Jisung besaß ein Fahrrad. Ein altes, rostiges, mit ein paar Resten von seinem mint färbenden Lack die abblätterten wenn man zu schnell trat. Aber es war ein Fahrrad.
Und mit diesem machte er sich auf den Weg zu Minhos Haus. Google Maps lenkte ihn von den Straßen weg und er fuhr seit guten zehn Minuten über Landwege. Eine milde Brise gab ihm Rückenwind und er hörte "Tango" von ABIR auf Dauerschleife.
Das Lächeln auf seinen Lippen war wie mit wasserfesten Stift drauf gemalt, egal was passierte, es verschwand einfach nicht. Jisung sang die Lyrics in seinem Kopf mit, nur seine Lippen bewegend.
Er hatte sich nach dem letzten Kundengespräch –mit einer gestressten Frau, wo das eine Kind im Hintergrund weinte und ihr anderes so laut Metall spielte das die beiden sich gegenseitig anschreien mussten um das Problem zu beheben– sich die nächstbesten Klamotten übergeschmissen und losgefahren.
Der weiße Pullover kratzte ein wenig, und die braun karierte Hose war wie immer ein Stückchen zu groß. Das konnte ihn aber nicht stören. Er war auf dem Weg um Minho (und seine Katzen) zu sehen und ihm von gestern Abend zu erzählen.
Etwas ruckelig bog er auf die normale Straße ab. Nun fuhr er auf dem glatten Asphalt im Neubaugebiet. Er konnte das Haus des anderen schon vom Weiten sehen. Jisung stand auf und trat mit mehr Kraft und Elan in die Pedale, sodass er mit Schwung den Hügel hochfuhr. Sein Hinterreifen schlitterte ein wenig als er abrupt vor seinem Haus zum Halten kam und mit einem Fuß auf dem Boden stand.
Minho war gerade aus seinem Auto ausgestiegen. Er guckte Jisung ein wenig erstaunt an, doch lachte als dieser versuchte seinen (kaputten) Fahrradständer dazu zu bringen zu halten.
Er holte seine Arbeitstasche von der Rückbank. Währenddessen hatte Jisung es aufgegeben und sein Fahrrad einfach gegen die Wand gelehnt. Er wippte, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, auf seinen Fußballen.
Die Sekunde wo Minho wieder in seinem Blickwinkel war, sprintete Jisung zu ihm und sprang ihm an die Brust. Minho keuchte auf, doch lachte nur und strich Jisung mit seiner freien Hand durch die Haare. Der Junge wippte trotzdem immer noch mit seinen Beinen und löste sich wieder von Minho.
„Ich hab dir so viel zu erzählen!" Erklärte er, etwas außer Atem. Minho lächelte ihn an und nickte. „Dann komm." Und so gingen die beiden in sein Haus.
Als Begrüßungskommittee standen seine drei Katzen direkt hinter der Tür. Jisung warf sich förmlich auf die Knie um die flauschigen Tiere einzeln mit einem „Hallooooooo" und vielem Gekuschelt zu begrüßen. Minho tat dasselbe, vielleicht ein wenig ruhiger und meinte er würde sich schnell umziehen.
„Wie geht's euch hm?" Jisung hatte kaum mitgekriegt das Minho nicht da war. Er ließ sich von den Katzen ins Wohnzimmer führen und pflanzte sich auf die Couch. Doongi miaute laut auf. Als würde sie ihm wirklich etwas erzählen. Jisung grinste und antwortete der Katze. „Nein hat er nicht getan?"
Doongi fuhr mit ihrem Kopf an seinem Arm vorbei und nickte. Jisung atmete geschockt ein (als würde die Katze ihm den heißesten Klatsch der Stadt erzählen).
„Beschwert sie sich schon wieder?" Minho war in den Raum reingekommen. Graue Jogginhose, schwarzes T-Shirt –der Klassiker. Jisung verschluckte sich an seiner Spuke und begann laut zu husten. „
Geht's?" Minho setzte sich neben ihn, in die Ecke der Couch und ließ sich breitwillig von Dori besetzten, die sich mit ihrem Gesicht zu Minho Gewand auf seinen Schoß gesetzt hatte. Jisung, immer noch am Husten, zeigte ihm einen Daumen hoch und seine Ohren waren hochrot gefärbt. Minho legte seinen Kopf in den Nacken und lachte leise.
Nachdem sich Jisung wieder beruhigt hatte wandte er sich dem Man zu. „Wie war die Arbeit?" Gedanklich wollte er sich dafür schlagen, es hörte sich irgendwie... seltsam an wenn er das sagte.
Minho guckte ihn für eine Sekunde an und lächelte dann. Er fing dann an zu erzählen wie die Leute waren bei denen er den Arbeitsplatz wie bei Jisung kontrollieren musste. Es stellte sich heraus, dass er heute bei Felix war. Bei der Erwähnung von seinem Namen begann Jisung wieder aufzudrehen und rückte ein Stück näher an Minho ran um ihn mit großen Kulleraugen über ihn auszufragen.
Wie es ihm ginge, ob er immer noch mit Jeongin zusammenwar und so weiter und sofort. Minho beantwortete seine Fragen bereitwillig.
Die beiden grinsten sich an wie zwei Idioten. Vielleicht waren sie das auch. Aber wenn der andere genau das war, was man gerade brauchte –jemand der dir viel erzählt, der die Stille in deinem Haus füllt und sich genauso um dich sorgt wie du für ihn oder jemand, der dir zuhört egal wie viel Scheiße du redest und dir Sachen beibringst die du nicht kannst oder kennst –dann war es gar nicht so schlimm ein Idiot zu sein.
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So wechselte das Thema von Arbeit und anderem zu dem Grund warum Jisung hier war. Gerade war er fertig, alles zu beschreiben an was er sich erinnern konnte (manche Teile waren verschwommen) und dabei viele, also sehr viele Gestiken und hektische Armbewegungen zu benutzen. „Also... ja das ist passiert."
Das er an Minhos Schulter lehnte und die Katze auf dem Schoß des Mannes streichelte, war ihm nicht aufgefallen. „Das ist für dein erstes Mal echt viel, gut gemacht." Minho streichelte Jisung durch seine blonden Haare, der auf Lob daraufhin kicherte. „Ich hab ja nicht viel gemacht..."
„Du hast es dich auf jeden Fall getraut," meinte Minho und guckte ihn von etwas weiter oben sanft an. „Hätte ich mich nicht getraut, vor alledem nicht alleine."
Jisung errötete. „Ach sei doch leise..." und patschte ihm als Versuch ihn zu schlagen auf den Bauch.
„Eyyy." Minho heulte auf und griff sich dramatisch an die Stelle, als würde er gleich sterben. „Ach hör doch auf." Lachte Jisung und piekte dem Man in die Seite, der sich dann auch die Stelle hielt und noch dramatischer Aufheulte.
Daraufhin startete Jisung eine Pieksattacke. Die Gelächeltere der beiden füllte den Raum. Die Katzen hatten sich durch den Raum verstreut. Soonie saß auf der Fensterbank und tankte das letzten bisschen orangene Sonnenstrahlen.
Minho atmete erschöpft auf. Der andere man hatte sich auf ihn gelegt „um seine Macht im Kampf" zu demonstrieren und ließ es über sich ergehen. Er wusste zwar, das nur ein kleines zucken mit seinen Muskeln reichen würde damit er den „Kampf" gewinnen würde. Aber Jisung war so komfortable mit seinem Kopf auf Minhos Bauch und ihre Beine komisch zusammengeknotet.
Die kleinen Finger von Ihm spielten mit seiner Hand, während Minho irgendwas über einen seiner Lieblingssänger erzählte und zwischendurch durch Jisungs Kommentare lachen musste. Jedes Mal würde sich Jisung beschweren das sein Kopf mit hüpfte wenn sich sein Bauch vor Lachen hob und sank. Was darin endete das Minho noch mehr lachen musste und Jisung zum Jammern brachte.
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Es war angenehm ruhig geworden zwischen den beiden. Minho fuhr ihm durch die Haare und massierte seine Kopfhaut leicht. Doch Jisung hatte noch eine Sache auf dem Herzen die er noch loswerden lassen musste. „Weißt du was Minho?"
Der murmelte nur etwas Unverständliches und guckte zu ihm runter. Jisungs Augen trafen auf seine und die beiden lächelten sich kurz wieder an. Jisung fuhr dann fort. „Ich glaube ich werde nicht noch einmal alleine wechseln..."
Minhos stockte kurz mit seinem Kämmen doch nickte dann nur. „Warum nicht hm?"
Jisung guckte auf sein schwarzes T-Shirt. „Weiß nicht... irgendwie hab ich das Gefühl das ich was kaputt machen würde oder so wenn ich das alleine mache..." Er atmete laut aus und legte seinen Kopf seitlich auf Minhos Bauch. Seine Wange gegen den weichen Untergrund geschoben das seine Wange noch runder aussah als davor.
„Außerdem sind da noch meine Eltern und.... Miri." Minho nickte verständlich und summte. „Wie würdest du es finden wenn du mit mir zusammen wechselst?" Jisung zuckte nur mit den Schultern. „Hmm..."
Er wollte aber lächeln, das war der eigentliche Plan gewesen. Er hatte es sich nur nicht getraut zu fragen. Aber Minho wusste das. Jisung's Körpersprache verrat ihn. Er schüttelte sanft mit seinem Kopf und begann ihm einen kleinen Zopf zu flechten.
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Trouvaille | Minsung ✓
RomanceJisung hatte mit dem Virus und der aktuellen Situation zu kämpfen. Gehaltskürzungen und Home Office zwangen ihn schließlich dazu, zu seiner Familie zurückzuziehen. Nicht nur eine Menge Stress, sondern auch andere... seltsame Ereignisse brachten ihn...