»Missverständnis2«

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Frustriert und überfordert war ich immer noch dabei, die kaputten Teile meines Koffers wegzuräumen, während mir die Tränen nur so über mein Gesicht liefen und mir damit leicht die Sicht versperrten.

Odran hatte meine Klamotten schon wieder hoch geräumt und obwohl ich darauf bestand, sie wieder in Rians Zimmer zu bringen, tat er es einfach nicht. Vermutlich wusste er schon, dass ich so schnell nicht mehr aus meinem Zimmer herauskommen würde.

Aber nicht mit mir!

Er hatte mir einfach zu vertrauen. Egal ob er wollte, oder nicht!

Ich wusste ja selbst, wie das alles aussehen musste, aber er konnte doch nicht ernsthaft glauben, dass ich sowas wie Juri auch nur mit Handschuhen anfassen würde...

Niemals! Nichtmals nur, weil es Juri war, ich würde auch keinen anderen Mann mehr anfassen. Rian war mein Ehemann, mein Traummann und dazu noch mein Erster und ich hoffte auch aus ganzem Herzen, dass er mein Letzter wäre. Und diese Hoffnung konnte mir auch niemand mehr nehmen. Egal wie mitleidig Odran mich gerade ansah, während ich wie ein Häufchen Elend auf dem Boden saß.

"Die Sachen sind alle oben", ließ er mich wissen und bückte sich zu mir herunter, um mir vorsichtig mit seinem Daumen einige meiner Tränen wegzuwischen, während ich mich einfach nur scheiße fühlte.

"Odran", wimmerte ich und sah ihm traurig entgegen. "Ich habe wirklich nichts getan."

"Ich weiß", meinte er sofort und nahm meine Hände vorsichtig in seine, um mich auf meine Beine hochzuziehen. Er nahm mich fest in seine starken Arme und streichelte beruhigend über meinen Rücken, während ich mich sogar bei ihm leicht unwohl fühlte. Ich wollte einfach keinem anderen Mann mehr nah kommen, egal ob aus Liebe, Trost oder sonst was. Ich wollte doch nur mit dem einen glücklich sein und das konnten wir leider erst, wenn dieser Stalker endlich tot wäre... Und dazu musste ich mein Wort gegenüber Juri halten, egal wie sehr es gerade alles auseinanderriss.

Sobald das geschafft wäre, könnte ich Rian die Wahrheit sagen und alles wäre wieder gut.

"Vielleicht solltest du dich-"

"Was ist denn hier los?", hörte ich Senan, der gerade die Treppe herunterkam und sich gähnend den Bauch kraulte.

"Hast du etwa geschlafen?!", fragte Odran sofort und ließ mich dabei wieder los.

"Naja, ein Nickerchen. War ein anstrengender Tag."

Senan zuckte mit den Schultern und Odran schüttelte nur genervt den Kopf.

Die Beiden diskutierten dann darüber, was geschehen war, während ich mich zu Nero herunter bückte, um ihm lächelnd über sein Fell zu streicheln. Er merkte wohl, dass es mir beschissen ging, denn immer wieder stupste er mich leicht an und leckte mit seiner Zunge über meine Wangen, um mir die Tränen damit zu entfernen.

"Ich geh mit ihm raus", meinte Senan dann mit seinem mitfühlenden Blick auf mich gerichtet und ich erhob mich nur widerwillig und nickte.

"Und ich lege mich etwas hin", erklärte ich den Beiden und legte dabei meine Hand auf meinen Arm, der immer noch leicht wehtat.

Mit gesenktem Blick nahm ich die Treppen nach oben und blieb im ersten Stock kurz stehen, um wehmütig zu Rians Zimmer zu schauen, doch ehe ich meinen Weg nach oben fortsetzen konnte, hörte ich plötzlich die Haustür knallen.

"Wo warst du? Hast du getrunken?", hörte ich Odran und als ich dann Rians Stimme hörte, klopfte mein Herz wie wild und obwohl alles so verfahren war, breitete sich ein verliebtes Lächeln auf meinen Lippen aus.

"Ja, mit Pirina."

Oh mein Gott!!!!

Ich riss ungläubig die Augen auf und dachte dann darüber nach, was er wohl getan hatte. Doch was sollte ich nun tun? Immerhin verlangte ich von ihm sein vollstes Vertrauen, also konnte ich ihm ja wohl jetzt kaum etwas unterstellen, oder etwa doch?

Rian - Bis dass der Hass uns scheidet Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt