Werwolffell und Wiedersehen

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Ich saß wieder einmal im Bienenstich. Saphir hatte mich hierhin geschleppt, im letzten Jahr hatte sie sich ziemlich zur Alkoholikerin entwickelt, irgendwie war sie über Brynjolfs Tod immer noch nicht hinweg. Meiner Meinung nach brauchte sie einfach mal wieder guten Sex, und wenn sie mich nicht so oft abgelehnt hätte, hätte sie das auch schon längst bekommen. Aber nein, sie wollte mich ja nur als besten Freund. Ein seltsamer Geruch verbreitete sich nun im Bienenstich. "Lange nicht gesehen", holte mich eine Stimme aus meinen Gedanken. Die Haare auf meinem Arm stellten sich auf, diese Stimme würde mich nie kalt lassen.

-Irgendwann in der Vergangenheit-

"Zum Geburtstag viel Glück, zum Geburtstag viel Glück, zum Geburtstag lieber Rodrik, zum Geburtstag viel Glück", sang meine Familie laut, und ich strahlte. Zur Feier des Tages hatten sie mir etwas Besonderes mitgebracht: Einen Argonier, diese waren ausgesprochen lecker aber selten zu finden. "Danke Mama, danke Papa", antwortete ich und legte meinen Mund genüsslich an den toten Körper vor mir und begann zu saugen. Heute war wirklich ein guter Tag, besonders weil später ja auch noch meine Freunde vorbeikommen würden. Nachdem ich genug Blut gesaugt hatte, machte ich einen Mittagsschlaf, und 2 Stunden später standen meine Freunde Eberhard und Viggo vor der Tür. Schnell gingen wir in meinen Teil der Höhle, und Eberhard erzählte begeistert von seiner neuen Freundin Helen. Sie hatten sich getroffen als sein Pferd ihm durchgegangen war und sie hatte ihm geholfen, es wieder zu fangen. Helen war etwas jünger als er, aber das schien sie nicht zu stören. "Mittlerweile kommt es wenn wir zusammen auf einem Pferd sitzen auch schon zu...Berührungen", verkündete er stolz. Viggo zog nun eine Metflasche aus seiner Tasche, und öffnete sie schnell. Obwohl wir alle noch minderjährig waren, war er schon alkoholabhängig "Beeindruckend, dass du einen Menschen rumgekriegt hast, Aber verständlich, Menschen sind sehr sexy." Ich schluckte, und überlegte kurz, ob ich wirklich meinen Mund aufmachen sollte, doch ich konnte nichts mehr dagegen unternehmen. "Ich finde Werwölfe attraktiv." Viggo trank einen Schluck Met, und sah mich mit großen Augen an, stand schließlich auf, und zog Eberhard mit sich. Was hatte ich gerade getan? Wieso hatte ich das meinen Freunden erzählt? Ich hatte gedacht, ich könnte ihnen vertrauen, aber ich hätte es besser wissen müssen. Natürlich konnte ich so etwas nicht vor Vampiren sagen. Und nun hatte ich beide meine Freunde verloren, die einzigen beiden die meine positive Art ertragen konnten, alle anderen fanden mich nervig, aber meiner Meinung nach waren die anderen einfach nur zu negativ. Tränen flossen nun über mein Gesicht, ausgerechnet morgen war ich auch noch mit meiner ganzen Freundesgruppe verabredet, und so konnte ich mich nicht blicken lassen. "Rodrik, was ist denn los?", fragte meine Mutter als meine Schluchzer durch die ganze Höhle schalten, doch ich konnte nicht antworten. Sie streichelte mir über den Kopf, und legte mich auf das Tierfell, dass seit meiner Geburt als mein Bett diente. Langsam beruhigte ich mich, und mit der Vorstellung, dass das Fell unter mir Werwolf Arme waren, die mich fest umarmten, schlief ich letztendlich ein.

Am nächsten Tag fühlte ich mich nicht besser, aber ich musste zu dem Treffen gehen. Vielleicht konnte ich sagen, ich hatte einen Witz gemacht, irgendwie musste ich die Situation retten können. Doch als ich auf dem Weg zu meinen Freunden war, war mir bereits schlecht, und als sie mich erblickten, wollte ich lieber wieder umkehren. Alle waren still, bis Viggo sprach. "Wir haben etwas für dich" Er trat auf mich zu und öffnete schließlich seine Hände. Darin lag etwas Wolfsfell, und er lachte hysterisch, und die anderen stimmten mit ein. Mit Tränen in den Augen drehte ich mich um, und schwor mir etwas. Nie wieder würde es mich interessieren, was anderen Menschen von mir dachten. Trotzig wischte ich mir die Tränen vom Gesicht. Ich hatte nun ein Ziel im Leben. Sex mit einem Werwolf.

-Zurück in der Gegenwart-

Und wie der Zufall es wollte, war der einzige Werwolf, mit dem ich mehr zu tun hatte, ein Arsch. Aber mein Körper und mein Gehirn wollten einfach etwas anderes, und da ich so lange an meinem Wunsch gehangen hatte, würde ich meine größte Chance, ihn zu erfüllen, nicht einfach so aufgeben. Vilkas sah mich immer noch direkt an, und sein Blick wirkte wie ein anziehender Magnet. Was ich damals allerdings nicht gewusst hatte, war dass Werwölfe stinken. 50% meines Körpers wollten deswegen weit weg von ihm, aber die anderen 50% wollten seine starken Muskeln spüren.

Diese Gedanken zuzulassen fiel mir immer noch schwer, nachdem ich meine ganze Kindheit für meine Werwolffantasien gemobbt wurde. Aber auf der anderen Seite war dies meine Chance, es meinen Feinden zu zeigen. Ich konnte zeigen, dass Sex mit einem Werwolf tatsächlich gut war. Und dann könnte ich Eberhard und Viggo endlich zeigen, das ich Recht hatte. Dieser Gedanke motivierte mich, und ich sah Vilkas erneut an. Ich rümpfte ein letztes Mal die Nase und er sah mir kritisch in die Augen. "Wisst Ihr, wo sich Saphir befindet?" Ich legte einen sexy Blick auf. "Sie ist in der Gilde, die sie leitet, das solltet ihr doch wissen. Aber Ihr könnt auch etwas Zeit mit mir verbringen, uns besser kennenlernen." Um ehrlich zu sein, wollte ich eher direkt mit dem Sex anfangen, der Gestank wurde wirklich nicht besser. Aber ich wollte ihn nicht darauf ansprechen, ohne ihn besser kennenzulernen, das war doch etwas zu direkt.

"Nein, ich möchte wirklich mit Saphir sprechen."

"Ich darf Euch nicht zu ihr führen, in der Gilde seid ihr nicht willkommen." Ich grinste. "Aber ich kann sie auftreiben, wenn Ihr euch ein Getränk von mir kaufen lasst." Er seufzte und verdrehte die Augen, aber setzte sich. "Das ist Erpressung."

"Manchmal muss man eben unkonventionelle Wege gehen, um seine Ziele zu erreichen...Also, wie geht es den Gefährten?"

Der Vampir legte seinen Arm um Vilkas, der angewidert wegrückte.

"Ich denke, ich werde einfach die nächsten Tage Ausschau nach Saphir halten in der Stadt, das ist es mir nicht wert, ein Gespräch mit einem dreckigen 'Menschen' führen zu müssen", sagte der Werwolf laut, woraufhin sich alle Augen auf ihn richteten. Seine Wortwahl war für alle anderen unauffällig gewesen, doch Rodrik war seine Betonung nicht entgangen.

Vilkas stand auf, während Rodrik traurig auf seinem Stuhl sitzen blieb und hob seinen Metkrug zu seinem Mund als Tarnung, aber natürlich trank er nichts, er war ja ein Vampir. Ein dreckiger Vampir, Vilkas Worte wollten ihm nicht aus dem Kopf gehen. Er war so nah dran an seinem Ziel, irgendwie musste er ihn doch überzeugen können. Aber erstmal brauchte er Ablenkung, in Tränen ausbrechen im Bienenstich wollte er am Allerwenigsten.

Eine wütende Stimme sprach: "Was war das denn?"

Wie Rodrik Emo wurde (Saphir FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt