Kapitel 7: Beschlossene Sache (Pretending)

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Kapitel 7: Beschlossene Sache

Harry hatte sich die Info geholt wann Mal wiederkam. Sie sollte in einer Woche wieder in Auradon sein und dann konnte er sie um Hilfe bitten. Wobei er sich gar nicht mehr so sicher war, ob er das brauchte. Carlos schien es völlig gut zu gehen. Er saß hier sogar mit ihm am Esstisch und aß mit ihm zu Mittag. Dabei hätte Harry nicht für möglich gehalten das der Junge überhaupt sein Zimmer verließ. Er war so daran gewöhnt gewesen ihn in sein Bett vorzufinden. Dennoch machte es ihn glücklich. Das würde er nicht leugnen.

„Was hast du gemacht während ich weg war?" fragte er dann interessiert. „Oh. Nicht viel eigentlich. Mir ist meine Lampe runter gefallen, habe das sauber gemacht und dann wollte ich etwas essen. Du scheinst heute morgen doch nicht gegessen zu haben?" Harry musste sich erstmal daran gewöhnen das Carlos so viel auf einmal redete und dabei auch noch strahlte. Er hatte heute morgen scheinbar wirklich nur Kopfschmerzen gehabt. Ah, wenn er sich gerade daran erinnerte. „Und deine Kopfschmerzen?" Carlos nahm eine Gabel in den Mund und lächelte. „Sind weg." Harry betrachtete den Kleineren der ihm gegenüber saß. Er hatte zwar noch immer Augenringe, aber ansonsten schien ihm nichts zu fehlen. „Das ist gut." Auch er machte sich weiter daran sein Essen aufzuessen. Erstaunlicherweise war Carlos sogar schneller als er fertig.

„Wollen wir dann gleich den nächsten Film angucken?", schlug er vor, damit sie ein Beschäftigung hatten. „Nervt es dich denn nicht die ganze Zeit mit mir hier drinnen im Bett zu liegen und Filme zu gucken?", wollte Carlos stattdessen aber wissen. Dies fragte er sich schon etwas länger, denn er wusste wie gerne Harry draußen saß. „Nein, nicht wenn du dabei bist." Carlos errötete bei seinen Worten und ließ Harry nur Grinsen. Wobei es stimmte, dachte sich Harry. Er hatte kein Problem damit, solange Carlos bei ihm war. Währendessen dachte Carlos nur eines, Harry hätte sowas nie gesagt. Dies konnte wirklich nur ein Traum sein und irgendwie sorgte es für einen bitteren Nachgeschmack auf seiner Zunge. „Aber ich denke heute sollten wir wirklich lieber drinnen bleiben. Jane hat mir von ein Unwetter berichtet, was heute über uns ziehen soll." Dabei sah der Brünette aus den Fenstern und konnte die dunklen Wolken bereits sehen. Es war wahrscheinlich wirklich sicherer wenn sie einfach hier blieben und sich entspannen. „Dann gucken wir uns wieder Filme an." So war schnell entschieden das sie sich wieder in Carlos Bett verpflanzten, um dort weitere Hai-Filme zu schauen. Doch durch die schlechte Nacht und zu wenig Schlaf, lag Carlos schon bei der zweiten Hälfte des Filmes schlafend im Bett. Harry betrachtete ihn mit einem Lächeln. Wenn es Carlos besser ging, konnten sie vielleicht den letzten Monat der Sommerferien raus gehen. Sie konnten Picknicken und Schwimmen gehen. Er könnte ihn vielleicht sogar fragen, ob er mit ihm ausgehen will. Wobei letzteres noch Zeit hatte. Ganz viel Zeit. Erstmal wollte er ihre Freundschaft festigen, bevor er sich in etwas unüberlegtes stürzte. Denn sollte Carlos so empfinde wie er, war es ihm sehr ernst mit der Sache. Er wollte ihn weder überfordern, noch vergraulen.

Harry drehte sich weg und erhaschte etwas am Boden. Verwirrt stand er auf und betrachtete das Metallgehäuse. Er wusste was es war, denn er hatte es schon öfter auf den Nachttisch stehen gesehen. Der kleine Roboter war kaputt und sein Arm hing nur noch an einen Kabel am Körper. Die Antenne war angebrochen und lag daneben. Harry beugte sich herunter und hob ihn auf. Warum liegt der hier kaputt? Er drehte sich zu Carlos der noch immer schlafend im Bett lag. Er konnte das Prasseln des Regens hören, was gegen die Fensterscheiben prallte. „Habe ich mich doch geirrt? Geht es ihm doch nicht gut?" Vorsichtig und darauf bedacht leise zu sein, ging er auf die Bettseite von Carlos und sah ihn an. Er begann ihm über den Kopf zu streicheln. „Was denke ich da bloß. Es ging dir noch nie besonders gut und du warst immer schon stark. Du hast die Insel ausgehalten und deine Mutter", flüsterte er und dachte an damals. Es wusste niemand, aber er und Carlos hatten eine lange Zeit lang viel Kontakt gehabt. Das war bevor er bei Mal in der Gruppe eingeladen worden ist. Harry war zwar traurig darüber gewesen, hatte aber gewusst das es besser war. Er hatte nicht offen zu Carlos stehen können, ohne selber Probleme zu bekommen, aber die anderen hatten ihn beschützen können. Er seufzte lautlos. Carlos schien es dennoch besser zu gehen, als vor einigen Wochen noch. Er musste einfach darauf vertrauen, dass war die Lösung.

Harry setzte sich auf den Boden und machte einfach weiter. Dies hatte immer eine beruhigende Wirkung für den Weißhaarigen gehabt. Zu mindestens hatte Carlos ihm das mal gesagt. Nachdem er einmal von seiner Mutter verprügelt worden war und Harry ihn gefunden und aufgemuntert hatte, hat er ihm das gesagt. Wie oft er sich damals um ihn gekümmert hatte, einfach weil seine Mutter grausam und wahnsinnig war. So wie er selbst. Er war auch wahnsinnig, auf eine verquirlte Art und Weise. Sonst hätte er gewusst, dass er Carlos niemals hätte gehen lassen sollen. Sonst hätte er ihn nicht jedes Mal nachdem er ihn aufgemuntert hatte, wieder zu seiner Mutter gehen lassen. Er hatte nichts für ihn tun können, auch deshalb hatte er ohne etwas zu sagen, Carlos gehen lassen. Er hatte sich von ihm so gut es ging ferngehalten. Doch was brachte es ihm jetzt? Carlos brauchte jemanden und er war der Einzige der hier war. Wenn ihre Freunde wieder kamen, würde er wieder für sie Platz machen. Sein Herz würde zwar daran zerbrechen, doch Carlos würde es gut gehen. Harry fühlte dieses verräterische Brennen in seinen Augen. In seinem gesamtem Leben hatte er zwei mal geweint. Er würde nicht ein drittes Mal dazu zählen. Aber er wollte ganz ehrlich sein. Carlos erneut von sich zu stoßen und ihm nicht so nah sein zu können, wie er es sich am liebsten wünschen würde, tat einfach unglaublich weh. Und auch wenn er vorhin etwas anderes gedacht hatte, wusste er, er könnte niemals mehr so bei Carlos sein.

Harry legte sich zu Carlos und zog den kleinen Körper an sich. Aber so lange er konnte würde er es genießen. Er würde sich um ihn kümmern und sie würden Freunde sein. Nicht mehr und nicht weniger. Mit diesem Gedanken schlief der Brünette ein.

Carlos stand vor ihm mit einem breiten Lächeln. So breit und ehrlich. Unschuldig. Harry schluckte schwer. „Harry." Seine Stimme erklang in einer Art Singsang und zerrte an seinen Herzen. Wie eine Sirene zog sie ihn in ihren Bann. „Harry." Erneut. Harry streckte seine Hand aus und berührte die blasse mit Sommersprossen verzierte Wange. „Harry." Seinen eigenen Namen zuhören, bereitete ihm einen schweren Druck auf der Brust, aber er wollte es in diesen Moment ignorieren. Er musste das hier genießen. Er wusste, dass das hier ein Traum war. Auch wenn es ewig her war, seit dem letzten mal wo er von Carlos geträumt hatte.

Harry", riss ihn die Stimme aus seinen Gedanken. Mit einem Lächeln beugte er sich herunter und küsste die weichen Lippen seiner großen Liebe. In seinen Träumen konnte er es machen. In seinen Träumen durfte er es machen. Doch es bescherte ihm einen bitteren Nachgeschmack, nachdem sie sich wieder lösten. „Harry. Ich liebe dich." Sein Herz brach. Er würde diese Worte niemals in echt hören. Niemals. Aber er würde auch nichts daran ändern. Carlos war ohne ihn besser dran, genauso wie seine Schwestern. Eigentlich wie alles was er liebte. Mit Ausnahme von Uma, aber sie war auch sein Kapitän und beste Freundin. Er würde sie nie los werden. Er wusste wie stark sie war. Doch Carlos, den er gerade in seinen Armen hielt, war so zerbrechlich und klein. Er war zwar auf seine Art stark, aber Harry wollte gar nicht das er stark sein musste. Er wollte ihn einfach nur mit einen Lächeln durch die Welt laufen sehen. Von weiten, wohl bemerkt.

Wieder küsste er Carlos, aber er würde es diese Nacht dabei belassen. Denn es war nicht richtig, auch wenn es nur seine Träume waren. Aber es fühlte sich nicht richtig an.

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