Die Zeit unseres Lebens

Kapitel 33

Damon

Leichter Regen fällt auf meine Frontscheibe, während ich auf dem Parkplatz der Universität stehe und auf Katy warte. Versuche, meine Nervosität unter Kontrolle zu bekommen und tief durchzuatmen. Einfach daran glauben muss, dass ich das Richtige tue. Für Tess. Für mich. Für unsere gemeinsame Zukunft. Denn drei Monate sind seit der Feier meiner Eltern vergangen und ich habe jeden Tag aufs neue das Gefühl, dass mein Körper den Kampf gegen den Krebs gewinnen kann. Fühle mich einfach jeden Tag besser und weiß, dass ich das der Chemotherapie zu verdanken habe. Dass ich auf dem besten Weg bin, wieder gesund zu werden, weshalb ich den nächsten Schritt wagen möchte.

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als die Beifahrertür ruckartig geöffnet wird.

,,Hi", begrüßt Katy mich überschwänglich, als sie einsteigt und mir sofort um den Hals fällt. ,,Ich kann kaum glauben, was du vorhast. Ich bin so aufgeregt", kreischt sie mir begeistert ins Ohr, weshalb mir beinahe das Trommelfell platzt.

,,Autsch", gebe ich von mir, als sie sich von mir löst und mich freudesstrahlend ansieht. ,,Ich glaube, ich musste mich gerade von meinem Trommelfell verabschieden", scherze ich, während ich mir kurz schmerzhaft das linke Ohr reibe.

,, Tut mir leid", entschuldigt Katy sich immer noch aufgeheitert bei mir. ,, Aber ich bin einfach nur so glücklich gerade. Vor allem, da du mich auch noch dabei haben willst."

Ich lächle, während ich den Motor starte.

,,Ich brauche deinen Rat. Du wirst besser wissen, welcher ihr gefallen könnte", schmeichle ich ihr und sehe sie noch einmal an. ,,Und ich brauche dich heute an meiner Seite."

Sie lächelt mich liebevoll an und legt ihre Hand kurz auf meine.

,,Das bedeutet mir viel", gesteht sie mir gerührt, weshalb ich ihre Hand kurz mit meiner umschließe, bevor ich mich wieder nach vorne wende und losfahre. An Samstagen ist der Parkplatz der Universität kaum gefüllt, weshalb wir den Campus schnell hinter uns lassen.

,,Was hast du für heute abend geplant?", erkundigt sich Katy schließlich neugierig bei mir, als wir gerade auf die Landstraße einbiegen.

,,Ich werde sie heute Abend zum Essen ausführen und anschließend mit ihr bei Sonnenuntergang an den Strand gehen. Dort möchte ich ihn ihr geben", teile ich ihr meinen Plan mit und spüre zeitgleich, dass die Nervosität mich wieder einholt. Meine Hände beginnen zu schwitzen und ich spüre ein Kribbeln in mir, das mich wahnsinnig macht. Katy scheint mir meine Nervosität anzumerken, denn sie umschließt kurz meine Hand, die auf der Kupplung liegt, mit ihrer.

,,Mach dir keine Sorgen, Damon. Tess liebt dich. Mehr als alles andere auf der Welt. Sie wird nicht nein sagen", versucht sie mich zu  ermutigen, doch ich bin nicht nur deshalb nervös.

,,Ich habe Angst, dass ich einen Fehler mache", gestehe ich ihr schlussendlich, als wir an einer roten Ampel stehen. ,,Mal davon abgesehen, dass wir gerade einmal acht Monate zusammen sind und ich befürchte, dass es für Tess vielleicht einfach noch zu früh ist, was ich ihr nicht mal übel nehmen könnte. Schließlich heiratet man in unserem Alter nicht einfach nach wenigen Monaten, aber ich bin mir ohne Zweifel sicher, dass ich mit Tess alt werden möchte. Nicht nur, weil wir ein Kind erwarten, sondern weil ich sie unbeschreiblich liebe. Mir ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen kann. Ich ihr dieses Versprechen geben möchte. Das Versprechen, mein restliches Leben mit ihr zu teilen. Doch was, wenn ich dazu nicht mehr lange in der Lage sein werde. Wenn ich bald sterbe. Ich möchte ihr kein Versprechen geben, dass ich womöglich nicht mehr lange halten kann."

Diese Sorge endlich mit jemandem teilen zu können, erleichtert mich, denn seit Tagen habe ich mit ihr zu kämpfen. Weiß einfach nicht, ob ich das Richtige tue. Ich höre Katy niedergeschlagen seufzen, doch ich kann sie nicht ansehen, da ich wieder weiterfahren muss.