What You're Hiding

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»Schmeckt gut, der Eistee

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»Schmeckt gut, der Eistee.« Brian lächelte mich an und leckte sich die Lippen, als bestünde mein Eistee aus Schokoladenmilch, und schenkte sich sogar noch mal nach. Ich wagte einen Blick zu Sam, der neben seinem Bruder saß und einigermaßen missmutig das Gesicht Richtung der roten Flüssigkeit in seinem Glas verzog. Brian stieß ihm seinen Ellenbogen in die Rippen und zauberte ihm damit ein absichtlich aufgesetztes Lächeln auf die Lippen. Eine Art Ja-ich-lache-ja-schon-Lächeln, das zynisch und feindselig aussah. Am liebsten wollte ich aufstehen und gehen.

»Hat jemand Lust auf Videospiele?«

Logischer Vorschlag. Videospiele galten, wie man sagte, ja als die besten Eisbrecher, also wollte ich gern ja sagen. Leider ließ Sam mich nicht zu Wort kommen – wäre auch zu überraschend gewesen.

»Ist ja schön für dich, dass du Urlaub hast, Brian«, motzte er und stellte dazu demonstrativ das Glas zur Seite. Beinahe schwappte sein Eistee über, was daran lag, dass er noch kaum etwas getrunken hatte. »Aber der Genuss ist uns nicht allen vergönnt. Ich habe eine Ranch zu führen, dämmert da was bei dir? Die, die du verweigert hast?«

Brian schnaubte. Er verdrehte die Augen und stellte ebenfalls sein Glas ab, als erwartete er ein Gespräch, das freie Hände benötigte.

»Tu doch nicht so blöd«, murrte er fast beleidigt, woraufhin Sams Augen tödlich aufblitzten. »Wir wissen beide, woher deine miese Laune kommt, und es liegt sicher nicht an den fünf Rindern und paar Hektar Waldland, die du geerbt hast.«

»Die ich aufgezwungen bekommen habe!«

Brian fuhr zu seinem Bruder herum, schwer zu sagen, ob wegen seines Tons oder der Aussage. »Du solltest dankbar sein, Mann. Hör endlich auf, dich in Dauerschleife zu beschweren. Hätte Dad dir nicht die Ranch gegeben und dir mit seinen Bonzenanwälten den Arsch gerettet, stündest du jetzt vor einem Riesenhaufen Nichts!«

Ich schluckte schwer. Vor allem Sams Gesichtsausdruck stach mir ins Herz. Ich wollte ihn knuddeln, so verletzt sah er auf einmal aus. Und wahrscheinlich wusste Brian auch genau, was er sagen musste, um diesen Ausdruck in Sams Augen hervorzukitzeln. Das tat weh, gleichzeitig war es faszinierend, wie gut zwei Menschen sich kennen konnten. Mein Bruder und ich hatten nicht ansatzweise eine solche Verbindung miteinander. Ach was, es war, als würden wir uns gar nicht kennen. Ich wüsste gar nicht, wie ich ihm wehtun könnte, und er tat mir dauernd weh, merkte es aber nicht. Von dem, was Brian und Sam hatten, konnte ich nur träumen. Schon klar, im Moment stritten sie sich, aber selbst das war irgendwie ... geschwisterlich. Ein Wort, das bisher nicht mal in meinem Wortschatz existiert hatte.

»Sammy, du ...«

»Halt die Klappe. Sei still!«

Brian stand langsam auf, viel zu bedrohlich, und Sam tat es ihm gleich, keine Ahnung, wieso. Sie standen sich gegenüber, von der Liebe, die vorhin in ihren Augen geschimmert hatte, war jetzt nichts mehr zu sehen. Viel eher war an ihre Stelle jetzt tiefer Hass getreten, der mich zunehmend nervös werden ließ. Aufgebauschter, emotionaler Hass, den man nur für Menschen empfinden konnte, die man wirklich liebhatte. Anders ging das gar nicht, aber selbst, wenn ... Das hier sah böse aus.

Ich hasste Gewalt und noch mehr hasste ich Momente, die sich von Sekunde zu Sekunde mit Aggression aufluden. Das hier war so ein Moment. Ich kannte diese Art von Momenten, ich kannte de Konsequenzen, ich kannte die Schmerzen – nicht per se, aber ich wusste, wie diese Schmerzen aussahen.

Wäre es schlau, jetzt noch dazwischen zu gehen? Wohl eher nicht, wahrscheinlich wäre es sogar unwahrscheinlich dumm. Ein einziges Mal hatte ich es gewagt, dazwischenzugehen, danach war alles explodiert. Einfach alles war aus dem Ruder gelaufen. Wahrscheinlich war das auch der Grund dafür, dass ich jetzt einfach nur wie erstarrt dasaß und dabei zusah, wie Brian und Sam sich krampfhaft davon abhielten, sich gegenseitig zu erwürgen.

»Wieso gleich so aggressiv, Sammy?« Brian schmunzelte etwas, und mir drehte sich der Magen um wegen des Glitzerns in Sams Augen. Seine Schultern waren gestrafft, seine Hände zu Fäusten geballt. »Hast du Angst, ich könnte etwas Falsches sagen? Etwas ausplaudern vor deiner kleinen ...«

»Hör auf, Brian. Bitte ...«

»Ist das Blut an deinen Händen schon getrocknet, Bruderherz? Oder siehst du es noch in deinen Träumen?«

Sam erstarrte. Seine Wut verrutschte und übrig blieb bloßes Entsetzen, gepaart mit Schmerz und Furcht. Mein Herz tat mir weh.

»Das hat nichts damit zu tun ...« Sams Stimme bröckelte. Sie verschwamm hinter Zittern und bemühter Stärke. Er tat mir so leid. Keine Ahnung, was hier los war, aber was da gerade passierte, tat Sam so sehr weh. Viel zu sehr, und ich verstand nicht, was Brian damit erreichen wollte. Das war doch gemein.

»Oh doch, Kleiner. Das hat alles damit zu tun, und das weißt du auch. Du kennst den Deal.«

»Ich scheiß auf den verfickten Deal!«

»Wär dir das Gefängnis lieber?«

Sam biss die Zähne zusammen, so fest, dass sein Kiefer sich anspannte und gefährlich markant wurde. Er trat einen Schritt zurück, eher war es ein Taumeln. Brian stand nur da, sah Sam einfach dabei zu, wie er innerlich zugrunde ging. Ich konnte es sehen. Es spüren, es kribbelte in meinem Herz.

Ich hatte so etwas oft erlebt. Ich hatte immer wieder beobachtet, wie Menschen vor Gericht persönliche Geheimnisse nach außen kehrten, um jemandem wehzutun, um jemanden zu besiegen, oder um jemanden zu vernichten. Das hier schien Letzteres zu sein, aber es machte einfach keinen Sinn. Alles in mir wollte einen Einspruch herausbrüllen, aber auch das wäre so sinnlos. Es wäre vergeblich. Weil Sam schon längst am Boden lag, ich konnte es in seinen Augen sehen, konnte es daran erkennen, dass seine Schultern jetzt wieder an locker wurden, fast zu locker. Er resignierte, ebenfalls etwas, was ich schon viel zu oft erlebt hatte.

»Das hier ist ... auch ein Gefängnis, Mann. Ich weiß echt nicht, was besser wäre.« Damit drehte er sich um, sein Blick fiel nur kurz auf mich, dann wandte er sich ab und verschwand nach draußen.

Entsetzt sah ich zu Brian, der jetzt kopfschüttelnd seufzte. Er schloss seine Augen und ließ sich zurück aufs Sofa sinken, während er sich mit beiden Händen das Gesicht rieb. Meine Hände zitterten, ich wusste nicht, wieso. Es gab so viel. Da war so viel zu verarbeiten, mein Kopf rauschte, mein Herz wummerte, es war beinahe unerträglich.

Das Blut an deinen Händen.

Ist das Blut an deinen Händen schon getrocknet?

Hatte Sam ...

Nein, oder? Doch nicht Sam. Er war sanftmütig, liebevoll, ein bisschen grummelig, aber er würde niemals ... er könnte nicht ...

»Was hat er getan?«

You See My HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt