Kapitel 3: Der Morgen danach

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[Überarbeitet am 25.08.15]

„Lady Sansa!" Ich erwachte und erschrak, weil ich über mir das Gesicht von Sandor Clegane, Joffreys „Hund" sah. „Was tut Ihr hier?", sagte ich und sprang aus dem Bett. Falsche Entscheidung. Mir tat immernoch jede Bewegung weh und man hatte freie Sicht auf meine unzähligen Blutergüsse. Mit dem Schmerz kam auch die Erinnerung von letzter Nacht mit unangenehmer Schärfe in meine Erinnerung. Clegane betrachtete mich einen Moment mit einem Gesichtsausdruck, den ich zunächst nicht zu deuten wusste. „Wer hat Euch das angetan Lady Stark?", sagte er mit einer ungewohnt sanften Stimme. Ich sah zu Boden, unfähig ihm zu antworten. „Was..was meint ihr?" Clegane sah mich ungläubig und doch auch amüsiert an. „Ihr wisst genau was ich meine. Eure Blutergüsse. Eure aufgeplatzten Lippen. Und Eure Augen." Ich sah ihn verständnislos an. „Meine Augen?" „Ja, Lady Stark. Der Ausdruck in Euren Augen, ich kenne ihn. Man hat Euch Leid getan." Ich nickte und sah beschämt erneut zu Boden. „Ihr müsst euch nicht schämen. Das Drecksschwein, dass das getan hat, sollte es." Bin ich also nicht die Einzige, die das so sieht. Schön. „Bitte...Ser, bitte sagen sie niemandem, was sie gesehen haben. Besonders nicht Tyrion. Keinem. Er sah mich ausdrucklos an, seine verbrannte Hälfte des Gesichts unter seinen Haaren verborgen. „In Ordnung. Aber ich werde mir das nicht lange mitansehen, Lady Sansa." Ich nickte ihm zu. „Warum sind sie gekommen?" „Lady Cersei, die Königin lädt sie ein mit König Joffrey und Ser Jaime Euer Frühstück einzunehmen." „In Ordnung. Sagt Ihnen ich komme in 15 Minuten." Er nickte mir ein letztes Mal zu und ging. Der gute alte Sandor. Ich gebe zu, es hatte einige Zeit gedauert bis wir uns gegenseitig warm geworden sind. Aber über die Jahre Gefangenschaft in Kings Landing hat er sich als treuer Beschützer erwiesen und mich außerdem aus manchen gefährlichen Situationen gerettet. Ich dachte daran, was er mir einmal gesagt hatte, nachdem Joffrey mich mal wieder gedemütigt hatte. „Spare dir einige Schmerzen auf. Du wirst sie noch brauchen." Ich suchte ein Kleid raus, das pfauenblaue, was hoch geschnitten war und weite Ärmel hatte. Dann machte ich mich ein wenig frisch im Gesicht, schmierte mir nocheinmal diese Creme auf die Lippen und flocht meine Haare. Ich überprüfte mein Spiegelbild. Ich hatte eine Haut wie Porzellan, hell, zart, fast Porenlos. Ich versuchte zu sehen, was Clegane in meinen Augen gesehen hatte. Doch ich sah keinen Unterschied zu sonst. Dann machte ich mich auf in Richtung Speisesaal. Jeder Schritt erinnerte mich an die gestrige Nacht. Das Kleid scheuerte an meinem Rücken, meine Armen waren verkrampft und in meinem Unterleib fühlte sich alles wund an. Ich war am Speisesaal angekommen und trat leise ein. Ich ging auf den Tisch zu und nickte Cersai, Joffrey und Jaime zu. „Eure Hoheit. Eure Majestät. MyLord." Ich machte einen Knicks, wobei meine Oberschenkel heftig protestierten. „Meine Liebe. Setzt dich bitte hier hin." Cersei wies mir einen Platz gegenüber von ihr und neben Joffrey zu. Verdammt. Joffrey hatte mich die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen. Ich bemühte mich ihn nicht anzusehen. Ich setzte mich und war darauf bedacht nicht das Gesicht zu verziehen, als meine gereizten Körperteile mit dem harten Stuhl in Berührung kamen. „Sansa, meine Liebe", sagte Cersei, „ich hoffe Ihr wart mit Eurer Hochzeit zufrieden. Und wie war Eure Hochzeitsnacht? Vermutlich gab es sie garnicht, wie ich meinen Bruder kenne. Der wird sich wieder mit seinen Huren rumgetrieben haben. " Sie schüttelte verärgert mit dem Kopf. „Ich..ja..", stotterte ich, „danke...für...die Hochzeit...und alles.." Ich sah kurz zu Joffrey hinüber, bereute es jedoch sofort. Er grinste süffisant. Ich wand schnell meinen Blick ab. Cersei schien nichts zu bemerken. „Nun...ich habe Tyrion heute noch nicht gesehen. Wisst Ihr wo er sich aufhält?", fragte ich an Cersei gewandt. „Ich glaube, er ist in der Bibliothek." „Habt Ihr ihn denn nicht gebeten unserem Frühstück beizuwohnen?" „Naja...", sie sah stirnrunzelnd zu Joffrey hinüber. „Eure Majestät wollte den Gnom nicht bei Tisch haben", mischte sich Jaime ein. „Ja.", bestätigte Joffrey. „Wir sind hier schließlich in hoher Gesellschaft." Er klang wie üblich überheblich und nickte seiner Mutter zu. Ich schwieg und fuhr fort mein Frühstück zu essen. Jaime und Cersei begannen sich über Belangloses zu Unterhalten und Joffrey saß lässig in seinem Stuhl und beobachtete mich mit einem gierigen Blick. Mir wurde übel aber ich ließ mir nichts anmerken und fuhrt fort langsam mein Ei zu löffeln. Dann, plötzlich, spürte ich eine Hand auf meinem Oberschenkel. Mir wurde heiß. Ich sah aus den Augenwinkeln sein hinterhältiges Grinsen. Ich war bemüht mir nichts anmerken zu lassen und aß weiter. Seine Hand wanderte meinen Oberschenkel entlang und suchte sich einen Weg unter mein Kleid. Ich bekam eine Gänsehaut und mein Herz klopfte schnell und laut. Er fuhr fort meinen nackten Oberschenkel zu berühren und seine langen Finger wanderten höher. Nein! Ich sah hilfesuchend zu Cersei, aber sie war in ein Gespräch mit ihrem Zwillingsbruder vertieft. Ich versuchte mich weiter auf mein Ei zu konzentrieren, was sich angesichts der Tatsache, dass Joffrey mich beim Frühstück, in Gegenwart anderer Leute anfasste, leicht schwierig gestaltete. Ich starrte in das trübe Orange des Eigelbs, während seine Finger den Weg zu meiner Unterhose fand. Das wollte er nicht wirklich durchziehen oder? Er schob einen Finger unter mein Höschen. Das Blut schoss mir ins Gesicht und ich beschloss, dass ich das nicht mit mir machen ließ. Ich rutschte auf meinem Stuhl ein wenig von ihm weg, so dass er gezwungen war von mir abzulassen. Ich räusperte mich und stand auf. „Danke für die Einladung, Eure Gnaden, wenn Ihr mich bitte entschuldigen würdet." Ich schob meinen Stuhl zurück und wollte gerade gehen, als Joffrey mich am Handgelenk packte und mein Ohr zu seinem Mund führte. „Das wird Konsequenzen haben, MyLady", zischte er in mein Ohr. Er bedachte mich mit einem letzten intensiven Blick, dann ließ er mich los und ich lief schnell aus dem Raum. Bei den Sieben! Er hatte verdammt nochmal nicht das Recht mich wie ein Spielzeug zu benutzten und mich zu bestrafen, wenn ich keine Lust zum Spielen hatte. Ich war doch nicht sein Eigentum oder eine Art persöhnliche Königs Hure! Was bildete er sich ein? Schlagartig erinnerte mich an ein Gespräch, das ich einst mit Ser Baelish geführt hatte. Es hatte stattgefunden nachdem Joffrey verkündet hatte er würde statt mir Lady Margaery heiraten. Ich war beinahe schwebend vor Glück und trotzdem geschockt aus dem Thronsaal geschritten und Ser Baelish direkt in die Arme gelaufen.

„Lady Sansa!"                                                                                                                                                                              „Ser Bealish."                                                                                                                                                                                „Mein aufrichtigstes Mitgefühl."                                                                                                                                              „Sie haben Recht, ich bin nicht gut genug für ihn."   Mit sie, hatte ich Cersei und ihren kleinen Rat gemeint, die alle der Ansicht waren, die Tochter eines Verräters wäre nicht gut genug für den König. „Das solltet Ihr nicht sagen", hatte Bealish geantwortet. „Ihr werdet noch für vieles gut sein. Er wird euch weiterhin mit Freuden schlagen." Er hatte mich ernsthaft angesehen und fortgeführt: „Und nun da ihr eine Frau seid, wird er sich auch auf andere Weise an euch Erfreuen." In meiner Naivität antwortete ich: „Aber...wenn er mich nicht heiratet-" „Lässt er euch nach Hause gehen?", hatte er erwiedert. „Joffrey gehört nicht zu den Jungen, die ihr Spielzeug verschenken."

Ser Baelish hatte so Recht behalten. Ich setzte mich auf eine Fensterbank und strich mir das Haar aus der Stirn. So viele Leute hatten mich immer wieder vor Joffrey gewarnt. Ich hätte aus Kings Landing verschwinden sollen, bevor es zu spät war, dachte ich. Jetzt war es zu spät. Ich blickte gedankenverloren zum Fenster hinaus. Wo war Tyrion bloß? Ob ich ihm von Joffreys Machenschaften erzählen sollte? Besser nicht. Tyrion hatte noch nie Angst vor seinem Neffen gehabt. Er würde ihm wenn möglich sogar selbst die Eier abschneiden und sie seiner Schwester zum Dinner servieren. Ja, sowas sah Tyrion ähnlich. Ich beschloss es ihm nicht zu sagen, wenn es so weiter ging wie es jetzt lief, würde er es ohne hin früh genug bemerken. Ich überlegte ihn in der Bibliothek zu besuchen, vielleicht konnte er mich irgendwie aufmuntern. Ich stand auf und wollte den Weg zur Bibliothek einschlagen, als ich eine Stimme hinter mir hörte. „Wohin des Weges, MyLady?". Verdammt. Er hatte mich schon wieder gefunden.

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