»Gewitter«

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Nachdem Rian gemeinsam mit Odran abends das Haus verlassen hatte, fühlte ich mich zunehmend unwohler.

Ich hatte ihn zwar auch dazu gedrängt, zu diesem Abendessen zu gehen, aber ohne seine Präsenz und ohne seine Nähe, breitete sich das ungute Gefühl in mir aus, dass sicher irgendetwas schreckliches passieren würde. Deswegen lag ich auch zusammen mit Nero eingemurmelt in meiner Decke und schaute einen Film im Fernsehen, um einfach nur irgendwie die Zeit zu überbrücken...

Draußen war es bereits dunkel und als sich plötzlich das ganze Zimmer erhellte, zuckte ich erschrocken darüber zusammen und erhob mich, um mich panisch umzusehen, was Nero mir sofort gleich tat.

"Das darf nicht wahr sein", hauchte ich augenverdrehend, als ich bemerkte, dass es draußen wie aus Eimern schüttete und ein Gewitter über uns wütete.

War ja klar, das selbst sie Natur mich fertig machen wollte, wenn Rian nicht bei mir war...

Als es dann auch noch laut donnerte, gingen auf einen Schlag der Fernseher und das Licht aus, was mich wirklich fast zum verzweifeln gebracht hätte. Anscheinend wollte die Welt mir beweisen, dass Rian und ich zusammen sein müssten, damit nichts schreckliches mehr passieren würde.

Mit leichtem Herzrasen erhob ich mich vorsichtig aus dem Bett und tapste durch die Dunkelheit, während ich mich mit einer Hand an Nero festhielt, der mich sicher zur Tür führte.

"Du bist wirklich mein Licht in der Dunkelheit", flüsterte ich ihm dankbar zu, um anschließend die Tür zu öffnen und mit riesigen Augen laut los zuschreien.

"Keeva!", versuchte Senan mich zu beruhigen und ich hielt mir panisch mein Herz, denn mit seiner scheiß Kerze direkt unter dem Gesicht sah er aus, als würde er mich als Geist heimsuchen wollen.

"Bist du verrückt!?!?!", quiekte ich beinahe atemlos und schlug ihm leicht gegen seinen Arm. "Du hast mich fast zu Tode erschreckt!"

Er sah schuldbewusst aus und zog seine Schultern leicht hoch.

"Entschuldige, aber ich mag Gewitter nicht und wollte nachsehen, wie es dir geht."

Gut, dann war ich wenigstens nicht der einzige Angsthase hier.

"Und was machen wir jetzt? Der ganze Strom ist ausgefallen."

Ich schaute ihn fragend an und er nickte Richtung Treppe, um mir voran dann den Flur entlang zu laufen. Wir stiegen gemeinsam die Treppen herunter und ich hielt mich an seiner Schulter fest, denn man konnte wirklich kaum etwas erkennen. Daran änderte auch seine dämliche Kerze nichts.

"Wir können ja Wahrheit oder Pflicht spielen", gab er plötzlich von sich und ich schlug ihm leicht gegen seinen Hinterkopf.

"Vergiss es", erwiderte ich ihm ernst und nahm noch sein dämliches Lachen wahr, ehe ein erneuter Blitz das gesamte Wohnzimmer erhellte und ich aus Angst auf seinen Rücken sprang, worauf er aber keineswegs vorbereitet war.

"Keeva, du-"

Ehe er ausreden konnte, fielen wir beide vorwärts zu Boden und als wir dann wie zwei Idioten auf dem Holzboden lagen, lachten wir plötzlich ohne Grund laut los, während ich mir meinen Ellbogen hielt, der von dem Aufprall leicht wehtat.

"Willst du mich umbringen", lachte Senan und jetzt, wo auch die Kerze aus war, sah man wirklich fast überhaupt nichts mehr. Einzig das schwache Licht des Mondes gab ein wenig Ausblick auf die Umgebung hier unten.

Nachdem wir ausgiebig über uns selbst gelacht hatten, drehte ich meinen Kopf in seine Richtung und sah ihn ernst an, während wir beide auf dem Rücken lagen und Nero sich auf die Couch verzogen hatte. Wahrscheinlich hatte er genug von uns.

Rian - Bis dass der Hass uns scheidet Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt