15.: Verlangen

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Nein, nein, nein. Das durfte er nicht ernst meinen. Wenn er es tat, würde er mich umbringen. Nicht physisch, sondern psychisch. Er würde jeden einzelnen Teil meiner Seele töten, bis nichts mehr übrig war. Aber würde ich es nicht zulassen, würde er weitaus schlimmere Dinge machen. Wer brauchte mich schon? Das Leben hatte mir eh schon übel mitgespielt, da kommt es auf diesen seelischen Tod nicht an.
Das hieß aber noch lange nicht, dass es mich nicht zerstören würde. Doch erstmal musste ich mich mir helfen.
10 Minuten später saß ich weinend auf meinem Bett, den Arm blutüberströmt, in meiner Hand die Klinge und meine Gedanken bei dem, was mir bevorstand. Ich spielte mit dem Gedanken, einfach abzuhauen, aber er würde mich eh finden, so wie auch letztes Mal. Und irgendwie Beweismaterial sicherzustellen traute ich mich auch nicht. Und mich weigern, das ging auch nicht. Dann würde er irgendwas meinem Vater oder meinen Freunden antun und das wollte ich nicht riskieren. Nein, ich musste mich meinen Qualen stellen. In zwei Tagen würde er wiederkommen.
Zwei Tage.
Mit diesem Gedanken schlief ich ein.

Klirren. "Fuck! Jo!", hörte ich eine Stimme rufen. "Was ist denn?", fragte ich, die Augen noch geschlossen. Als ich sie aufschlug, blickten mich Adams Augen direkt an. Wie ich mich in diese Augen verliebt hatte. "Jo, was ist passiert?" Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich ihn die ganze Zeit angestarrt hatte. Ich setzte mich auf. "Was meinst du?", fragte ich unschuldig, dabei wusste ich es.
Ich hatte das Blut gestern nicht abgewaschen.
"Schau doch deinen Arm an!" Ich tat es. Oh Gott. Mein ganzer Arm, wirklich der ganze, war voller Blut. So tief war es mir gestern Nacht gar nicht vorgekommen. "Wir gehen jetzt ins Bad und machen das sauber!", sagte er bestimmt und zog mich an meinem unverletzten Arm in das kleine Badezimmer. Er bedeutete mir, mich auf den Toilettendeckel zu setzen und nahm Verbandszeug heraus. Dann feuchtete er einen Waschlappen an und presste ihn vorsichtig an meinen Arm. Mit langsamen Bewegungen wusch er das gröbste ab. Diese Prozedur wiederholte er und nahm danach ein bisschen Toilettenpapier, sprühte ein bisschen Desinfektionsmittel darauf und desinfizierte meine Schnitte. Als das alkoholische Mittel mit meinem Blut in Kontakt trat, keuchte ich kurz auf. "Shh", machte er. "Gleich hörts auf." Ich sah ihn an. "Ok", flüsterte ich. Ich schaute ihm dabei zu, wie er behutsam Salbe auftrug und schließlich einen Verband um meinem Arm wickelte. "Wieso kannst du das so gut?", fragte ich erstaunt. Als Antwort hielt er mir seinen Arm hin. Viele kleine weiße Linien zeichneten sich darauf ab. Er hatte es also auch getan. Ich schaute ihn fragend an. Wieso?, sagte mein Blick. Er verstand es. "Mobbing." Oh. Ich wollte nicht weiter darauf eingehen und er wohl ebenso wenig. "Willst du was essen? Ich wollte dich mit Kaffee wecken aber daraus wurde wohl nichts." Er lachte nervös auf und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. "Hab keinen Hunger, du?" Mir war ehrlich gesagt kotzübel. Er schaute mich an. "Ich auch nicht."

Kurze Zeit später stand ich vor meinem Kleiderschrank und suchte mir Anziehsachen raus. Am Ende entschied ich mich für ein rot-schwarz-kariertes Hemd und eine schwarze Skinnyjeans mit Schlitzen an den Knien. Als Accessoire tat ich mir eine Tattookette um, meine Haare ließ ich offen. Dann ging ich zu Adam ins Wohnzimmer und setzte mich neben ihn auf die Couch, auf der er gerade Fernsehen schaute. "Was gibt's?", fragte er, ohne den Blick vom Fernseher abzuwenden. Ich antwortete nicht, sondern sah ihn einfach nur an. Seine betont lässige Haltung, seine muskulösen Arme, die Bauchmuskeln, die sich unter seinem T-shrt abzeichneten, seine Haare, die wild in alle Richtungen abstanden, weil er keine Lust hatte, sie zu machen. All das verzauberte mich in diesem Moment irgendwie. Als er mich endlich ansah, konnte ich den Blick immer noch nicht von ihm abwenden. "Ist was?", fragte er mich. Seine Art, die Lippen zu bewegen, machte mich verrückt - und ich wusste noch nicht mal warum. Die Verwirrung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Und in diesem Moment packte mich ein mir unerklärlicher Drang, dem ich, ohne ihn zu hinterfragen nachging.
Ich beugte mich vor und küsste ihn.
Erst war er zu verwirrt um zu verstehen, was ich tat, aber nachdem er es realisiert hatte, wurden seine Lippen weich. Er küsste mich zurück und in meinem Bauch explodierten tausende Raketen. Nach kurzer Zeit nahm er mich an der Hüfte und hob mich mühelos auf seinen Schoß, ohne den Kuss zu unterbrechen. Seine Hände lagen auf meinem Po, unsere Zungen rangen miteinander und ich vergaß für einen Moment alles, was hinter mir lag und mir bevorstand. Mein Kopf konzentrierte sich mehr auf Adams Lippen, die sich perfekt mit meinen ergänzten und sich so weich anfühlten.
Wir lösten uns voneinander und legten Stirn an Stirn, schauten uns nach Luft ringend in die Augen und konnten nicht wirklich fassen, was gerade passiert war. Er fuhr mit seinem Zeigefinger sanft über meine Lippen. "Wie schön du bist.", flüsterte er. Ich lächelte und nahm seinen Finger von meinen Lippen, die sich nach der Küsserei irgendwie geschwollen anfühlten.

"Ich liebe dich.", sagte Adam, als ich mit dem Kopf auf seiner Brust lag, sein Arm um meine Schultern gelegt. Dieser entspannte Adam gefiel mir so viel besser als der verlegene, der mir vor wenigen Tagen noch erklärt hatte, wie falsch es wäre, dass er mich liebe.
"Ich dich auch.", erwiderte ich und lächelte.

Freunde der Sonne, ich update.
Hurra! Ein Ü-Ei für mich bitte!
Ich wollte euch eigentlich nur fragen, wie euch die Geschichte gefällt, da ich das Gefühl habe, dass manche hier die Geschichte einfach 'n Dreck juckt.
Und ich entschuldige mich für die Kuss-Szene! Ich habe sowas noch nie geschrieben bzw. erlebt und ich wollte es nicht zu 'nem Soft-Porno ausarten lassen, yöy.

Narben { pausiert }Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt