I have it

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- 3 Jahre später -

Zaghaft trat ich vor den langen, schmalen Spiegel. Mir blieb nahezu der Atem stehen und ich fühlte hier und da an meinem Körper, ob ich nicht gerade träumte. Der weiße Stoff fiel federleicht an mir herab, mein Haar ebenso in langen Wellen über meine Schultern und mein Haupt zierte ein feingeflochtener Blumenkranz aus weißen Callas und violetten Callicarpa. Ich erblickte Freya schelmisch schmunzelnd hinter mir, mit einem aufgeregten Funkeln in den hellbraunen, gesprenkelten Augen. „Stay still!", schimpfte sie lachend, während sie an meinem Haaren nestelte. Mit einem Mal stolperte eine aufgescheuchte Clara in das kleine aber fein eingerichtete Zimmer hinein. „I have them. I've found them", keuchte sie außer Atem, eine Hand auf ihr Knie gestützt und die andere Hand streckte sie in die Luft, als hätte sie gerade einen Baseball gefangen. Freya stöhnte leicht genervt. „Yeah, it was about time! Where were them?", gab sie spitzzüngig aber mit einem Grinsen im Gesicht von sich. Clara hatte mittlerweile Platz genommen, um Luft zu holen, dann sah sie etwas peinlich berührt zu Boden und nestelte an der kleinen Schachtel. „On my bed", nuschelte sie, wahrscheinlich in der Hoffnung, wir würden es nicht hören. Freya schnalzte mit der Zunge und ich lachte nur herzlich. „Oh, dear, everything's fine. They are here now!" Clara trat nun neben mich auf meine freie Seite. Ich schnappte nervös nach Luft. „I can't believe that we finally get married after all." Freya gluckste amüsiert. „Thank god, after you rejected the poor man twice." Ich rollte leicht mit den Augen. „The second time doesn't count. I just wanted to be sure, after all what happened", seufzte ich und sie legte mir eine Hand auf die Schulter. „And are you sure now?", fragte Clara prompt mit weitaufgerissenen Augen. „Clara!", schritt Freya ein. „What, I just want the best for our Marie and after all what he had taken her through it's my right to ask, isn't it?", warf ihr Clara etwas schnippisch entgegen. Bevor die Situation zwischen den beiden eskalieren konnte, hielt ich beide Frauen bei der Hand und sagte: „I am more than sure. He's the love of my life, he has been from the start and nothing will ever change that." Ich war so glücklich über meine eigenen Worte, dass ich vor Aufregung leicht zitterte. „Good", flüsterten Freya und Clara gleichzeitig. „Let's do it", rief Freya aufgeregt und ihre Cousine zog nochmal hier und da an meinem Kleid und richtete meinen Schleier. Ich hätte es nach dem Fiasko vor drei Jahren niemals für möglich gehalten, dass ich nun hier, mit meinen 43 Jahren in einem weißen Kleid, umgeben von allen, die mich lieben, mein Eheversprechen abgeben würde. Die Zeremonie würde direkt vor meinem Haus stattfinden, am Wasser, genauso, wie ich es mir immer gewünscht hatte. Ich konnte das alles gar nicht fassen, bis ich die Treppen hinunter zur Haustür ging und dort mein Vater in einem wunderschönen, eleganten, schwarzen Anzug auf mich wartete. Seine Augen wurden immer größer und ich hätte schwören können, eine Träne in seinem Augenwinkel zu erkennen, als ich ihm die schwarze Fliege richtete. „Bereit, Sweetheart?", brummte er, um seine Rührung zu kaschieren und räusperte sich etwas. „Mehr als das, Daddy", flüsterte ich, jedoch mit einer Ernsthaftigkeit in meiner Stimme, wie ich sie noch nie zuvor erlebt hatte. „Du siehst wunderschön aus, Marie. Ich bin so stolz auf dich. Ich wusste, du wirst deinen Weg finden", ergänzte er noch und nun war es an mir den Tränen nahe zu stehen. „Komm jetzt, bevor mein Make Up gänzlich ruiniert ist", lachte ich ergriffen und nahm seinen Arm, um mich führen zu lassen.

(Lied für den Gang zum Altar: New Start von Martin Phipps)

Da öffnete sich die Haustür und ein weißer Teppich fuhr die Treppen hinunter in den Sand, bis vor zu einem bezaubernden Altarbogen. Rechts und links waren gut jeweils 20 Stühle aufgestellt worden, die alle prall gefüllt waren und vorne stand er. Mein brauner Wuschelkopf, noch mit dem Rücken zu mir gewandt und dann ertönte die Musik. Es war noch viel schöner, als ich es mir erträumt hatte. Meine Mutter zerfiel schon in Tränen, noch bevor ich den ersten Schritt gemacht hatte und ich hörte hier und da ein Staunen und begeistertes Tuscheln. Ich strahlte überglücklich in all die liebevollen Gesichter. Sie waren alle da.

You are a memory (RDJ Fanfiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt