»Gast«

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"Rian ist nicht da!"

Ich ging wie automatisch einen Schritt nach hinten, während Juri mich neugierig musterte und bei meinem Anblick dreckig zu grinsen begann. Dieses falsche Lächeln konnte einem wirklich Angst machen...

"Ich wollte nicht zu Rian. Du bist genau die Person, die ich gesucht habe und endlich ist der Tag gekommen, wo meine Männer mir mitgeteilt haben, dass du hier alleine bist."

Das bedeutet nichts Gutes!

Ich runzelte über seine Worte irritiert meine Stirn und schaute ihn dabei fragend an, während ich an dem leichten Zittern meiner Hände schon bemerkte, wie viel Angst und Panik sich in meinem Körper gerade ausbreiteten.

Aber er und Rian waren Freunde. Wieso sollte er mir etwas tun?

"Also", fing er dann an und fuhr dabei über sein weißes Hemd, um es zurechtzurücken, doch ehe er weiter sprechen konnte, schrie meine Innere Stimme mich an, ich solle flüchten, also rannte ich ohne Sinn und Verstand los zur Treppe, um aber von ihm auf halbem Wege aufgehalten zu werden, bevor ich diese erreichen konnte.

War wohl doch eine dumme Kurzschlussreaktion!

"Du Mistkerl!", fluchte ich und wollte mich gerade aus seinem Griff befreien, so wie Rian es mir beigebracht hatte, da kam aber Nero die Treppe knurrend heruntergerannt und biss sich an dem Russen seinem Arsch fest, der daraufhin laut anfing zu schreien.

"Verfluchter Drecksköter!!!", brüllte Juri und ließ zum Glück von mir ab, sodass ich endlich wieder zu Atem kam. Ich rang panisch nach Luft und wusste nicht, was ich tun sollte, da zog Juri plötzlich blitzschnell eine Waffe und zielte ohne mit der Wimper zu zucken auf Neros Kopf.

Scheiße!!!

"Nein!", schrie ich bestimmend und Juri starrte mich mit einem vernichtenden Blick an, während Nero von ihm abließ und sich knurrend zwischen uns stellte.

"Entweder du hörst mir jetzt zu und der Hund verschwindet nach oben, oder ich knall erst ihn und dann dich ab!!!"

Dadurch, dass ich mittlerweile wusste, wie krank und verrückt Juri war, wusste ich auch, dass er jedes Wort Ernst meinte und dass es vermutlich das Beste wäre, ihm einfach zu gehorchen.

"Nero, geh hoch", sprach ich ganz ruhig zu meinem Dobermann, der daraufhin auch sofort aufhörte Juri zu fixieren, der sich seinen verletzten Arsch festhielt und auf russisch herumfluchte.

Als Nero dann die Treppen hochlief, fing der Russe sich zum Glück wieder was seine Wut anging und lachte mich dämlich an.

"Der Hund versteht dich?", amüsierte er sich und es war mir Mal wieder völlig unverständlich, wie Juri überhaupt tickte. Ihm wurde immerhin gerade in die Arschbacke gebissen, wieso lachte er schon wieder?

Der hatte definitiv eine Schraube zuviel locker...

"Ich bin Zigeunerin. Ich kann jeden dazu bringen, dass zu tun, was ich verlange", gab ich ihm dann selbstsicher zurück und wusste in dem Augenblick nicht, ob ich nicht vielleicht auch schon verrückt geworden war.

Sollte ich nicht immer noch Angst vor ihm und seinem Auftauchen haben? Aber Rian vertraute ihm, vielleicht sollte ich das einfach auch tun. Wollte er mir etwas böses, hätte er ja Nero erschießen können, dass hat er aber nicht getan...

"Gut zu wissen, denn genau so eine Person brauche ich", sprach er dann wieder ernst und zeigte dabei auf einen der Stühle am Esstisch. "Setz dich, liebste Keeva."

Während Juri sich zur Küche wandte und sich dann dort selbst am Tiefkühlfach bedienen ging, ließ ich mich mit meinem skeptischen Blick auf ihn gerichtet auf einem der Stühle nieder und musste mir wirklich ein Kichern unterdrücken, als ich dabei zusah, wie er sich die Tiefkühl- Erbsen an den Hintern drückte und leise aufstöhnte.

Das war ein zu köstlicher Anblick, im wahrsten Sinne des Wortes!

"Also. Erstens", fing er an und kam dabei zurück zum Tisch, wo er nur einen flüchtigen Blick zum Stuhl warf und dann wieder mich ansah, während ich mir immer noch ein auflachen verkniff.

Sitzen würde er sicher längere Zeit nicht...

"Wenn jemand erfährt, was ich dir jetzt erzähle, wirst du das bitter bereuen. Ich warne meine Geschäftspartner gerne vor."

Na super! Sofort war meine Laune wieder im Keller... Moment Mal...

"Geschäftspartner?", fragte ich skeptisch, doch er ignorierte mich gekonnt, was mich wirklich leicht reizte.

"Zweitens weiß ich, wer dein komischer Stalker ist."

Sofort beschleunigte sich mein Puls und mit großen Augen starrte ich ihn an, während meine Hände sogar schon leicht anfingen zu schwitzen.

"Wer ist es???", wollte ich sofort wissen, doch Juri schüttelte nur grinsend den Kopf.

"Erst gibst du mir dein Wort, dass du niemandem von dieser Unterhaltung erzählst. Weißt du, Keeva. Einem Russen ein Wort zu geben ist wie ein Schwur. Solltest du ihn brechen, wirst nicht du sterben, aber alles andere was du liebst.."

Ich würde diese Unterhaltung also mit ins Grab nehmen...

"Ich gebe dir mein Wort."

Juri erzählte mir davon, dass ihm jemand Geld geklaut hatte. Er ging durch eine Zeugenaussage davon aus, dass es Rian war, deswegen war er auch im Club, doch ihm wurde schnell klar, dass da jemand anderes nur falsche Spuren legen wollte. Nach dem Tod von Anjelika hatte er die ganze letzte Woche alle möglichen Überwachungsvideos der Umgebung angezapft, denn auch wenn sie für ihn nur eine Hure war, musste ihr Tod gerächt werden...

"Und du wirst den Lockvogel spielen... Ich möchte ein Geständnis und genau deswegen möchte ich auch nicht, dass die Brüder davon erfahren. Sie würden impulsiv handeln, vor allem Rian und das kann ich nicht gebrauchen."

Ich nickte und verstand zwar, was er meinte, aber den Lockvogel zu spielen klang für mich alles andere als begeistert... doch wenn ich ein normales Leben mit Rian wollte, musste ich es tun.

"Dann sag mir wer es ist und ich tue es."

_______
🤷🤷🤷

Rian - Bis dass der Hass uns scheidet Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt