat aber keine Ahnung, was hier los ist", Paul erklärte es, als wäre ich unwillig alles zu erklärt bekommen.
,,Sie kann dich hören und sie wüsste gerne mehr", meine Stimme klang spöttisch und gleichzeitig gekränkt. ,,Wir wollten nur zu den Menschen", erklärte ich dem Fahrer, da Paul dazu nicht in der Lage war.
Der Fahrer sah Paul lange an. Dann säufzte er. ,,Erklär es ihr jetzt. Ich fahre euch zu meinem Lager"

,,Du hast ein eigenes Lage?", fragte ich erstaunt.
,,Für dich ,Sie', wenn ich bitten darf", der Fahrer wirkte auf einmal distanzierter.
,,Verzeihung", sagte ich darauf nur uns blickte aus dem Fenster.

,,Da ist noch ein Mensch", stellte ich zufrieden fest. Die beiden jedoch schüttelten nur den Kopf.
,,Da, wo du her kommst scheint es keine zu geben", bemerkte der Fahrer.
,,Keine was zu geben?", allmählich hasste ich diese Geheimhaltung.
,,Keine wandelnden Toten", sagte Paul kurz.
,,Wandelnde Tote?", ich wusste nicht, was ich damit anfangen sollte, aber ich wollte nicht nach bohren, weil ich eh keine Antwort erhalten würde. Ich sah noch mehr von diesen ,,wandelnden Toten". Ich verstand die Welt nicht mehr. So lange hatte ich isoliert gelebt. War dies hier etwa der Grund dafür?

Das Auto hielt neben einem Zeltplatz um den ein Zaun errichtet war. ,,Wurdet ihr gebissen?", der Mann kam mir immer seltsamer vor. ,,Nein", Paul nahm mir die Antwort ab. Ich blickte betreten auf den Boden. Durch das Tor kamen wir ins Innere. ,,Wie heißen sie eigentlich?", fragte ich unseren Fahrer. Er wirkte gekränkt. Ich wusste nicht warum. Ich sah ihm einfach nur tief in die Augen.
,,Mein Name geht dich eigentlich nichts an...."
,,Und uneigentlich wäre es höflicher sich vorzustellen", sprach ich wütend. Der Fahrer drehte sich um.
,,Also schön", alleine bei diesen Worten triumphierte ich.

Tränen eines DrachensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt