(13) - Dinner-Party.

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Zur Seite wippt er und dann wieder zurück. Hin und her vom Schotter des Weges ausgehend. Stets gleichmäßig in seinem Takt.
Mein Kopf empfindet keine Ruhe. Bin Stolz drauf Muskulatur zu besitzen, dass dieser mir nicht vom Haupt fällt.

Schlaff wollen meine Augen in eine Schließung verfallen. Sich nicht länger in einer Aufnahme befinden, welche die Umgebung nur trübe und von eigener Dunkelheit eingenommen vage erkennt. Das Gespräch hat sich in die Länge gezogen. Dennoch ist nur meine Sicht dunkel.

Kam zu nichts Neues hinaus. War wie ein Kaffeekränzchen, nur ohne privat fröhliche Gespräche. Stets mit dem Bedacht, das Unternehmen des anderen zu seinen Gunsten auszunutzen. Die Vorschläge von Herrn Kang hab ich abgeschlagen.
Sehe es bald kommen, dass dieser keinen Sinn mehr in unserer Partnerschaft erkennt. Vergisst da wohl die Vorteile an Finanzen und Mobilität. Für uns beide.

Oder hat er es deswegen noch nicht beendet? Genau, weil er dies berücksichtigt. Nicht vergisst, weswegen wir es vor Jahren eingegangen sind.

Er war eine meiner ersten Bekanntschaften im Business. Ich war noch frisch im Geschäft und kann froh sein, dass er meinen Grünschnabel nicht ausgenutzt und mir stattdessen geholfen hat.

Er ist ein alter Herr. Schon lange dabei, weiß wohl nur zu gut, wie schwer es ist sich einen Platz zu erbauen, diesen instand zu halten und dann auch noch Umsatz zu erlangen. Zu wachsen.

Hat mich geprägt. Gewissermaßen zu dem gerissen, durchdachten und gut gewollt kühlen Geschäftsführer erzogen. In diesem Business meine Vaterrolle übernommen, ohne jemals in meine Privatsphäre einzudringen oder tieferes Interesse an meinem Leben vorzulegen. Genau deswegen konnte ich es nicht verpassen. Genau deswegen haben mich Herr Kims Worte vor Zorn kochen lassen.

Herrn Kang hat mir meine Einstellung gegeben. Nie einen Grund genannt, weswegen ich ihn überhaupt näher, als fürs Geschäft notwendig, kennenlernen sollte. Diese Einstellung war mein Ein und Alles. Ich sah sie als einzig richtig an. Verstand nie, wie sich andere bei Treffen duzen konnten. Freudig umgarnten oder über ihre letzten Erlebnisse diskutierten. Ihre Familie mit einbezogen. Freunde waren. Obwohl sie doch gleichzeitig Feinde der Welt sein könnten.

Aus Lust heraus. Es war Lust. Von Herrn Kang wüsste ich den Vornamen nicht mal, wenn er nicht so populär im Internet zu finden wäre, er hat ihn mir nie genannt. Herrn Kim hingegen war, der erste, den ich geduzt habe. Von dem Bezug Geschäftsführer zu Geschäftsführer ausgehend.

Die Lust hat mich getrieben. Neugier. Seine Art. Erkunden. Lebenssinn. Es gibt so vieles, was ich wollte. Es ging so weit, dass wir sogar kurzzeitig unsere Vornamen zur Ansprache verwendeten.

Es erschien mir nicht mal komisch. Sind es unsere Jahre des Lebens, welche ungefähr auf einer gleichen Höhe verweilen? Seine Art, wie er mich behandelt. Was ist es? Das mich angetrieben hat?

Mein Körper fühlt sich immer leichter an. Die Gedanken driften sachte ins unendliche, erscheinen zu verschwimmen. Bilder tauchen auf. Wie wir UNO gespielt haben. Gelacht, gehänselt und uns gegenseitig verarschen wollten, nur um den Sieg zu erlangen. Mein Kopf fällt zur Seite, stößt gegen die Autoscheibe. Spüre meinen Körper nicht mehr, kann ihn nicht bewegen. Geistesabwesend. In der Welt der Träume und Wunschgedanken, nein, Erinnerungen gefangen.

Falle immer tiefe. Wie ich ihn nicht bei mir haben wollte und mich an Herrn Park schmiss. Ihn somit fernhalten wollte. Jedoch hat der Ältere keine Sekunde des Schreckens verspürt, sich nicht um Privatsphäre geschert. Beinhaltet dessen Definition wahrscheinlich nicht mal in seinen wirr verrückten Kopf. Mit dessen Inhalt er mich in einem Restaurant auf den Boden zog und Hausverbot erlangte. Wimmerte, jammerte und mir immer vertrauter erschien. Wie eine Gesellschaft, mit der sich ein Abgeben normal erscheint. Zum Alltag gehört. Wozu es sich in den letzten Tagen sogar entwickelt hatte.

Es erschien wie eine Entwicklung einer tieferen Bekanntschaft, möglicherweise Freundschaft. Nachdem ich die letzte Beziehung einer solchen Bezeichnung, aufgrund des Geldes verloren, nur noch wartend am Galgen erhoffe. Ich wollte sowas nicht mehr.

Es war jedoch anders. Viel mehr von unlogischer Dummheit gesteuert. Keinerlei Nähe oder tiefes Vertrauen, welches gebrochen, geraubt und endlos zertrümmert wird, mit sich brachte. Aber genau diese Einfachheit ohne Hauch an Ernsthaftigkeit holte mich zurück. Machte mir klar, was wir sind.

Ich hätte den Fokus nicht verlieren dürfen. Herr Kang hat mich vollst zurückgebracht. Lässt mich hinterfragen, wie es so weit kommen konnte.

Es war sein Charme. Ja. Diese Stimme, seine Ausstrahlung, einfach-
„Herrn Jeon?"

Sofort verlässt mich die grenzenlose Gefühlslage an Freiheit. Gedanklicher, tiefer und in Erinnerung gebundener Gefangenschaft. Meine Augen schießen auf und blinzelnd sehe ich zu Herrn Park, welcher gerade nach mir gefragt hat. Erkenne sofort die Umgebung. Wir stehen vor dem Eingang meiner Wohnung. Sind wieder da. Weg vom Stadtviertel, in dem der superreiche Kang und seine Bank ihren Sitz haben.
Die Sonne scheint. Unser Treffen war vormittags. Nun ist es Mittag. Ich bin jedoch so müde, wie es in den späten Abendstunden festgesetzt sein sollte, ohne das Gefühl von Früh.

„Bitte denken Sie an das Treffen heute Abend. Die Dinner-Party mit vielen CEO's und der Möglichkeit neuer Partnerschaften. Sie erinnern sich?"

Gerade wollte ich nach dem Griff meiner Tür greifen, die Mappe mit Unterlagen an mich reißen, aus dem Auto stürmen, zum Eingang, in den Fahrstuhl und bald schon schlafend zu meinem Bett. Aber jetzt. Nein.

Mich halt keine Präsenz auf. Es ist eine Verkrampfung. Von meinem eigenen Körper. Eine Gänsehaut, die sich wie eine Schicht, ein Kokon, welche mir jegliche Fähigkeit der Bewegung entraubt. Mich hinterfragen lässt, ob ich diese jemals besaß.
„Ja. Klar."

Vorher ist mir Herrn Kim nirgends aufgefallen. Aber wie es wohl jeder weiß und kennt, einmal damit auseinandergesetzt begegnet es einem plötzlich überall. Erscheint wie die neue Weltmacht.

Er wird da sein? Mich ansprechen? Auf mich zugehen? Oder mich möglicherweise umgehend, die Abgabe mit anderen Persönlichkeiten bevorzugen. Wäre mir lieber. Dann würde ich mich zu Kang gesellen und diesem, als auch den anderen alten Hasen, meine Gesellschaft bereithalten.

Nach meinem mehr als nur deutlichen Abgang der Distanz, wollte ich eher weniger zu einem Punkt übergehen, in dem wir uns wieder begegnen.

Jedoch hab ich da erneut Veranstaltungen vergessen, welche schon über Wochen geplant und niedergeschrieben in meinem Kalender stehen.
Hätte ich es doch nur berücksichtigt.
„Gut. Ich hole Sie dann gegen 18:30 ab."

Ausschließlich ein Nicken entkommt mir, während der Ältere erleichtert seufzt. Sich denkt, dass ich es auch ohne seine erinnernden Worte nicht vergessen hätte. Tja. Falsch gedacht. Ich hätte geschlafen. Nun aber muss ich dieses Vorhaben mit einem festgelegten Wecker einkürzen. Zeit zum Herrichten freihalten.

Diesmal mit weniger Selbstbewusstsein und weniger Auffälligkeit der Selbstsicherheit auftreten. Möglicherweise bemerkt mich mein, gestern im Stich gelassener, Partner, dann gar nicht und ein Aufeinandertreffen, als auch unangenehm ungünstige Wortwechsel wurden verhindert.

Die Tür zuschmeißend, trete ich mit schlaffem Schritt an der Tür heran. Höre, wie Herrn Park abfährt.

Spinne Hoffnung in meinen Kopf, merke wie dieses Tuch so seidig ohne weitere Probleme durchschnitten wird.

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the (blood) party. | taekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt