Prolog - Die Ankunft

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Deanerys Tagaryen stand auf ihrem Balkon in Meereen, als das Schiff ankam. Sie konnte den Hafen von dort aus sehen, doch war das Schiff, welches das Zeichen der Eisernen Bank von Braavos trug, in ihren Augen nur eines der vielen Handelsschiffe, die jeden Tag in ihrer Stadt ein- und ausliefen.

Erst ein paar Stunden später, als sie sich in ihrer Pyramide die Bitten und Klagen ihrer Einwohner anhörte, wurde ihr klar welche Wichtigkeit dieses Schiff mit sich trug.

Eine junge Frau, etwa in ihrem Alter, kniete sich vor ihr nieder, in seinen Armen ein Bündel aus Stoff. Ihre dunklen Haare waren verfilzt, ihre Wangen eingefallen und ihre Lippen aufgesprungen.

„Bitte...", murmelte sie. Ihre Arme umschlungen das Bündel in ihren Armen nur zu krampfhaft. Ihr Blick war zu Boden gerichtet. Ihre alten, zerschlissenen Kleider hingen unförmig von ihr, doch es war nicht zu übersehen, wie ausgemergelt die Frau war.

„Bitte...", wiederholte sie und versuchte aufzustehen, wobei sie gefährlich schwankte.

Deanerys erhob sich langsam. „Ser Barristan, helft der armen Frau.", befahl sie, und der weiße Ritter zu ihrer Rechten eilte auf die Frau zu und stützte sie.

Auf den Ritter gestützt, hob die Frau ihren Kopf. Sie musste einst ein hübsches Mädchen gewesen sein, doch nun glich sie beinahe einer Leiche. Ihre Augen hatten sich tief in ihre Augenhöhlen zurückgezogen, ihre Haut spannte sich über ihren Schädel und Leid und Schmerz waren ihr ins Gesicht gezeichnet. Doch in ihrem Blick lag eine eiserene Entschlossenheit und als sie wieder sprach, schien ihre stimme klar und stätig.

„Eure Gnaden, Deanerys Tagaryen. Auch ich war einmal eine Königin. Geboren wurde ich mit dem Namen Jeyne Westerling, doch als mich Robb Stark, König des Nordens und Lord von Winterfell, zu seiner Frau nahm wurde ich seine Königin, Jeyne Stark. Mein Gemahl mag tot sein, doch ich überlebte, mit seinem Samen in meinem Körper. Als ich meine Schwangerschaft bemerkte, floh ich, auf der Suche nach Euch, Deanerys. In der Hoffnung Ihr würdet Gnade und Verständnis walten lassen. Meine Tage sind vorüber, dessen bin ich mir bewusst. Die Reise, die Schwangerschaft und die Geburt haben mich zu schwer mitgenommen. Doch, ich flehe euch an, nimmt meinen Sohn. Nehmt ihn auf und zieht ihn auf. Er ist der rechtmäßige Erbe des Nordens.", die Kraft verließ ihre Stimme und sie schien ein wenig in sich zusammenzusacken. „Bitte...", fügte sie hinzu, während sie langsam den festen Griff um das Bündel in ihren Armen lockerte, ein Deanerys Richtung streckte, und ein kleines schlafendes Baby zum Vorschein kam.

Deanerys starrte sie an, ihre Gedanken rasend. Erzählt sie die Wahrheit? Warum sollte sie lügen? Wenn es stimmt, was sie sagt, sollte ich den Sohn eines Usurpators nicht als Feind ansehen? Doch so, wie die Frau dort stand, halb auf Ser Baristan gestützt, ihren Sohn flehend vor sich haltend, leitete Deanerys Herz ihre Worte.

„Unuro, bringt Lady Stark und ihren Sohn in freie Gemächer. Sorgt für genügen Essen und Trinken. Morgen, wenn beide ausgeschlafen und erholt sind, können wir weiteres besprechen.", befahl sie einem ihrer Unbeflekten.

Jeynes Gesicht verwandelte sich in eine Mischung aus Erleichterung und tiefer, tiefer Dankbarkeit.

Sofort als Unuro mit der wankenden Frau und ihrem Sohn den Saal verließ begannen ihre Berater auf Deanerys einzureden.

„Warum tut ihr das? Ihr schuldet den Westerosi und ihren Lords und falschen Königen nichts. Wenn die Schlampe denn überhaupt die Wahrheit sagt.", sagte Daario Naharis missbilligend.

Ser Baristan meldete sich zu Wort. „Ich kannte Robb Stark nicht, doch sein Vater war ein ehrbarer Mann, so wie es sein Vater vor ihm war. Die Starks sind ein gutes Haus und Robb Stark mag ein Usurpator gewesen sein, doch wusste er nichts von Euch, sondern hat sich gegen den Kindkönig Joffrey erhoben, der seinen Vater enthauptete. Die Starks haben schon einmal vor dem Drachen gekniet, doch da der Drache ihres Wissens nicht mehr da war, erhoben sie sich gegen den Löwen."

„Doch die Lennisters ernannten Lord Roose Bolton zum Wart des Nordens.", sagte Deanerys. „Winterfell ist abgebrannt und die Starkfamilie ist tot oder verschollen. Was soll ich mit einem Prinzen eines ein Land, das nicht seins ist? Der über Leute herrscht, die ihm nicht treu sind?"

„Die Lords des Nordens mögen ihr Knie vor Stannis Baratheon oder den Lennisters gebeugt haben, doch keinem sind sie treu.", wiedersprach Baristan. „Ich kenne keine Vasallen, die im Ansatz so loyal zu ihren Häusern sind wie Mormont oder Manderly, Karstark oder Reet, Cerwyn oder Umbar, zu den Starks. Mit dem Jungen an eurer Seite, werdet ihr euch die Treue des Nordens gesichert haben. Denn der Norden vergisst nicht."

Deanerys nickte. „Wir werden weitersehen, wenn Jeyne Stark sich erholt hat..."

A Kings Son - The Heir Of The North (Game of Thrones FanFiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt