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Eine kleine Anmerkung vorab: Dieser OS ist im Rahmen eines unglücklicherweise nicht fortgeführten Wettbewerbes entstanden, bei dem es Vorgabe war in unter 500 Worten einen Oneshot mit einem Patronus zu basteln.
As you can see habe ich mich an diese Wortgrenze nicht wirklich halten können, aber dieser Oneshot ist generell anders, als alle anderen meiner HP-OS, die ich bislang so geschrieben hab (und das sind einige, wenn ich da mal so sagen darf xD).
Deshalb: Sollte es danach Gesprächsbedarf geben, weil er OS so unverständlich ist, ist das mehr als verständlich.
Hierzu mach ich noch eine kleine Anmerkung in einem Zusatzkapitel.
Okay, jetzt aber mal los!
Viel Spaß beim Lesen von:

Du mein Friede

Sie saß in einem Lehnstuhl und rührte sich nicht. Die dünnen Buntglasscheiben der gewaltigen Bibliothek von Hogwarts vibrierten im eisigen Herbststurm, der über das Land fegte, in den Ästen des Verbotenen Waldes heulte und ächzte, donnernd schrie und tobte, doch sie saß in einem Lehnstuhl und rührte sich nicht. Regen trommelte gegen das gefärbte Glas, einen unregelmäßigen Takt eines fremden Liedes, und für den Bruchteil einer Sekunde erleuchtete ein zuckender Blitz am nachtschwarzen Horizont den Saal taghell, doch sie saß in einem Lehnstuhl und rührte sich nicht. Berstendes Donnern erklang in der Ferne, von den Bergen und ins Tal hinab und es schien, als würden selbst die alten, beständigen Mauern von Hogwarts im ohrenbetäubenden Grollen erzittern, doch sie saß in einem Lehnstuhl und rührte sich nicht. Ihr Kopf war gebeugt, von der Fensterfront ab- und ihrem Schoß zugewandt, zu dem lederüberzogenen Einband, der schwer auf ihren Knien thronte. Draußen, vor den Mauern der alten Zaubererschule ging die Welt zu Ende, doch sie saß in einem Lehnstuhl und rührte sich nicht. Und er, im Schatten von einem der Regale, in sicherem Abstand zu ihr – denn würde sie sich nicht rühren, wüsste sie, dass ausgerechnet er sie beobachtete? – kam nicht umhin sich zu fragen: Gab es je mehr Friede, als das Bild, das sich ihm bot?

Jetzt.

Er atmet ein. Seine geschlossenen Lider zittern – ist es die Kälte? Der Wind? Oder die jahrealte Erinnerung an das Mädchen im Lehnstuhl?

Er atmet aus. Seine Stirn liegt in angestrengten Falten, was immer nun kommen mag, ist beinah unmöglich, er weiß es.

Er atmet ein. Die weißblonden Härchen in seinem Nacken stellen sich auf und die Gänsehaut auf seinen nackten Armen ist beinah wohltuend.

Er atmet aus und sein Herz pocht ihm bis zum Hals, als er die Augen öffnet und die Erinnerung doch bleibt.

Draco Malfoy zieht den Zauberstab, den er vor Wochen einem der Ministeriumsangestellten auf dem Weg hierher im kurzen Kampf abgenommen hat, aus dem Versteck im Fels und seine Fingerknöchel treten weiß hervor, so fest hält er den Griff in seiner Hand. Seine Stimme, die über den eisigkalten Steinstrand von Askaban hallt, ist laut, viel zu laut in der schweigenden Stille der vergangenen Wochen und doch kaum mehr als ein wisperndes Flüstern. „Expecto Patronum." Krächzend und falsch klingen die Worte über die rissigen Lippen des einstigen Todessers – ein Dasein, das nun hier bloß eisige Kälte, graues Nichts und tiefe Trauer bedeutet – geschuldet den dunklen Wesen.

Sie saß in einem Lehnstuhl und rührte sich nicht. Gab es je mehr Friede, als die Erinnerung in seinem Kopf, seine schönste? Ein helles Leuchten bricht aus der Spitze des Zauberstabs und Grollen ertönt, lauter noch als das Donnern in Hogwarts, ganz sicher, denkt Draco. Er wagt nicht zu hoffen, auf Form, auf Gestalt, ist es möglich, dass das Mädchen im Lehnstuhl seine Freiheit bedeutet? Das Mädchen, zu dem er so viel Abstand wie möglich einnahm – denn würde sie sich nicht rühren, wüsste sie, dass ausgerechnet er sie beobachtete? Wüsste sie doch nur, dass die Löwin, die bläulich leuchtende Löwin, die in diesem Augenblick die dunklen Wesen mit einem tiefen, donnernden Knurren in die Flucht schlägt, nur ihr Verdienst ist. Ihr, und ihrem Friede.

Und als Draco Malfoy in Rückendeckung seines ersten, eigenen Patronus' einer Löwin, in das kalte Wasser springt, von den grauen Fluten übernommen, um Askaban zu entkommen, da sieht er sie vor Augen, wie sie in einem Lehnstuhl saß und sich nicht rührte. Nein, mehr Friede, als Hermine Granger vor dem dunklen Gewittersturm hinter den dünnen Buntglasscheiben gab es wohl nicht, da war er sich sicher. Seltsam, denkt er noch und dann beginnt er zu schwimmen.

Du mein Friede I ONESHOT I Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt