Zwei Dinge fielen mir an Yoongis Mutter besonders auf. Nummer eins, sie war viel aufgeweckter und lauter, als ihr Sohn, der sich während unseres Gespräches eher im Hintergrund hielt und sich ständig bewegte, während er neben mir auf der dunklen Couch im Wohnzimmer saß. Nummer zwei, sie hatte eine Menge alter Geschichten über die Zeit vor Yoongis Erfolg und noch vor Yoongis Existenz zu erzählen.
So erfuhr ich, dass Yoongis Eltern einmal ein eigenes Restaurant geführt hatten und dass sie Yoongis Wunsch, eine eigene Plattenfirma zu gründen, zuerst nicht unterstützen wollten, da sie sich etwas sichereres für ihren Sohn ausgemalt hatten. Sie reflektierte darüber, dass sie als Mutter oft Fehler gemacht hatte, aber lobte Yoongi dafür, dass er dennoch zu einem selbstbewussten und selbstständigen Mann herangewachsen war.
Auch wenn ich glaubte, dass alle ihre Worte ehrlich waren, merkte man doch, dass sie ihre Aufgabe als potenzielle Schwiegermutter so gut wie möglich erfüllen wollte. Sie ließ kein Lob aus, auch nicht an meinem Aussehen oder der Art, wie ich mich gab.
Am unangenehmsten war jedoch ihr Schwärmen darüber, wie gut Yoongi und ich zusammen aussahen. Sie ließ keine Gelegenheit aus, zu erwähnen, wie lange sie nun schon darauf wartete, dass Yoongi eine Beziehung einging und dass sie sich freute, dass es gerade mich in die Familie brachte.Bei diesen Bemerkungen versteifte sich wieder alles in mir und ich wollte nur flüchten, weil das hier absolut falsch war.
Aber in den Momenten, in denen Yoongis Mutter sich ernsthaft für mein Studium und mein Leben interessierte, fühlte ich mich wirklich wohl und geborgen. Ich hatte lange nicht so viel mütterliche Aufmerksamkeit bekommen, da meine eigene Mutter sich von meinem Vater getrennt hatte, als ich zwölf gewesen war. Seitdem hatte ich sie nicht mehr gesehen, denn sie war in die Staaten gezogen und dachte vermutlich nicht einmal mehr an mich.
Außerdem war es hier so ruhig und gleichzeitig lebhaft, wenn Mrs. Min da war. In meinem alten Appartementkomplex war es nie so friedlich gewesen und bei Miyoung war es mir manchmal etwas zu unangenehm ruhig. Wenn ich verdrängte, in welcher Lage ich mich hier eigentlich gerade befand, konnte ich diese ganze aufrichtige Aufmerksamkeit sogar genießen.
Mrs. Min sah auf ihre glitzernde Armbanduhr und sprang beinahe auf.
"Oh nein, ich habe die Zeit ganz vergessen. Ich treffe mich noch mit meinen Freundinnen zum Brunchen. Ran, du solltest unbedingt einmal dazukommen. Wir sind zwar alle schon ein älteres Kaliber, aber du bist so ein anständiges, ruhiges Mädchen, dass ich mir sicher bin, dass du dich mit den anderen Frauen gut verstehst."
"Mom", ging Yoongi mit einem Zischen dazwischen und machte einen auffordernden Gesichtsausdruck. Seine Mutter hob abwehrend die Hände und sah mich dann verschwörerisch an."Ich werde dann gehen. Bleibt ihr ruhig hier sitzen, ich weiß ja, wo der Ausgang ist."
Sie ging um den Couchtisch herum und hielt dann noch einmal inne. Kurz suchte sie etwas in ihrer Handtasche, dann fischte sie einen kleinen Notizblock und einen Kugelschreiber heraus.
"Hier, falls du Lust hast, mal mit mir einen Tee trinken zu gehen. Ich kann dir noch sehr viele Geschichten aus Yoongis Kindheit erzählen. Die peinlichsten habe ich heute vorerst weggelassen, die kommen besser, wenn der Sohn nicht mit vor Ort ist."
Ich nahm den Zettel an, gleichzeitig stand Yoongi auf und wollte seine Mutter nun unbedingt loswerden. Die Scharade war wohl vorbei, wobei ich mir nicht sicher war, ob sich damit Yoongis Problem nun gelöst hatte.
Yoongi bedeutete mir, hier auf ihn zu warten und mir blieb ohnehin nichts anderes übrig.
Ich spielte am Saum des geliehenen Designerkleides herum und betrachtete die Handynummer auf dem Zettel. Die Min-Familie warf wohl genauso gerne mit ihren Telefonnummern herum, wie mit ihrem Geld, wenn ich an das Kleiderzimmer voller Kleidung dachte, das niemandem gehörte.
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Sugar Coated || min yoongi
FanfictionKunststudentin Lim Kiran ist pleite, hoch verschuldet und braucht dringend einen neuen Job. Ihre vorherigen Nebenjobs endeten entweder im Desaster oder bezahlten nicht genug, um ihre anfallenden Studiengebühren und die Mietkosten ihrer Ein-Zimmer-Wo...