Kapitel 47

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Lavender starrte grimmig und verbissen zu uns herüber. Äußerst unangenehm. Ich versuchte nicht zu ihr zu sehen und konzentrierte mich auf mein Essen. "Würdest du damit aufhören? Deinetwegen schneit es, Ron", sagte Hermine und ich blickte auf. Tatsächlich rieselte es kleine Flocken von einem unbestimmten Punkt über uns. Die wurden jedoch augenblicklich weniger und verschwanden schließlich ganz. "Sag mir noch mal, wie ich mit Lavender Schluss gemacht hab", bat Ron. "Ähm, naja. Sie kam zu Besuch in den Krankenflügel und du hast geredet. Ich glaube, es war keine besonders ausführliche Unterhaltung", meinte Hermine. "Versteht mich nicht falsch. Ich bin tierisch froh, dass ich sie los bin. Sie scheint nur irgendwie sauer zu sein." Ich prustete los. "Natürlich ist sie sauer auf dich. Du hast mit ihr Schluss gemacht", kicherte ich. "Und du sagst, dass du dich an gar nichts erinnerst, was passiert ist?", hakte Hermine nach. "An etwas kann ich mich erinnern. Aber das ist nicht möglich. Ich war ja komplett hinüber, oder?" "Ja, hinüber", murmelte Hermine und jeder wandte sich wieder dem zu, was er gerade tat. Harry und Hermine lasen, Ron und ich aßen. Nebenbei schaute ich mich nach Ginny und Colin um.

"Harry, da ist Katie", zischte Hermine mit einem Mal und wir alle blickten auf. War das nicht das Mädchen mit der verfluchten Halskette? Harry sprang natürlich sofort auf und lief ihr hinterher. Ich blickte ihm nach und beobachtete, wie er mit Katie sprach. Mit einem Mal blickten die beiden ans andere Ende der Halle und ich folgte ihren Blicken. Sie fixierten Malfoy. Er stand einfach nur da, drehte sich plötzlich ruckartig um und verließ die große Halle. Harry lief ihm hinterher. "Ihr bleibt hier, ich bin gleich wieder da", sagte ich zu Ron und Hermine und folgte meinem Bruder. Er folgte Malfoy durch die Flure des Schlosses. Immer weniger Schüler kamen uns entgegen und schließlich waren wir komplett alleine. Ich schloss zu Harry auf. "Harry, mach jetzt nichts Dummes." "Luna, was machst du denn hier? Geh wieder in die große Halle, ich mach das alleine." "Nein, Harry. Du wirst gar nichts tun! Ich will nicht, dass du von Hogwarts fliegst oder sonst was. Harry!"

Doch mein Bruder hörte nicht auf mich und folgte Malfoy in eine der Toiletten. Ich blieb kurz davor stehen. Jungstoilette. Verdammt. Kurz rang ich mit mir, aber als ich Stimmen und Kampflärm hörte, rannte ich in hinein. Im letzten Moment duckte ich mich unter einem Zauber hinweg und zog meinen Zauberstab. "Harry, Draco, lasst den Scheiß!", rief ich. Zwar konnte ich Malfoy nicht leiden, aber das rechtfertigte noch lange keinen Kampf! Die beiden sollten sich gefälligst wie normale Leute unterhalten, was aber wohl nie möglich sein würde.

Vorsichtig schlich ich weiter ins Klo. Die Leitungen mussten wohl etwas abbekommen haben, denn langsam flutete Wasser die ganze Toilette. "Sectumsempra!", hörte ich Harry schreien und konnte ihn so endlich orten. Schnell rannte ich los und fand ihn letztendlich. Er starrte in einen Gang. Ansonsten war es totenstill. "Harry? Was hast du getan?", flüsterte ich. Harry blickte nicht zu mir. "Harry! Was hast du getan!", rief ich, doch immer noch antwortete er mich nicht. Ich rannte an ihm vorbei den Gang entlang und blieb ruckartig stehen. "Malfoy!", rief ich und stürzte zu ihm. Ich konnte ihn nicht leiden, aber sterben lassen durfte ich ihn auf keinen Fall!

"Sag mal spinnst du!", schrie ich Harry an und betrachtete die Blutflecken auf Malfoys Hemd, die immer größer wurden. Ich zog meinen Zauberstab, zwang mich zur Ruhe und erinnerte mich an die ganzen Heilzauber, die ich gelernt hatte. Malfoy schluchzte auf. "Ganz ruhig, ich helfe dir", murmelte ich und hob meinen Zauberstab. Ich erinnerte mich an einen Heilzauber, den ich bei Snape einmal mitbekommen hatte. Er stand sonst in keinem Lehrbuch, aber ich hoffte, dass er helfen würde. "Vulnera Sanentur", begann ich zu murmeln. "Vulnera Sanentur. Vulnera Sanentur." Nur nebenbei bekam ich mit, dass Snape auftauchte und Harry verschwand. Malfoys Blut floss langsam in seinen Körper zurück. Die Wunden verschwanden. Der Junge vor mir wurde ruhiger.

Hände zogen mich sanft auf die Beine und etwas von Malfoy weg. Madam Pomfrey kam mit einer Trage und ließ Malfoy darauf schweben. Sie verschwanden wohl in den Krankenflügel. "Sie haben sehr gut reagiert, Miss Potter." Ich drehte mich um und blickte Professor Snape in die Augen. Ich schluckte schwer. "Professor, Harry, er, ich." "Beruhigen Sie sich. Um Ihren Bruder wird der Direktor sich kümmern. Gehen Sie in Ihren Gemeinschaftsraum und erholen Sie sich." Ich nickte noch immer völlig durch den Wind und stolperte durch die Gänge.

I know, I know, völlig unrealistisch, aber es hat so gut gepasst. Und diese Szene wird noch einmal eine wichtige Rolle spielen 😉

Harry Potter und seine kleine Schwester 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt