Home Sweet Home

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☆ Dakota ☆

Am Flughafen verabschieden wir uns von Raven und Jacob, schnappen uns das Gepäck und gehen zum Taxistand, um nach Hause zu fahren. River trägt die Reisebox, in der Captain Morgan gerade ein Nickerchen macht, während ich Einstein an der Leine durch die Menschenmenge führe.

»Teilen wir uns ein Taxi?«, fragt River und sieht mich über seine rechte Schulter hinweg an.

Soweit ich weiß, wohnen wir nur 4 Blocks voneinander entfernt. Und doch sind wir uns in den letzten Jahren nicht mal zufällig begegnet.

»Klar«, stimme ich zu und freue mich schon darauf, noch etwas mehr Zeit mit ihm verbringen zu können. Wir haben zwar gerade erst während des sechsstündigen Fluges nebeneinandergesessen, trotzdem gefällt mir der Gedanke nicht, mich von ihm verabschieden zu müssen – sei es auch nur für ein paar Stunden.

Wir beziehen Position in der Warteschlange und River stellt die Transportbox auf dem Boden ab. Einstein setzt sich direkt daneben und schaut nach seinem besten Kumpel.

»Bist du wirklich sicher, dass du den Captain mit zu dir nehmen willst?«

Auf dem Flug haben wir die Sorgerechtsverhältnisse für den Kater ausführlich besprochen, trotzdem hakt er ein weiteres Mal nach. Da ich das Tier gefunden habe, steht er mir zu.

»Ja. Ich gehe nachher gleich in die Zoohandlung und kaufe alles, was ich für meinen Mitbewohner brauche, denn ich möchte, dass er sich bei mir wohlfühlt.«

»Stört es dich, wenn ich dich begleite?« River schlingt einen Arm um meine Mitte und zieht mich an seine Seite. »Merkst du, dass ich einen Vorwand suche, um noch länger mit dir zusammen sein zu können?«

Seine Worte wärmen mein kleines Herz. »Dafür brauchst du doch aber keine Ausrede«, erkläre ich und lehne den Kopf gegen seine Schulter. Der Gedanke, dass wir jetzt nicht mehr in einer Blase leben und jeder in sein eigenes Apartment zurückkehrt, behagt mir gar nicht. In den letzten Tagen habe ich mich daran gewöhnt, in Rivers Armen einzuschlafen und von seinen weichen Lippen geweckt zu werden.

»Okay, dann bin ich mal ganz mutig und frage dich, ob ich heute Nacht bei dir bleiben kann, denn ich weiß sonst nicht, ob ich ohne dich ein Auge zu bekomme.«

Lächelnd hebe ich den Kopf und treffe auf den intensiven Blick seiner blauen Augen, der meine Knie augenblicklich in Wackelpudding verwandelt. »Das wäre wirklich schön. Aber ich muss dich warnen, denn mein Bett ist nicht so groß wie das in Aspen.«

»Dann können wir näher zusammen rücken.« Ein Funkeln tritt in seine Augen und er drückt einen sanften Kuss auf meine Stirn. In meinem Bauch erheben sich die Schmetterlinge, um erneut ihre Runden zu drehen. Dieser Mann macht mich echt schwach. Ich kann es immer noch nicht glauben, wie schnell ich mich auf ihn eingelassen habe. Einen Kerl, dem ich so viele Jahre lang so gut es ging, aus dem Weg gegangen bin, obwohl mein Herz jedes Mal schneller schlug, sobald er in der Nähe war.

Ein Taxi hält am Straßenrand und das ältere Ehepaar vor uns steigt ein. Der nächste freie Wagen gehört uns. Hoffentlich müssen wir nicht zu lange warten, denn meine Füße werden trotz der zwei Paar Socken langsam kalt.

Eine halbe Stunde später stecke ich den Schlüssel ins Schloss und öffne die Tür zu meinem Apartment. Einstein zwängt sich an meinen Beinen vorbei, um als Erster das fremde Terrain zu betreten. Neugierig saust er zuerst in die kleine Küche und von dort in den angrenzenden Wohnbereich. Er springt auf das Sofa und blickt aus dem Fenster, vor dem ein großer Baum steht, in dem jedes Jahr zwei Vogelpaare brüten. Als er heftig mit dem Schwanz wedelt, gehe ich davon aus, dass er wenigstens einen der Piepmätze entdeckt hat.

River folgt mir mit den Koffern, während ich die Transportbox im Wohnzimmer abstelle und öffne, damit sich Captain Morgan endlich wieder frei bewegen und sein neues Zuhause kennenlernen kann. Zögerlich steckt die Samtpfote den Kopf heraus und schnuppert in der Luft, ehe er langsam ins Freie tritt. Vorsichtig sieht er sich erst um, tapst dann unter den hölzernen Couchtisch, wo er sich setzt und erstmal den Reisemief aus seinem Fell entfernt. Ich bin erleichtert, dass er sich nicht in eine dunkle Ecke geflüchtet hat.

River hat seinen Koffer und den Rucksack neben der Tür abgestellt und wartet nun mit meinem Gepäck in der Hand darauf, dass ich ihm sage, wo er es hinbringen soll. Oder wartet er darauf, dass ich ihm mein Schlafzimmer zeige. Das wird er noch früh genug sehen, immerhin bleibt er heute Nacht ja hier. Lächelnd gehe ich auf ihn zu. »Fällt dir nicht schon der Arm ab?«

»Noch geht es, aber dein Koffer ist tatsächlich schwerer als meiner. Was hast du denn alles mitgenommen? Kieselsteine?«

»Ein paar Bücher«, erkläre ich schulterzuckend und laufe dann den kleinen kurzen Flur hinunter, von dem das Bad, eine kleine Abstellkammer sowie mein Schlafzimmer abgehen. »Allerdings bin ich nicht dazu gekommen sie zu lesen, da mich ein ganz bestimmter Typ davon abgehalten hat.«

»Was? Wer hat denn die Dreistigkeit besessen, dich in deinem wohlverdienten Urlaub abzulenken?«

Vor dem Bett bleibe ich stehen und drehe mich zu ihm um. River stellt den Koffer neben der Kommode ab und kommt dann auf mich zu.

»Ach, da war dieser heiße Kerl, mit diesem losen Mundwerk, den ich schon seit Ewigkeiten kenne.« Grinsend streiche ich über seine Brust.

Er umfasst meine Hüften und beugt sich zu mir herunter, um seine Lippen auf meine zu legen. »Was kennst du denn für Leute?«

»Das frage ich mich auch manchmal«, gebe ich zurück und schlinge die Arme um seinen Nacken. »Es sieht ganz danach aus, als wenn mich besagter Mann erneut abzulenken versucht.«

Seine großen Hände streicheln über meinen Rücken. »Ablenken würde ich das nicht nennen. Er nutzt eben nur jede Chance, dir nahe zu sein.« Dann verschließt er meinen Mund und küsst mich so leidenschaftlich, dass ich am liebsten die Tür hinter uns schließen würde, um einfach so zu tun, als wären wir nach wie vor weit weg.

Leider geht das noch nicht, denn ich brauche dringend Futter und auch ein Katzenklo für Captain Morgan, denn ich möchte nicht, dass er sich in seiner Not auf dem Teppich erleichtert.

Schweren Herzens schiebe ich River von mir und fahre mit meinen Fingerspitzen seinen Kiefer entlang. »Das müssen wir leider verschieben«, sage ich mit belegter Stimme und verziehe den Mund zu einer Schnute. »Lass uns in die Zoohandlung gehen und auch noch ein paar Lebensmittel kaufen, sonst verhungern wir noch.«

River schüttelt den Kopf. »Ich habe alles, was ich brauche«, erklärt er und drückt seine Lippen noch ein Mal auf meine. »Zur Not knabbere ich eben an dir.«

Warum werde ich jedes Mal schwach, wenn er solch simplen Worte von sich gibt?

Mir ist echt nicht mehr zu helfen!

Ich ergreife seine Hand und ziehe ihn hinter mehr aus dem Raum, damit wir uns auf den Weg die Straße hinunter machen können. Dort gibt es einen gut ausgestatteten Shop, der alles anbietet, was das Herz eines Haustieres begehrt.

Captain Morgan hat sich inzwischen auf dem Sofa gemütlich gemacht, während Einstein vorsichtig die einzelnen Pflanzen beschnüffelt, die im Raum verteilt sind.

»Wir sind gleich zurück. Macht keine Dummheiten ihr zwei«, ruft River den Tieren zu und öffnet die Tür.

Grinsend folge ich ihm und frage mich gleichzeitig, wie stark der Alltag von nun an unsere gerade erwachte Liebe beeinflussen wird. Werden die Gefühle stärker oder verpuffen sie im Nu, weil wir kaum Zeit füreinander haben werden? Ich sende ein stilles Gebet an den den lieben Gott, dass er mir nicht auch noch diesen tollen Mann nimmt, denn einen weiteren Verlust ertrage ich momentan nicht.

☆°~♡~°☆

Boston hat unsere Vier wieder. 😁

Jetzt kann das Leben so richtig losgehen. 😏

Snowed In With The SinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt