Zwei Schwestern machten Miras Bett, sie bezogen es mit frischen Laken, gossen die Blumen auf der Fensterbank und wischten den Nebentisch sauber. Das war der Raum, indem ich das letzte mal eine Familien hatte. Nein! Halt, Stopp! So durfte ich nicht denken. Ich hatte eine Familie, bestehend aus Ryan, Kathleen, meinem übergeschnappten Vater und meiner doofen Cousine und meinem Cousin und anderen Verwandten, die ich noch nie zuvor gesehn hatte.
Wieder kamen mir die Tränen, wieder hatte ich so ein flaues Gefühl im Magen und wieder fühlte ich mich allein und schlecht. Am liebsten hätte ich alles hingeschmissen, währe ausgewandert und hätte nochmal ganz von vorne angefangen, mit allem.Völlig deprimiert, darüber dass Mira nicht mehr da war, starrte ich das leere Bett an.
"Wo ist das Mädchen, was hier vorher drin lag?", fragte Kathleen und deutete auf das Bett. Die eine Schwester sah auf. "Sie ist in der Notaufnahme, am Rand von London." "Achso, danke", sagte Kathleen und nickte schnell. "Komm", sagte sie an mich gewandt und lief mit mir den Flur zurück, nach draußen.
Wir stiegen in ihr Auto ein und fuhren los. Ich zitterte am ganzen Körper und wusste selber nicht warum.
Vielleicht aus Freude; ich hatte es tatsächlich geschafft. Ich konnte es noch immer nicht so richtig glauben. Ich hatte Mira gerettet.Ich hörte die nächste halbe Stunde einfach nur dem Motor zu, wie er leise surrte, ansonsten war es still. Keiner sagte etwas, die Stimmung war angespannt und meine Finger trommelten nervös an das Fenster. Kathleen bog ab und wir waren da. Ich war wie erstarrt. Mein Herz raste und ich atmete nur noch Fingerhut weise ein und aus.
In meinem Kopf drehte sich alles. Dann spürte ich eine kalte Hand auf meiner. "Kommst du?", fragte sie und sah mir direkt in meine Augen. Erst jetzt erkannte ich wie ähnlich wir uns waren; wir hatten fast die gleiche Augenfarbe, die gleichen Haare, nur das ihre etwas heller waren und den gleich geformten Mund.
Völlig perplex sah ich sie einfach nur an. "Evelyn?", fragte sie nochmal. Ich schüttelte den Kopf. "Ja, ich komme." Langsam stieg ich aus. Jetzt wurde es ernst. In meinem Bauch breitete sich ein Gefühl des unbehagens aus. Wir schoben die Eingangstür auf und traten in einen hell erleuchteten Flur. Es war mitten in der Nacht, weswegen alle Sessel, auf denen man warten konnte, leer waren.
Wir gingen zu Rezeption und fragten nach Mira. Wir sollten uns auf die Stühle setzten und warten.
"Ich hole mir was zu trinken. Möchtest du auch was?", fragte Kathleen. Ich nickte. Kathleen erhob sich und ging zum Wasserspender.
Ich sah ihr zu, wie sie die Plastikbecher auf die kleine dafür vorgesehene Fläche stellte und auf einen Knopf drückte, geduldig sah sie zu wir das Wasser langsam den Becher füllte. Dann stellten sie ihn auf den kleinen Tisch und stellte den zweiten Becher darunter, sie wartete wieder bis er voll war, nahm beide Becher und kam zu mir zurück.
"Hier", sagte sie tonlos und gab mir den Becher.
"Danke", sagte ich und nickte freundlich.Nah einer halben Ewigkeit, als ich schon fast geschlafen hätte, kam eine Frau in einem weißen Doktorkittel, sie hatte glänzend blondes Haar und fast übernatürlich strahlend, grüne Augen. An ihrer Brusttasche war ein kleines Schild befestigt auf dem
Professor Dr. Dr. Eliot
stand. Bewundernt sah ich sie an.
Sie musterte mich mit einem abfälligem Blick und kam auf Kathleen zu, ohne mich zu beachten. "Sind sie die Verwandten von Mira?", fragte sie und sah mich missbiligend an. "Nein, ich nicht. Aber sie", damit zeigte sie auf mich. Dr. Eliot sah mich nicht an sondern machte einfach eine Kommt-mit-oder-bleibt-hier-Geste und ging voraus.
Wie ein kleiner Schoßhund liefen wir ihr nach. Sie klopfte an eine Tür an der ein festes Schild mit der Aufschrift '27' prangte. Wir traten ein.
Mira lag in dem Bett, sie schlief oder jedenfalls waren ihre Augen geschlossen. Ich lief zu ihrem Bett und kniete mich vor sie. Meine Tränen fingen an pausenlos zu laufen, als ich sie sah.
Sie war dünner als vorher, sie bestand fast nur noch aus Haut und Knochen. Sie war leichenblass und eiskalt. Verzweifelt nahm ich ihre Hand und hielt sie fest, um sie zu wärmen.
Ich sah kurz auf und die Doktorin beugte sich gerade zu Kathleen und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Kathleen nickte verständnisvoll und kam dann auch zu mir. Sie legte tröstend einen Arm um meine Schulter.
"Ich lasse sie dann allein", sagte Dr. Elton hochnäsig und trippelte davon.
"Was hat sie zu dir gesagt?", fragte ich zwischen zwei Schluchtzanfällen. "Das ist doch jetzt gerade gar nicht wichtig! Wir müssen uns um Mira kümmern, bevor sie wieder kommt." Ich nickte zustimmend.
Kathleen öffnete ihre Jacke und griff in das Innenfutter. Sie holte die kleine, zierliche Blume heraus. "Also, wie wollen wir das machen?", fragte sie nach eingehendem Betrachten. "Sie füttern?", fragte ich zurück.
"Oh man, hätte ich doch bloß-", sie stockte. "Hast du dein Handy dabei?" "Ja", ich nickte. "Wir könnten deinen Dad anrufen." Ich nickte nochmal und holte mein Handy aus meiner Hosentasche und gab es ihr. Sie tippte schnell eine Nummer ein und hielt drückte auf 'Lautsprecher'. Wir lauschten gespannt auf das leise Piepen. Dann meldete sich eine raue Männerstimme.
"Hallo?"
"Hallo, ich bins."
"Kathleen! Schatz, wo bist du?"
Sie ignorierte seine Frage und tippte sich angestrengt an die Lippe.
"Kannst du nach einer Pflanze für uns in deinem Buch suchen?", fragte ich schließlich.
"Ja, kann ich machen."
Er schien den Stimmen unterschied nicht zu bemerken.
"Nach welcher denn?", fragte er kurz dannach.
Wir beschrieben ihm die Pflanze, man hörte Seiten rascheln und einen Seufzer, als er noch immer nichts gefunden hatte.
Er schlug das Buch zu, stellt es hörbar laut weg und nahm ein anderes.
Nach fünf Minuten hörte man ihm die Erleichterung deutlich an.
"Hier ist sie. Und was wollte ihr darüber wissen?"
"Wie man sie zubereitet", sagte Kathleen knapp.
"Blablabla, ah! Hier...einfach essen."
"Und wenn man selber nicht essen kann?", fragte ich ungeduldig.
"Entweder verflüssigen und eine Spritze geben oder versuchen sie zu verfüttern."
"Wie viel?"
"Ein Blatt, wenn es nicht so schlimm ist und sonst drei."
Ohne uns zu verabschieden drückte ich schnell auf 'auflegen' und nahm Kathleen die Blume ab.
"Dann mal los, wir müssen sie füttern."Das neue Kapitel :)
Meinung?Hel, euer Gummibärchen ♡ ♥ ♡
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Und alles ist anders
Hombres LoboEvelyn und Mira, die beiden Geschwister, leben mit ihren Eltern in London. Eigentlich ist alles perfekt, doch es gibt ein Problem; Mira ist Todkrank, sie macht unzählige Therapien aber es bringt nichts, Evelyn ist am verzweifelt. Mira selbst scheint...