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Ich hab jetzt entschlossen, Frau/Herr Inci einen Namen zu geben.
Da wir nicht wissen, wie sie eigentlich heißen, hab ich nach türkischen Namen gegoogelt und mich für Mehmet und Ela entschieden.












Heute bekamen Umut und ich eine kleine Führung durch die Schule. Frau Steinberg hatte Schüler aus unseren zukünftigen Klassen geholt. Am Anfang war ich ein wenig nervös gewesen. Ich hab zuerst kein Wort gesagt. Mein Herz hatte wie wild geklopft.

Mich hatten zwei Jungs und ein Mädchen durch die Schule geführt; Zoe, Constantin und Sascha. Zoe war super nett. Sie ist anscheinend eine kleine Plaudertasche (sie hat viel erzählt während der Führung), aber sie war echt cool drauf. Sie mochte meine lila Ohrringe, die ich heute getragen hatte.

Constantin war ein bisschen .. seltsam? Er hat mich irgendwie analysiert, von oben bis unten. Es hat sich komisch angefühlt. Er hatte mich ganz zum Schluss gefragt, ob ich ein Mädchen oder ein Junge bin.

Zoe und Sascha haben ihm dann gesagt, dass er solche Fragen sein lassen soll und dass es egal ist, als was ich mich identifiziere. Mir persönlich ist es wirklich egal geworden, seitdem ich mich geoutet hab. Geschlechtsidentität ist einfach so komplex und ich will mir nicht mehr den Kopf darüber zerbrechen.

Ich hab Constantin erklärt, dass ich Nonbinary bin, und er hat ziemlich verwirrt geguckt. Wahrscheinlich wusste er noch nicht, dass es so etwas gibt. Zoe war so nett und hat mich dann gefragt, welche Pronomen ich benutze; das hat mich echt gefreut. Sie ging irgendwie sanfter an dieses Thema ran, als Constantin.

Sascha war wirklich nett. Ich hab seinen Namen tatsächlich erst erfahren, als Anne, Umut und ich uns auf den Weg nach Hause machen wollten. Er hat sich für Constantins Verhalten entschuldigt und gesagt, dass der Typ manchmal ein Idiot sein kann. Die beiden kennen sich seit der fünften Klasse, da musste Sascha sicherlich schon einiges aushalten.

Wir haben nicht gerade viel miteinander gesprochen. Aber er hinterlies irgendwie ein angenehmes Gefühl bei mir. Er hatte diese Ausstrahlung an sich, die dafür sorgt, dass man gute Laune hat, sobald man ihn sieht. Sobald er anfängt zu lächeln, ist es, als ob das Unwetter verschwindet und die Sonne und der Regenbogen hinter den Regenwolken hervorkommt. Er sah gut aus. Ich mochte seine Haare und den gelben Hoodie mit dem Bärenlogo.


Es klopfte an Isis Tür. Isi schloss ihr grünes Notizbuch und legte es mit dem Kugelschreiber zur Seite. »Ja?« »Essen ist gleich fertig, Geliyor musun?«, konnte er von Umut hören. Wie Kommando grummelte their Magen. Schnell erhob sich Isi von seinem Bett und öffnete die Zimmertür.

Als Isi das Wohnzimmer betrat, kroch ihm der Duft von Lasagne in die Nase. Mehmet saß bereits am Tisch, während Umut und Isis Mutter sich noch um das Besteck kümmerten. Isi setzte sich ihrem Vater gegenüber. Unter dem Tisch kam die Katze Aylin hervor. Isi kraulte das Tier hinter den Ohren. Dann ging Aylin rüber zu ihrem Fressnapf.

»Wie war die Führung durch die Schule, Isi?«, fragte Ela während sie Gläser aus dem Schrank holte. Währenddessen lief Umut hin und her und brachte Teller an den Tisch. »Frau Steinberg hat mir versichert, dass die Schüler super höflich sind. Und dass Constantin ein wahrer Schatz ist.« War er nicht. Isi schüttelte den Kopf. »Numara.« »O değil mi? Ist er einer von diesen Jugendlichen, der vor den Erwachsenen ein ganz anderes Verhalten an den Tag legen, als vor Teenagern?« »Belki, ja.«, meinte Isi achselzuckend und griff dankend nach dem Besteck, was Umut ihm reichte. Als der Tisch fertig gedeckt war, holte Ela den Auflauf aus dem Ofen und stellte das Essen in der Mitte des Tisches ab. »Ich weiß, dass das schwer sein kann, aber du musst verstehen, dass er vielleicht ein geringes Selbstvertgefühl hat. Birisi kaba olduğunda, musst du einfach noch freundlicher sein. Klar?« »Klar.« »Umut, tatlı konusunda bana yardım eder misin lütfen?« Umut nickte, dann gingen die zwei zum Kühlschrank.

Be yourself. || 𝑬𝒊𝒏𝒆 𝑫𝒓𝒖𝒄𝒌-𝑭𝒂𝒏𝑭𝒊𝒌𝒕𝒊𝒐𝒏Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt