Genau drei Probleme ergaben sich dann, am Morgen des Samstags. Jisung hatte, wie jeder andere Mensch in seiner Situation, nicht wirklich viel geschlafen. Das mit dem Kissen hatte sich als eine gute Methode gegen Stress herausgestellt. Es musste die mehreren Stunden herum kneten bestehen, während sich Jisung den Kopf zerbrach.
Da tut sich nämlich das erste Problem auf. Wie hieß der Man denn noch?
Jupp. Jisung hatte seinen Namen vergessen. Er verzehrte das Gesicht und stopfte sich aus Frust noch einen weiteren Löffel Müsli in den Mund.
Da das Wohnzimmer von der Berühmtheit Miri beschlagnahmt wurde, saß er auf dem kippelnden zusammengeflickten Stuhl in der Küche. „Jisung!" Natürlich ließ ihn keiner alleine in seiner Verzweiflung rumschwimmen. Der Man hob seinen Kopf. Am anderen Ende des Tisches saß Jungsoo, seine Brille auf der leicht öligen Nase bis an die Spitze runtergerutscht und er lass Zeitung. „Kannst du mir einmal den Kaffee rüber reichen?"
Jisung summte nur zustimmend, den Löffel immer noch im Mund. Im sitzen konnte er zu der Ablage neben dem Waschbecken rüber greifen und die noch heiße Kaffeekanne rüber holen. „Bitteschön..." murmelte er und wand sich seinem Essen wieder zu. „Dank dir."
Irgendwie hasste sich Jisung selber, als er seinen Stiefvater beobachtete. Egal wie sehr er sich einredete dass der Man ein schlechter war, wusste er ganz tief drinnen-
Miri rannte in die Küche. „Papa Papa guck mal was ich gemacht hab!!" Sofort wurde die Zeitung zur Seite gelegt, damit die kleine auf seinen Schoß klettern konnte und das Anmal buch ihm präsentieren konnte. Sie hatte das Bild was Jisung angefangen hatte zu Ende gemalt. „Mensch Miri", meinte Jungsoo mit ernsthafter Überraschung in seiner Stimme. „Das ist aber schön geworden."
Ganz tief in sich wusste Jisung das Jungsoo ein guter Man war. Und es war nicht das er sich so gut in diesen Haushalt eingefunden hatte, oder das er manchmal ein bisschen langweilig war, was Jisung so wütend machte. Es war Eifersucht. Er war eifersüchtig darauf, dass er der ganz normale liebende Durschnittsvater für seine Tochter war. Weil er so etwas nie erleben durfte. Weil er schneller aufwachsen musste als er wollte. Jisung war eifersüchtig auf seine Stiefschwester, das sie noch Kind sein durfte.
Mit einem innerlichen Seufzten räumte er seine Sachen weg und bewegte sich nach Oben in sein Zimmer.
Nun stellte sich das zweite Problem. Was sollte er anziehen? Was zieht man zu einem Date noch einmal an? Etwas Bequemes...?
Jisung zuckte mit den Schultern und öffnete seinen Kleiderschrank. Aus Frust, und weil er seinen Hauptcharakter Moment leben wollte, riss er erstmal alles was er sowie so nicht mochte aus seinem Schrank. All die engen Jeans der er nie anzog und alles was noch von seinem Teenager-ich übrig war, lagen nun auf seinem Bett. Und im Schrank war plötzlich nur noch ein Viertel an Klamotten.
Jisung zog sich bis auf die Unterhose aus. Er griff sich eine graue Hose, mit geraden Hosenbeinen. Mit einem Seitenblick zum Fenster, wohinter ein paar Wolken an dem leicht bläulichen Himmel standen, entschied er sich für ein weiß bedrucktes T-Shirt. Mit einem grummeln drehte er sich leicht im Spiegel. „Irgendwas ist falsch..." Er suchte nach einem Gürtel. „Viel besser..." Er zipfelte noch ein wenig an dem Shirt herum, stopfte es sich in die Hose, wie er es so oft auf den Instagramm Fashion Accounts gesehen hat.
Zufrieden hüpfte er die Treppe runter und ins Wohnzimmer. Er ignorierte seine Mutter, die ihre Mittagsprogramm Kitsch Serien guckte. So fischte Jisung sein Handy aus der Couchritze hervor. „Was hast du heute vor Jisung?" meinte sie, ihren Augen immer noch auf dem Bildschirm geklebt.
Problem Nummer 3. Wie soll er ihr erklären das er auf ein Date gehen würde... mit einem Man? Nein Jisung hatte sich nie Geoutet.
Er hat auch nie den Drang danach verspürt, weil es ihm sinnlos vorkam noch mehr Benzin in das Feuer und den Ärger von Damals zu gießen.
„Auf ein Date." Vielleicht war jetzt aber ein guter Zeitpunkt.
Seine Mutter murmelte irgendwas im Bezug auf die Serie, bevor die Werbepause kam. Jisung war schon fast wieder aus dem Raum, bevor sie sich auf der Couch zu ihm umdrehte. „Und mit wem?" Jisung biss sich auf die Innenseite seiner Wange. Wenn er das nur wüsste. Also drehte er sich wieder um. „Mit einem Typen."
Mit jeder Sekunde in der seine Mutter schwieg, und nur das „Lippenbalsam das ihre Lippen unwiderstehlich weich machen wird" Werbung im Hintergrund, fing Jisung innerlich an zu zittern. Schließlich nickte seine Mutter nur.
„Du solltest dir deine Haare machen, sonst wird er das Date bestimmt bereuen..." Empört guckte Jisung in den Spiegel im Badezimmer nächste Tür. Naja unrecht hatte sie nicht. Jisung schnappte sich die Bürste auf dem Rand des Waschbeckens. Wild bürstete er die blonden Strähnen, die sich leicht nach Stroh anfühlten, dank der fehlenden Pflegeprodukte.
Es klingelte an der Tür. Jisung wollte am liebsten laut kichern so sehr explodierte sein kleines Herz im dem Augenblick. Er schnappte sich das Haarspray und sprühte damit wild auf seine Haare. Er eilte zu seinen Schuhen. Aber nicht ohne ein. „Tschau Mama, hab dich lieb!" ins Wohnzimmer zu rufen.
Jisung schlüpfte in seine Converse und stopfte die Schnürsenkel in Schuhe. Doch die Sekunde wo er die Tür aufriss, flitze jemand anderes mit zur Tür.
Miri. „Hallooooooo!" Sie wedelte wild zu dem Fremden Man der am Anfang der Stufen stand. Jisung schloss seine Augen. Verdammte scheiße.
„Miri was tust du da an der Tür" und prompt folgte Jungsoo. Es konnte nun wirklich nicht schlimmer kommen oder. Panisch guckte Jisung zu dem Man, der lächelte.
Dieses richtige, ich-wollte-ihren-sohn-mitnehmen-und-ich-bin-so-ein-toller-schwiegersohn, Lächeln.
„Und sie sind?" Fragte Jungsoo, die Brille auf seiner Nasenbrücke zurückschiebend. „Lee Minho Sir, ich war mit ihrem Sohn verabredet."
Minho, stimmt, so hieß er. Jisung atmete ein wenig zu laut aus. Erst jetzt spürte er den prüfenden Blick von seinem Stiefvater auf sich. Er hatte sich richtig schön herausgeputzt und der Lee Minho, den er als nächstes einmal von kopf zu Fuß inspizierte, war genauso gut angezogen. Es schien bei ihm zu klicken. „Jisung bist du-„
Angesprochener schob seinen Stiefvater mit einem gehetzten Lachen wieder ins Haus. „Lass uns das wann anderes Besprechen ja? Komm Miri du auch, hopp hopp rein mit dir." Er zog das kleine Mädchen weg, welche Minho fast an sabberte so hypnotisiert stand sie vor ihm. „Nein blöder Jisong, ich will zu Minhooooo." Ihr Geschreie verstummte die Sekunde wo er die Tür hinter ihr zuknallte.
„Verdammt..." er seufzte laut aus.
Langsam drehte er sich zu Minho um, der so aussah als wäre er kurz davor den lachanfall seines Lebens zu haben. „Bitte sag einfach nichts, ich kann's' wirklich nicht erklären." Jisung hüpfte die zwei steinstufen vor seinem Haus runter und stand neben dem Man. Dieser brach in Gekicherte aus, umso peinlich berührt Jisung sein Gesicht verzog. „Es-" Minho musste tief nach Luft schnappen. „Es tut mir so leid aber-"
Jisung zog ihn einfach leicht am T-Shirt. „Lass uns einfach gehen und so tun als wäre das nie passiert ja?" Ein sanfter Rotton und ein Lächeln schmückte sein Gesicht.
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Trouvaille | Minsung ✓
RomanceJisung hatte mit dem Virus und der aktuellen Situation zu kämpfen. Gehaltskürzungen und Home Office zwangen ihn schließlich dazu, zu seiner Familie zurückzuziehen. Nicht nur eine Menge Stress, sondern auch andere... seltsame Ereignisse brachten ihn...