Sie fuhren eine ganze Weile durch die Gegend, wobei sie schwiegen. Sie durchquerten ein paar kleinere Dörfer und kamen irgendwann in die nächstgelegene größere Stadt.
Biggi sah sich die ganze Fahrt über die Landschaft an und war doch irgendwie froh, nicht alleine durch Italien gondeln zu müssen. Jedenfalls an einem Tag konnte sie es ja zulassen, Zeit mit Thomas zu verbringen. Vielleicht würde sie so ein paar Antworten bekommen, aber worauf, das wusste sie selbst nicht.
"Da vorne kommt gleich das Restaurant, wo ich reserviert habe.", teilte Thomas Biggi nun mit, die daraufhin danach Ausschau hielt. Es gab in diesem Viertel etliche Restaurants, weshalb es jedes sein konnte. Jedoch blieb Thomas ausgerechnet vor dem am teuersten und am nobelsten wirkenden Lokal in der Straße stehen und stellte den Motor des Motorrads ab.
"Das ist es?", fragte Biggi, die gekonnt vom Motorrad ab stieg und sich den Helm ab nahm. Ihre Haare hingen ihr daraufhin ins Gesicht und sie fuhr mit der Hand einmal durch. Verbessern würde das jedoch nichts, befürchtete sie.
"Ja, das ist es.", bestätigte Thomas, der sich inzwischen ebenfalls seinen Helm abgenommen hatte und nun auch von der Maschine ab stieg. Biggi fühlte sich plötzlich gar nicht so wohl, bei dem Gedanken, da gleich hinein gehen zu müssen. Das Lokal wirkte, im Gegensatz zu ihrem Aufzug, ziemlich schick und sie befürchtete, so gar nicht erst rein gelassen zu werden. "Da fällt mir ein.. Ich habe eigentlich gar keinen so großen Hunger. Wir können also auch gleich wieder umdrehen und getrennte Wege gehen. Das hier war von Anfang an eine Schnapsidee!"
Doch dann knurrte in diesem Moment der Bauch der Schauspielerin so laut, dass es kaum zu überhören war. "Das war es nicht.", meinte Thomas. "Und nachdem du offenbar ziemlichen Hunger hast, gehen wir da jetzt auch rein.", fügte er hinzu. "Aber.. ich kann da doch so nicht rein gehen!", sprach Biggi ihre Befürchtungen nun laut aus. "Falls du auf deine Aufmachung anspielen solltest und es dich eventuell beruhigt.. ich finde, du siehst toll aus und sollte jemand was sagen, wird derjenige mich kennenlernen.", antwortete ihr Begleiter und Biggi fühlte sich tatsächlich geschmeichelt.
"Was willst du denn tun?", fragte sie dennoch mit spöttischem Unterton. "Denjenigen umhauen?" Thomas grinste nur. "Wenn es sein muss, dann ja.", erwiderte er und trat näher an Biggi heran, die reflexartig zurückschreckte. "Keine Panik. Ich will dir nur helfen, damit du dich vielleicht nicht mehr ganz so unwohl fühlst."
Und daraufhin begann Thomas, Biggis Haare zu richten, die durch den Helm und den Fahrtwind ein wenig durcheinandergebracht worden waren. Er legte Strähne für Strähne wieder an ihren Platz und Biggi schloss dabei die Augen, da sich das leichte Kitzeln dabei sehr angenehm anfühlte und sie es auf irgendeine Art und Weise genoss, so vorsichtig berührt zu werden.
Allerdings weckte auch das Erinnerungen, woraufhin die Schauspielerin die Augen sofort wieder öffnete. Thomas war jedoch schon fertig und lächelte sie auf eine ganz bestimmte Art an, sodass Biggi das einfach erwidern musste.
"Und?", erkundigte sich Thomas. "Ich glaube, das wird schon passen.", antwortete Biggi schulterzuckend. "Ohne Haarbürste und Glätteisen kann man da wahrscheinlich sowieso nicht viel mehr ausrichten. Es wäre schonender für die Frisur gewesen, mit dem Auto zu fahren." Thomas seufzte. "Seit wann bist du eigentlich so eitel? Das hätte dich früher doch nie so wahnsinnig gestört. Vor allem.. was sollen überhaupt diese langen Haare?", wollte der Schauspieler wissen und bereute diese dumme Frage gleich, als er sah, wie sich Biggis Gesichtsausdruck verdunkelte.
"Hast du gedacht, ich hätte mich nicht verändert, in all den Jahren?!", fragte sie schroff. "Ich bin nicht mehr die Jüngste, falls es dir entgangen sein sollte! Und ich muss mich bestimmt nicht vor dir rechtfertigen, nur weil ich der Meinung war, mir Extensions machen zu lassen! Und übrigens, da wir gerade bei Äußerlichkeiten sind.. mit diesem Bart siehst du definitiv alberner aus, als ich mit langen Haaren und zwar um einiges! Ganz zu schweigen davon, dass du mittlerweile ganz schön ergraut bist!" Biggi holte anschließend erstmal tief Luft.
"Es war bescheuert von mir, mich auf diese Sache hier einzulassen! Mach was du willst, aber ich fahre zurück und das mit einem Taxi!" Und daraufhin wandte sie sich ab.
Thomas blickte Biggi einige Augenblicke lang hinterher, bis er sich schließlich einen Ruck gab, um ihr zu folgen. "So eine Furie, ich fass es nicht!", murmelte er ungläubig. "Biggi!", rief der Schauspieler der Frau nun hinterher, die allerdings weiter die Straße entlang lief, ohne sich auch nur ansatzweise um zu drehen. "Biggi, jetzt lauf nicht weg! Bleib stehen und gib mir wenigstens den Helm zurück, bevor du gehst, damit ich ihn wirklich umtauschen kann. Der war teuer!"
Nun erst realisierte Biggi, dass sie den Motorradhelm nach wie vor in der Hand hielt. Allerdings sah sie es gar nicht ein, sich noch länger mit Thomas zu behängen, weshalb sie auch jetzt nicht stehen blieb. Thomas lief ich weiter hinterher. Als Biggi jedoch auch auf seinen letzten Ruf null reagierte, blieb er stehen.
"Gut, du willst es offenbar nicht anders!", murmelte er und beschloss, Biggi noch ein bisschen wütender zu machen, damit sie doch endlich stehen bleiben würde. "Ey, Maria Gertraude!", rief Thomas nun so laut, dass alle Passanten sich nach ihnen umdrehten und schließlich Biggi irritiert ansahen. Das war der Schauspielerin natürlich unangenehm und sie blieb zwangsläufig stehen, um die Aufmerksamkeit nicht noch mehr auf sich zu lenken.
Sie hatte deshalb auf diese Namen gehört, da sie nun mal genauso zu ihr gehörten, wie ihr Vorname Biggi. Mit Maria konnte sie sich noch arrangieren, aber Gertraude war da schon ein komplett anderes Kaliber und Biggi vermied es seit ihrer Kindheit, diesen Namen irgendwo zu erwähnen, wenn es nicht unbedingt nötig war und das war es meistens nur bei Behördengängen. Bei einer Fragerunde bei der Tanzshow hatte sie es allerdings auch einmal erwähnt und da hatte man deutlich ihre Abneigung gespürt, die Thomas nun für seine Zwecke nutzte.
Er lief Biggi entgegen, die nun wieder zurück zu ihm kam. Mit ihrem üblichen Todesblick, bei dem Thomas wohl tot umgefallen wäre, sofern das möglich gewesen wäre, drückte sie ihm grob den Helm in die Hand. "Du spielst mit unfairen Mitteln!", knurrte Biggi wütend, aber das beeindruckte Thomas nicht wirklich. Er fand es ehrlich gesagt ganz niedlich, wenn Biggi sich aufregte, weshalb er sie gern provozierte.
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Fürs echte Leben gibt's nun mal kein Drehbuch - 15 Jahre später
FanficHinweis: Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine Fortsetzung der Geschichte "Fürs echte Leben gibt's nun mal kein Drehbuch". Ich empfehle also, zunächst diese Story zu lesen, um den Geschehnissen leichter folgen zu können :) Beschreibung: Wie...