"Ich hör ihre Gedanken nicht."

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Sie ging mir nicht aus dem Kopf... sie, und die Tatsache, dass ich ihre Gedanken nicht hören konnte, und da fragte ich mich natürlich, ob es Wesen gab, deren Gedanken wir nicht hören konnten. Sicher, die Gedanken der eigenen Art konnten wir nicht immer hören, und die Gedanken von Menschen konnten wir so abblocken, sodass wir nicht alle hörten. Völlig abschalten konnten wir das nicht, dass wusste ich... aber bei dieser Frau war noch nicht einmal der Hauch eines Flüsterns zu hören... es herrschte einfach nur Stille... vollkommene Stille.

,,Muriel?" mein Vater riss mich aus den Gedanken als wir beim Abendessen saßen, und ich sah ihn an, fragte ihn, was er wissen wollte und er fragte schmunzelnd, wie mein Tag war.

,,T'schuldige Dad... ich ehm... war in Gedanken."

,,Das hab ich gemerkt. Worüber denkst du so angestrengt nach?" fragte er und ich war in diesem Moment wirklich froh, dass er meine Gedanken nicht belauscht zu haben schien, und so fragte ich: ,,Dad... gibt es Menschen, deren Gedanken wir nicht hören können? Also ich meine... so gar nicht."

Mein Vater sah zu seiner dritten Frau, und damit zu meiner dritten Stiefmutter, bevor er sagte: ,,Halte dich fern von solchen..." er suchte nach einem Wort, bevor er sagte: ,,Halte dich einfach fern von ihnen."

Ich wusste erst nicht was ich sagen sollte, aber auch als Mary den Kopf leicht schüttelte, wusste ich, dass es ein heikles Thema war, und das ich es lieber nicht hätte ansprechen sollen. Zumindest nicht bei ihm, und so verließ ich noch dem Abendessen sein Manor und lief durch das Dorf, dass ich über die Jahre zu hassen begann. Es wäre ja noch "normal" gewesen, wenn jeder jeden kennen würde, aber bei uns war es noch eine Stufe schlimmer, denn hier kannte wirklich jeder jeden. Wir ließen kaum eine Menschen im Dorf leben... nicht das wir jemanden töten würden, nein. Aber wenn jemand nicht in dieses Dorf gehörte... und das war so ziemlich jeder, der nicht zum Rudel gehörte, oder der einen Gefährten im Rudel hatte... dann wurde er oder sie hinaus "gebeten", und das konnte verschiedene Bilder haben. Die Katze eines Mädchens wurde einmal so verletzt, dass sie zum Tierarzt musste. Sie starb nicht, aber sie war für ihr Leben entstellt.

Ich hasste diese Einstellung, aber ich konnte noch nichts tun... noch war ich kein Alpha, und manchmal wusste ich auch nicht, ob ich überhaupt einer sein wollte... auf der einen Seite würde ich verhindern können, dass jeder, der nicht zu unserem Rudel gehörte, hinaus geekelt wurde... auf der anderen Seite war ich froh, dass mein Vater nicht wie andere Alphas war. Er verlangte glücklicherweise nicht von mir, dass ich mich mit einem anderen Alpha paaren müsste, um ein Rudel zu führen... ich würde meinen eigenen Vater nicht töten müssen, um seinen Platz ein zu nehmen... und er verlangte auch nicht von mir, dass ich einen Mann wähle, um seine Welpen aus zu tragen... denn nichts anderes wäre das für ihn. Ich würde nur sein Weibchen sein. Und das wollte ich nicht... aber war war es, dass ich wollte?!

Mein Vater hatte mir mal genau die gleiche Frage gestellt, und ich hatte ihm gesagt, dass ich Liebe wollte. Wahre... aufrichtige... echte Liebe. Ich wollte nicht wie er werden... ich wollte nicht wie er sein, und mir alle sieben Jahre einen neuen Partner wählen... obwohl ich vielleicht mit dem vorherigen Partner glücklich war, so wie er es bei meiner Mutter getan hatte... kopfschüttelnd erinnerte ich mich noch relativ gut an diesen Tag. Er hatte gerade mit ihr Schluss gemacht, nachdem sie sieben glückliche Jahre hatten... der Streit war unglaublich laut, bis sie sich schließlich beide verwandelt hatten, und ich von meiner Nanny weg gezogen wurde... alles, was ich mit bekommen hatte war, wie zwei Wölfe versuchten ein ganzes Haus stehen zu lassen. So kam es eben auch, dass ich aktuell bei Stiefmutter Nummer drei war... nein, ich wollte nicht so werden, und genau das hatte ich ihm gesagt. Ich hatte ihm gesagt, dass ich warten würde... das ich auf meine wahre Liebe warten würde... ich hatte ihm auch gesagt, dass ich mich niemals zwischen meinem Gefährten, und meiner zukünftigen Partnerin entscheiden würde, sollten es zwei unterschiedliche Menschen oder Wölfe sein. Wenigstens war er damit mit mir einer Meinung...

Als ich das Haus meiner Mutter erreichte, und sie mich, nach einer Umarmung, herein gebeten hatte, stellte ich ihr die gleiche Frage, die mein Vater abgeblockt hatte. Sie nickte seufzend: ,,Ich verstehe, warum Richard ausgewichen ist. Du bist deiner ersten Hexe begegnet."

,,Hexe?! Aber ich dachte, die sind tot."

,,Genau wie wir, wenn es nach manchen Menschen ging. Sie leben, wie wir auch, im Untergrund... sie leben mitten unter den Menschen, verstecken sich... passen sich an die Gesellschaft an, und ich weis, was Richard sagen würde, aber nein... es sind nicht alle schlecht und böse."

,,Und... wir können ihre Gedanken nicht hören?"

,,Richtig. Sie unsere aber auch nicht..." erklärte sie mir, und ich hatte gerade das Bild im Kopf, dass Menschen sehr oft von uns hatten... was wenn sie die gleichen Probleme mit Vorurteilen hatte?

Ich sprach noch sehr lange mit meiner Mutter, die in vielen Dingen ein völlig anderes Bild... und eine andere Meinung hatte, als mein Vater... erst später in der Nacht lief ich zurück zum Manor, in dem mein Vater, seine aktuelle Frau und ich lebten... ich ging direkt in mein Zimmer, und dachte noch sehr lange nach, bevor ich schließlich einschlief...

Allow me to Love youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt